68. [an die Schwester]

[49] München den 14ten Jenner 1775


Gottlob! Meine opera ist gestern als den 13ten in scena gangen; und so gut ausgefallen, daß ich der Mama den lärmen ohnmöglich beschreiben kan. Erstens war das ganze theater so gestrozt voll daß [49] vielle leute wieder zurück haben müssen. Nach einer jedenAria war alzeit ein erschröckliches getös mit glatschen, und viva Maestro schreyen. S: Durchlaucht die Churfürstin, und die verwitwete, (welche mir vis à vis waren) sagten mir auch bravo. wie die opera aus war, so ist unter der zeit wo man still ist, bis der ballet anfängt, nichts als geglatscht und bravo geschryen worden; bald aufgehört, wieder angefangen, und so fort. Nach dem bin ich mit meinem papa in ein gewisses zimmer gangen, wo der Churfürst und der ganze hof durch Muß und hab f: D: dem Churfürst und Churfürstin und den hoheiten die händ geküst, welche alle sehr gnädig waren. heunt in aller frühe schickt S: fürstlichgnaden bischof in Chiemsee1 her, und läst mir gratuliren, daß die opera bey allen so unvergleichlich ausgefallen ist. wegen unserer rückreise wird es so bald nichts werden, und die Mama soll es auch nicht wünschen, dan die Mama weis ja wie wohl daß schnaufen thut – – wir werden Noch fruh genung – – kommen. Eine rechte und notwendige ursache ist, weil den künftigen freytag die opera abermahl geben wird, und ich sehr nothwendig bey der Production bin – – sonst würde Man sie nicht mehr kennen – – dan es ist gar curios hier2. ich küsse der Mama 1000 mahl die hände. Meine Empfehlungen an alle gute freund und freundinen. an M: Andretter3 mein Compliment, ich bitte ihn um verzeihung daß ich noch nicht geantworte, aber ich hatte ohmöglich zeit, mit nächsten soll es geschehen. Addieu. an bimberl 1000 buserln.4

Fußnoten

1 Graf Ferdinand von Zeyll (1719–1786), der sich besonders für Mozart einsetzte.


2 S. des Vaters Beschreibung vom 21. Januar und 21. Februar.


3 Die Familie des Hofkriegsrats v. Antretter zählte ebenfalls zu dem Salzburger Bekanntenkreis der Mozarts.


4 Dem Briefe folgt eine Nachschrift des Vaters.


Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 1. München/ Leipzig 1914, S. 50.
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