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Salzb: den 25 Nov: 1780


Mon trés cher fils!


Bey der Nacht um halbe 10 uhr mit augengläsern. Die gilovsky Catherl war bey uns, weil ihr Nahmenstag war. Ich hatte den ganzen Tag im Domm und mitLectionen zu thun. Deine schwester ist noch nicht völlig gut. aber doch etwas besser, obwohl sie noch starken Husten hat, aber kein fieber mehr. Ich hoffe Du wirst aus Deinem Catharr eben keinen spaß machen, dann, obwohl man die Catharr nicht achtet, so haben sie oft üble folgen. halte Dich warm, trinck keinen Wein, und nehme vor schlaffengehen, ein wenig schwarzes Pulver und einen kleinen Messerspiz voll Margrafen Pulver darunter, zum frühestück Thee, aber nur nicht Coffée. – Hier ist die veränderung vom Abbate Varesco. mir gefällt nicht recht, daß in der ersten zeile die worte ed era zur folgenden zeile gehören, in der Aria für h: Raff. freilich findet man es auch öfters beym Metastasio, da kommts auf die geschicklichkeit des Componisten an. viele welsche Esel machten die melodie Jl Cor languiva, ed era und dann erst eine andre abgesetzte melodie auf gelida meßa in petto. Sorge für Deine gesundheit, gehe nicht zu späth schlafen, junge Leute, sonderlich bey Kopfarbeit, müssen ihren schlaf haben, sonst schwächt man die Nerven, der Magen wird verdorben, und man bekommt eine abzehrung.

Wenn Dir die Leute in der frühe über den Hals kommen, so verbitte es Dir, es ist kein spaß, am Ende muß man sonst sich halb tod schreib: und kann man wissen, was oft noch zu ändern ist? – so bald deine schwester besser ist, wird sie Dir allerhand schreiben. Heut hab ich einen Brief von des Ceccarelli vatter bekommen. Er bittet mich à fargli la Consolazione di dargli qualche aviso della dimora del suo figlio. Dann er hat ihm viele zeit nicht geschrieben, und ihm vielleicht weis gemacht da er damals die Reise machte, daß er Salzb: gänzlich verlassen habe, weil er seinem armen vatter keinen Beystand leisten und lieber das geld mit ohnnötig vielen Kleidern und (wie Du weist) mit allerhand Tändeleyen ausgeben [148] will. Lebe wohl mit nächsten mehrers. Sorge für Deine gesundheit! Deine schwester und ich küssen Dich

L Mzt


Antwort wegen schachtner!

fusswasser zum Catharr ist vortrefflich!

Fußnoten

1 Antwort auf Wolfgangs Brief vom 22. November.


Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 4. München/ Leipzig 1914, S. 149.
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