133. [an Gattin und Sohn]

[194] Salzb: d 27 Sept: 1777


Mein schreiben werdet ihr erhalten haben, von München haben wir von euch noch keine Nachricht weil ihr vermuthlich vor dem Samstage nicht habt schreiben können. Ich befinde mich zwar etwas besser, allein der Husten will noch nicht nachlassen. Noch bin ich nicht ausgegangen, und werde höchstens morgen in die hl: Messe zur heil: [194] Dreyfalltigkeit um halbe 11 gehen. Ist mir aber nicht recht gut, so gehe ich nicht aus. Eben izt war der junge h: v Unhold von München bey mir, ich muste das schreiben aussetzen und mit ihm sprechen, die Nannerl muste ihm eine Sonate spielen. Ich bitte Dich mein lieber Wolfg: schreib keine solche bossen mehr vom Muffti, denke das ich hier bin, ein solcher Brief könnte verloren gehen, oder in andere Hände kommen. Gestern war h: v Moll 4 Stunde bey mir: er wird kommende Woche Erchtag oder Mittwoch nach Hause reisen. Er verlässt Salzb: mit freuden, es gefällt ihm nicht mehr hier. In dem Hosensack wirst Du einen stählernen knopf finden zum grünen Sommerkleid, und verschiedene kleider fleck folgen auch mit. Ich vermuthe, daß euch dieses noch in München antrift. Vielleicht gehen die Sachen etwa dort besser, als wir vermuthet hatten. Du schreibst etwas von den Decreten. mir scheint sie sind Dir nicht nötig. hat es einen Anstandso kann ich Dirs allzeit, und zwar mit der umständlichen Beschreibung der ganze Sache schicken. Es macht dem Fürsten keine Ehre, daß er Dir so einen schlechten gehalt gab, und Dir keine Ehre, daß Du ihm so lang um dieses Bagatelle gedienet hast. wenn Dich iemand fragt, was Du für ein Gehalt gehabt, so würdest Du besser thun geradezu zu antworten, Du wärest nur Deinem vatter zu liebe da geblieben bis Du etwas älter geworden, indem das Gehalt in Salzb: nur 3 bis 400 fl. wäre, ausser den welschen, die der Fürst itzt stärker bezahlte. Den Woschitka1 wirst Du wohl besucht und ihm geschmeichelt haben? man muß sich alle Leute zu freunden machen. Das schrieb ich in der finster, nun hab ich Liecht! gestern hat die Adlgasser victorl der Nannerl die Haar gemacht; heut nachmittage die Catherl ihr die Haar ausgekammpelt und gericht, wir haben mit dem h: Bullinger, der sich alzeit empfehlt, nachmittage gespielt, dann kam der Seelos2 (der sich empf:) mich heimzusuchen, und die Nannerl führte den Pimmperl (der auch sich empf:) spazieren. Morgen kommt die Victorl, die nannerl in der frühe zu frisieren.

[195] Meine Sache ist schon wieder auf dem alten Fuß, was auf meinem Decret stand. das man mir heute von der geheimden Canzley schickte, ist so lang, daß ich es im nächsten Brief, den ich übermorgen schreiben werde, von Wort zu Wort abcopiern werde, dann ich muß itzt schlüssen, und das Päekt noch für den morgigen Postwagen heute auf die Post schicken die Signatur ist höflich, zum lachen, wasch mir den Pelz und netze ihn nicht. Die Mitzerl, die tresel und ganz Salzb: empfehlt sich. Die Nannerl hat alles in Ordnung geraumt, sie empfehlt sich und Küsset die Mamma und Dich millionmahl, und ich? – – Ey das wisst ihr wohl, daß mein ganzes Herz bey euch ist, gott erhalte euch gesund! an euerem Leben hängt das meinige ich bin

der verlassene Vatter und Mann

Mozart


Meine Empfehl: an unsere gute Freunde in München. Wenn es euch wohl geht, so bin ich in meiner besten Laune. hat sich die Mamma bis München keinen Wolf gefahren? – –

Fußnoten

1 Frz. X. Woschitka, Violoncellist der Münchener Hofkapelle.


2 J. Seelos, Tenorist der Salzburger Hofkapelle.


Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 3. München/ Leipzig 1914, S. 196.
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