67. [an die Schwester]

[49] München den 11ten jenner 75.


wir befinden uns alle 3 gott lob recht wohl. ich kan ohnmöglich viel schreiben, dan ich mus den augenblick in die probe. morgen ist meine haubtprob, und freytag als den 13ten geht sie in scena1. Die Mama darf sich nicht sorgen, es wird alles gut gehen. Daß die Mama einen verdacht auf den grmi ollmh2 geworfen, thut mir sehr wehe, den er ist gewis ein lieber, höflicher herr, und hat mehr lebensart als vielle von seines gleichen in salzbourg. gestern waren wir in der masquirten accademie. Der h: von Mölk hat sich so verwundert, und bekreuziget über die opera seria, wie er sie hörte, daß wir uns völlig schämmten, indem jedermann klar daraus sahe daß er sein lebetag nichts als salzbourg und jnsprugg gesehen hat. addio. ich küsse der mama die hände.

Wolfgang.3

Fußnoten

1 Mozarts Oper »finta giardiniera«.


2 Auflösung der Chiffren: graf seeau. – Graf Seeau war der damalige Intendant der Münchener Schauspiele.


3 Dem Briefe folgt eine Nachschrift des Vaters.


Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 1. München/ Leipzig 1914, S. 49.
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