157.[294] 1

Salzburg, den 15t Decemb: 1777


Mon trés cher Fils!


Im Namen Gottes! gedult! sonst kann ich auch nichts sagen. Die Sache muß doch itzt vorbey seyn, – nicht da ich es schreibe, sondern da ihr dieses liest: denn da wird wohl schon der 21te seyn. Der allmächtige gebe, daß es nach seinem allerheiligsten Willen gut abgegangen. umot dh nfcut zh belfbln; os wfrot dh dscu lfn ghtlo Rlfogled blksaaln umbln: du wirst ja Deine mhogmbln fa wfrtouahol benanntlich vorgewendet haben? fn amnulfa mnksaaln zh ksnnln whrdl afr dlramueln dmo eflbotl glwloln olyn.2 wenn ich an Deiner Stelle gewesen wäre würde ich immer isrglimurlnumbln dln Kfndlrn dmo Rsnds hnd dflVmrfmzfsnln zh elrnln. wenn dir dlr Cuhrifrot fzt mucu klfnln grsooln glumet glglbln hätte; so würde es doch bmed bloolr glwsrdln slyn3. Genug! man muß sich dem Willen gottes überlassen: allein auch allezeit sein möglichstes thun; und desswegen immeroplculflrln4. hast Du dann die Bmeelttl dlo ulrrln Cmnmbfcu ocusn glocurflbln?5 ich würde mir sehr zeit dazu gelassen haben. Ich war vom ersten augenblick an, als Du mir von der Sache Nachricht gabst der Meinung, und bins noch, daß die Sache durch keinen andern weeg zum Ende und Entschluß kommen kann, und nun hoffe gekommen ist, als durch dfl Kfndlr, oder vielmehr durch dieghvlrnmntl und durch die glelglnulft medm aft dla Cuhrifrotln olebot zh oprlculn, denn wenn es auch grmii [295] omvfsef6 gut mit Dir meint, dessen man doch bey dieser bösen Welt nie versichert ist, so hat lr nfcut meezlft glelglnulft,7 oder auch nicht das Herz so oft von der Sache zu reden. Nun kann ich Dir weiter nichts mehr schreiben. gestern gab h: zahlmeister das Beste, es war auf der scheibe die Nannerl beym Clavier, wie sie sitzt und spielt, der Pimperl sitzt vor ihr auf dem Clavier und wartet auf. alles recht schön gemahlt, naturlich, so gar die Kleidung der Nannerl genau getroffen, und auch der Pimperl. Keine Verse waren darbey, ich werde aber itzt hinnach etwas darauf schreiben. Ich hab abermahl das Beste, und für die Mamma 13 xr gewonnen, weil mich der Loosschuß für sie traf. Dich mein liebes Weib bedauere, daß du so viel kälte für täglich 24 xr Einheitz-geld auszustehen hast: und ietzt muß es noch ärger seyn, da wir einige zeit die erstaunlichste Kälte haben. wäre ich an Deiner Stelle, ich würde iemand heimsuchen, der eine warme Stube hat; und wenn ich zu hause wäre, würde ich mich in das bethe hineinsetzen, mich mit dem Rücken an die Kopfkisser anleinen, und mich bis an den halben Leib zudecken, dann in dieser Stellung lesen oder stricken, oder nähen, oder gar schafen, oder mit der karte mein zukünftiges glück oder unglück aufschlagen. kommt von ungefehr iemand, so sagt man ich habe ein wenig Kopfwehe x: oder was anders x: das würde ich gewiß thun, und keine Kälte Leiden. – Nun seyd ihr 3 Monat, folglich ein viertjahr schon von uns entfernt; das scheint mir schon ein jahr zu seyn.

Darf ich wohl fragen, ob Wolfg: nicht auf dmo blfcutln8 vergessen hat? – – gott geht vor allem! von dem müssen wir unser zeitliches glück erwarten, und für das ewige immer Sorge tragen: junge Leute hörn dergleichen Sachen nicht gerne, ich weis es, ich war auch jung; allein gott sey Danck gesagt, ich kam doch bey allen meinen jugendlichen Narrenspossen immer wieder zu mir selbst, flohe alle Gefahren meiner Seele und hatte immer gott und meine Ehre, und die Folgen, die gefährlichen folgen vor Augen. Neues giebt [296] es hier gar nichts. wir empf: uns sammt allen guten freunden, kissen euch millionmahl und sind in beständiger – gedultiger Erwartung Euer Mann und vatter,

Mzt

Euer tochter und schwester

Nannerl


von Haydns Reise ist wieder alles stille. ob ihr diesen Neujahrswunsch von der Sallerl9 wohl werdet zusamm buchstabiern können? – – – Wir haben noch schon zeit euch das neue Jahr zu wünschen. Gott erhalte euch nur gesund, für dieses habt ihr auch hauptsächlich zu sorgen. Wir sind, Gott sey Danck gesagt, wohl auf, und iederman hat sich verwundert, daß ich mich wieder so gut erhohlt habe. Ich nehme noch Täglich den Sago, aber itzt schon lange nur einmahl des tages, nämlich abends etwa um halbe 6 uhr: da ich ihn vorhero über 4 wochen alle tage 2 mahl nahm. Die Nannerl geht alle Tag in der Negligé in die 7 Messe zur h: dreyfaltigk. und mit ihr die tresel, und nun auch die Igf: Sandl. Die Menscherstubenthür versperren sie mit einem vorhängschloß, und bey der Mizerlstiege kann niemand herauf, weil solche itzt innwendig mit einem Riegl versperrt ist. – Eben itzt kommt die Nannerl (nachm ittag um halbe 4 uhr) vom Hagenauer, wo sie den P: Dominicus angetroffen, der sie gebethen seine Empfehlung zu schreiben. Die Nannerl ist den ganzen tag mit gold und silber zupfen beschäftiget, folglich sonst immer zu Hause. itzt eben schickt die Freul: von schiedenhofen und last uns bitten auf ein Spiel zu ihr zu kommen: das ist nun das erste mahl, daß wir wohin gehen, ausgenommen 2 mahl waren wir nach dem Nachtessen beym Hagenauer.

à propos! – wird der Bart weg-geschnitten, – weg-gebrennt, oder weg-barbiert? –

Fußnoten

1 Antwort auf Wolfgangs Brief vom 6. Dezember.


2 Auflösung der Chiffren: hast du nicht zu bleiben; so wirst du doch ein gutes Reisgeld bekommen haben: du wirst ja Deine ausgaben im wirtshause benanntlich vorgewendet haben? in manheim ankommen zu konnen wurde mir dermahlen das liebste gewesen seyn.


3 fortgefahrenhaben den Kindern das Rondo und dieVariazionen zu lernen. wenn dir der Churfirst izt auch keinen grossen gehalt gegeben hätte; so würde es dochbald besser geworden seyn.


4 speculieren.


5 Ballette des herren Canabich schon geschrieben?


6 Auflösung der Chiffren: die Kinder, oder vielmehr durch die guvernante und durch die gelegenheit alda mit dem Churfirsten selbst zu sprechen, denn wenn es auch graff savioli


7 er nicht allzeit gelegenheit,


8 das beichten


9 Auf der Rückseite des Blattes stand ein Glückwunsch der Sallerl.


Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 3. München/ Leipzig 1914, S. 297.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Prévost d'Exiles, Antoine-François

Manon Lescaut

Manon Lescaut

Der junge Chevalier des Grieux schlägt die vom Vater eingefädelte Karriere als Malteserritter aus und flüchtet mit Manon Lescaut, deren Eltern sie in ein Kloster verbannt hatten, kurzerhand nach Paris. Das junge Paar lebt von Luft und Liebe bis Manon Gefallen an einem anderen findet. Grieux kehrt reumütig in die Obhut seiner Eltern zurück und nimmt das Studium der Theologie auf. Bis er Manon wiedertrifft, ihr verzeiht, und erneut mit ihr durchbrennt. Geldsorgen und Manons Lebenswandel lassen Grieux zum Falschspieler werden, er wird verhaftet, Manon wieder untreu. Schließlich landen beide in Amerika und bauen sich ein neues Leben auf. Bis Manon... »Liebe! Liebe! wirst du es denn nie lernen, mit der Vernunft zusammenzugehen?« schüttelt der Polizist den Kopf, als er Grieux festnimmt und beschreibt damit das zentrale Motiv des berühmten Romans von Antoine François Prévost d'Exiles.

142 Seiten, 8.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Sturm und Drang II. Sechs weitere Erzählungen

Geschichten aus dem Sturm und Drang II. Sechs weitere Erzählungen

Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Für den zweiten Band hat Michael Holzinger sechs weitere bewegende Erzählungen des Sturm und Drang ausgewählt.

424 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon