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[178] Salzb: den 11 Jenner 1781


Mon tres cher Fils!


Das ist eine Commoedie mit des Hofmarschalls Hochzeit! auf 2 Briefe des alten Arco blieb der general dabey Sie nicht herzugeben: nun aber musste er das Testament des alten in Betracht nehmen, der ihm damit drohete, daß er ihms wollte entgelten lassen; und das würde der aigensinnige Steinharte alte auch thun, – ganz gewiß! Nun überlässt es der general dem gewissen des alten arco, und so bleibt die Hochzeit wieder richtig: die freul: Mimi und der gr.Lodron sein vetter, dem das Majorat versprochen war; sind in verzweiflung und verwünschen diese Hayrath, die ganze Noblesse und alle Welt halten sich darüber auf, und der gute Hofmarschall wird unter dem arcoischen Joch einige Jahre früher in die Ewigkeit gehen. Künftige woche, Dienstag oder Mittwoch werden die 2 Barisani nach München abgehen; es würde freilich nicht geschehen seyn, wenn fr: vonRobini sie nicht eingeladen hätte und sie nicht alda verpflegte: die freul: Tresel sagte es uns heute morgens, da sie bey uns war. Sie können also doch dieopera bey der Hauptprobe und Mon tags, folglich 2 mahl hören. – Wir gedenken den 18ten am Donnerstage hier abzugehen und den 19ten freytags einzutreffen. noch habe ich mich aber nicht gemeldet. Montags den 15ten hoffe Dir das gewisse schreiben zu können. Wenn der Erzbischof nach Wienn gehet, weis man noch nicht die bestimmte zeit, vermuthlich weil er es, wie gewöhnlich, selbst nicht weis. vorgestern ist seine Frau schwester mit ihrem gemahl graf von Trautmanstorf dem Chur – Böhmischen gesandten wieder nach Regenspurg zurückgereiset, folglich auch sein Secretaire hl. Anton Mölk mit ihm.

[178] gestern war die Kleidervertheilung nach dem Testament der seel: gräfin im Pallast vorgenommen. Der Cammerdiener hat alle Wäsche und die meisten Kleider des seel: gr: Sigmund1 bekommen. allen im Hause hat sie mit etwas gedacht. Der praeceptor Bullinger erhielt des gr: Sigerl Wildschue: vielleicht trägt es mein Rücke nach München, – – wenn ich nur gled glnhg2 hätte, mit meinem Plez dmrii fcu fn München nfcut3 erscheinen. – –

Heute um 9 uhr sind die acht schönen schwarzen schecken nach Wienn abgegangen. 6 waren in einechaise, mit dem Controleur und einem Koch, eingespannt, versteht sich die schecken nicht die menschen auch: und 2 wurden nachgeführt, oder hinten darein geritten, wie es beliebt. Der Cassel geht, wie höre, als Cammer Portier mit, und vielleicht lässt er den Ceccarelli und Brunetti nachkommen. Das mag dem Ceccarelli nicht schmecken, denn er sagte mir er wollte unterdessen nach Insprugg, und dann nach Venedig reisen. 2 Leib Cammerdiener gehen mit. 2 lauffer und 2 Hayducken, 2 Köche x: – und von Cavallieren niemand als der oberst Küchenmeister gr. Arco. – so ist es itzt, vielleicht morgen – und abermahl morgen anderst, – denn, wenn er geht, weis er gewiß selbst noch nicht: – unterdessen sehe ich der Sache stillschweigend zu, – und richte mich darnach. Ich erwarte morgen mit der Post oder vielleicht heute mit dem Postwagen von Dir einen Brief. wegen dem ofen fiel mir ein, daß es vielleicht nicht nötig seyn würde einen zu setzen. Könnte denn nicht ein Bett im zimmer stehen, wo Du geschrieben hast? und 2 sind ohnehin in der alcofe. ich weis freilich den Platz nicht. Man kann nicht alle Bequemmlichkeit haben, absonderlich auf kurze zeit: und wir werden ohnehin wenig zu hause seyn. Ich und Deine schwester können in der alcofe schlaffen, und Du heraus. Man kann ja doch auch wohnen wie zigeuner und Soldaten: das ist uns eben ja nichts neues; sind wir denn zu hause? – wenn wir nur zu Hause oder in der Nähe etwas zu fressen bekommen. – Nun also, mache, wie es seyn kann. Neues weis ich[179] nichts mehr, und daß wir Dich beyde Küssen ist was altes, eben so, daß ich bin Dein redlicher alter vatter

L Mozart


Den Fiala hab nicht gesehen, – weis also nicht ob er Erlaubniß zu reisen itzt erhalten hat. Ich vermuthe der Erzb: wird sagen er soll warten, bis er nach Wienn gegangen, und dann reisen.

Fußnoten

1 Lodron.


2 Auflösung der Chiffren: geld genug


3 Pelz darff ich in München nicht


Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 4. München/ Leipzig 1914, S. 180.
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