9. [Anfang zu Wolfgangs Brief]

[320] Manheim den 31

octobris 1777.


Mein aller liebster Mann, göstern als den 30ten sind wir gott sey danck beyde gesund und glicklich, hier abends umb 6 uhr, angelanget, wür sind an vergangenen Sontag den 26ten von augspurg abgereist über Mittag zu Donauwerth gebliben, nachmittag nach Nördlingen von dorthen noch bis 7ben uhr auf hohen Altheim, wo sich der fürst von wallerstein aufhelt gefahren, in einem Miserrablen Würthshaus eingekehret, wir wehren den andern tag wieder abgereist, wan ich nicht einen starken Cartar bekomen hette, also haben wür uns 2 nächte und einen tag aufgehalten, der herr berwein ist bey uns die meiste zeit gewesen, der fürst von wallerstein ist sehr zu bedauren, in dem er sich in der größten Melancolye befindet er kan Niemand ansehen so fangt er an zu weinen, der wolfgang hat mit ihm gesprochen, er ist so zerstreuet, das er ihme über eine sach 4 bis 5 mahl gefragt, er hört keine Music an und ist ihmer bey seinem Kind, also sind wür Dienstag den 28ten an Simon und Judi tag in der fruhe umb halber 7 uhr nach Nördlingen, weill uns der haubtman becke die March Ruthe gegeben, nach Ellwangen ein abscheulicher weg, und nachge hens über schwäbisch hall und heillbrung, heideiberg, Manheim zu gehen, der Postmeister zu Ellwangen hat es uns höchsten Misrathen und gesagt das niemand farrender solchen macht sondern Reitend, wür sind also von Ellwangen, nach, allen, schwäbischgmünd, schorndorf, Constatt, Endzweiungen, Kündlingen, bruchsahl, wagheusel, schwezingen, Manheim, und ist nur umb 11/2 bost weither, [320] ietzt ist der Wolfgang zu den jungen herrn Danner gegangen, er ist schon verheyrathet und umb ein Jahr jünger als mein sohn der alte herr Danner ist nicht hier, komt aber auf den Montag von sein Landguth zuruck, indessen fürth sein Sohn den Wolfgang zu dem Monsieur Räff und Kanewich1. wie wür göstern von bruchsahl kaum etliche bichsen schus gefahren, ist uns auf der strassen der herr von schmid begegnet welcher von speür nach bruchsall gereißt er hat uns, und der wolfgang ihn erkant, ist gleich ausgestigen, und halt geschrien, zu unsern wagen gekommen, mit uns gesprochen, und sich ungemein erfreyet uns zu sehen, auch zu gleich bedauert das er nicht mehr in Manheim ist, er hat uns auch gerathen, das wür sollen in den Würtshaus ein logieren, genanth, im Pfälzischen hof, wo er auch alzeit ist, wür sind also hier, und nicht beyn Prinz-fridrich, dorth ist es vill theurer, wan wür sehen das wür uns müssen lenger aufhalten, so gehen wir in eine Privat wohnung dan in den würdsheusern ist es zu kostpaar leben. übrigens hoffe das du dich und die nanerl gesund befindest, was macht dan mein bimperl, ich habe schon lange nichts von ihme gehert, das die frau oberpreitherin so schnell gestorben, bedaure von herzen, iezt wird woll der freile tonerl das Maul wassern. der wolfgang schreibt heunt an den herr schwager auf augspurg damit er uns die briefe so er hat über schicken kan, dan wür haben im gesagt, er solle sie so lang behalten, bis wir ihme die Adres schicken, er wird dir also heunt schwerlich schreiben könen, dan ietzt ist er in der oratorium2 prob, und die Post gehet umb 6 uhr und iezt ist es halbe 5 uhr, bitte also mit meiner wenigkeit allein Vorlieb zu nehmen.

Fußnoten

1 = Cannabich.


2 Händels »Messias«.


Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 4. München/ Leipzig 1914, S. 321.
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