213.

[157] Salzburg den: 11ten Decemb. 1780


Mon tres cher Fils!


Das schwarze Kleid wirst Du mit dem Postwagen erhalten haben. Deinen Brief erhielt ich erst am Freytage, und hätte ich ihn auch eher erhalten, so würde, weil Feyertag war nichts haben können daran [157] gemacht werden, es Blieb mir also nur der Sammstag übrig um in der geschwindigkeit das nötigste ausflicken zu lassen. unter einem Ellebogen ist ein abscheulicher schmutzfleck vom aufleinen, der nicht heraus zu bringen, vielleicht ist iemand in München so geschickt, doch zweifle sehr, er ist zu sehr eingepicht, zum guten glück ist er an so einem ort, wo man wenig davon sieht. h: Esser wird Dich nun auch schon besucht haben. Er wird vermuthlich beym Albert1 abgestiegen seyn. mit ihm sind 2 Alumni gereiset, die der Erzbisch: auf seine Kösten nach Strasburg schicket um alda das Jus canonicum und jus Publicum zu hören, Sie haben es beyde schon hier absolviert und sind examinierte vortreffliche Leute: Nun müssen sie es auch nach der Französischen methode studieren, und dasConsistorium, oder den geistlichen Rath in Strasburg frequentieren. Der ehemalige Chorregent und Alumnus Prehauser soll, wie man sagt, auf eben diese Art nach Rom zu gehen bestimmt seyn.

Hier gehet seit ein paar Tagen eine Sage, die uns wenig freude machen würde; nämlich, die Churfürstin wäre Krank, und zwar ohne alle Hofnung. Da mir Dein letzter Brief nichts sagte, so widersprach ich diesem gerüchte: seit dem 5ten könnte sie freilich krank geworden seyn. – Hoffe, daß es eine Fabel ist.

Die gräfin von Lodron ist sehr schwach, und fängt schon an zu zeiten ihre Sünnen zu verlieren, sie wird vermuthlich nur noch wenige Täge überleben. Wie ich die Sache itzt ansehe, so vermuthe, daß die Comteße Pepperl zu ihrer schwester der künftigen Hofmarschallin kommen wird, die Comteße Tonerl hingegen nach gratz zur gräfin Podsdatsky, welche sie aber itzt noch ein paar Jahre in ein Kloster in die kost geben und dann erst zu sich ins Hauß nehmen wird. Die zwo kleinen wird man ohnehin in Klöster zur Erziehung geben, und ob der graf momolo in dasCollegium zu den Edlknaben oder sonst wohin kommen wird, stehet zu erwarten. vermuthlich das erste, den Abbé Henry dazu und seinen bedienten, und der Cammerdiener wohnt ohnehin in der Nähe. wenigst bleibt er so unter der oberaufsicht – Sr Hochf. Gd – – und des alten Arco.

[158] Da h: schickaneder nicht wissen konnte, wie lang die Specktackln in den Erbländern verschlossen bleiben, so konnte ers nicht wagen sich in gefahr zu begeben, sondern suchte die Erlaubniß hier bleiben zu därffen, welche er auch unter gewissen hier schon üblichen spitzigen und anzüglichen Ausdrücken erhielt. Nun wird man in Laybach übel mit ihm zufrieden seyn, wenns war ist, daß die letzten 4 wochen des Carnevals alle Theater wieder offen seyn werden. Die Ackters in Wienn haben auf 7 Wochen Erlaubniß hinzureisen, wo sie wollen. H: Bergopzommer2 wird vermuthlich eine Spazierreise machen und auch nach München kommen, wenigst schrieb er an schachtner, daß er bey dieser gelegenheit ihn vielleicht in Salzb: besuchen werde. Wegen dem schachtner: Drama3 ist itzt nichts zu machen, da die Theater stillstehen, und mit dem Kayser, der sich in allem mit dem Theater abgiebt, in dieser Sache nichts zu machen ist. Es ist auch besser. da die Musik ohnehin nicht ganz fertig ist, und sich, wer weis, was für eine gelegenheit ergiebt seiner zeit wegen so was, nach Wienn zu kommen.

Hier folgt eine Nota vom Varesco, und die Aria. auf die nächste Woche wird vermuthlich mit dem Postwagen der erste Ackt sammt der übersetzung, vielleicht auch der 2te in München eintreffen. Ich hoffe Du bist gesund. Ich empfehle Dir Bey Deiner Arbeit nicht einzig und allein für das musikalische, sondern auch für das ohn-musikalische Publikum zu denken, – Du weist es sind 100 ohnwissende gegen 10 wahre Kenner, – vergiß also das so genannte populare nicht, das auch die langen ohren Kitzelt. Wie wird es – – – mit der Spart gehen? wird sie nicht Copiert? – – Du must darauf bedacht seyn, mblr dh ahot lo ilfn mnotleeln. hab oslfnl blzmhehng, wie diese, kmn amn olfnl Spart ufcut zhrhck emooln4. Lebe wohl! empfehle uns allen, so wie sich Dir alles empfehlt, wir küssen Dich millionmahl und ich bin Dein alter redlicher vatter

L. Mzt


[159] übereyle den 3ten act nicht, Du wirst dennoch noch frühe genug fertig.

Ende gut! alles gut!

Fußnoten

1 Münchener Gastwirt (s. Wolfgangs Münchener Briefe von 1777).


2 Der Gatte der Sängerin Katharina (Leidner) Schindler (vgl. den Brief vom 12. Februar 1778).


3 »Zaide« mit der Musik Wolfgangs von Ende 1779.


4 Auflösung der Chiffren: aber du must es fein anstellen. umb so eine bezahlung, wie diese, kan man seine Spart nicht zuruck lassen.


Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 4. München/ Leipzig 1914, S. 160.
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