*337. [an die Gattin in Baden bei Wien; Wien, 25. Juni 1791]

[337] Liebstes, bestes Weibchen!


Ich schreibe Dir ietzt nur wenig und in Eile, weil ich dem Leitgeb eine Ueberraschung mache und zum Frühstück hinausgehe – nun ist es halb 6 Uhr – Nach Tisch werde Dir mehr schreiben. Hoffe auch bis dahin etwas von Dir zu lesen. – adjeu – ich habe Dir nur einen guten Morgen sagen wollen, – gieb acht auf Dich – besonders mit dem Baaden – fühlst Du Dich nur ein Bischen schwach, so höre gleich auf –adjeu – 2000 Küsse –

Mozart.


Dem Snai ..... Complimente – und er soll dem N. N. brav Verdruß machen.


Ma très chere épouse!


Diesen Augenblick erhalte Dein Schreiben, welches mir außerordentliches Vergnügen gemacht hat, – nun sehne ich mich schon wieder nach einem 2ten, um zu vernehmen wie Dir das Bad angeschlagen hat, – ich bedaure auch daß ich gestern nicht bei eurer schönen Musique war, aber nicht der Musique wegen, sondern weil ich dann so glücklich gewesen seyn würde, bei Dir zu sein. Heute machte ich dem N. N.1 eine Überraschung – ich gieng zuerst zu den Rehberg'schen – und da schickte die Frau eine Tochter hinauf, ihm zu melden, daß ein alter guter Bekannter aus Rom da sey2 – er wäre schon alle Häuser durchlaufen, und hätte ihn nicht finden können! – er schickte zurück ich möchte nur ein wenig warten, unter dessen legte sich der arme Mann an, wie an einem Sonntag. Das schönste Kleid und prächtig frisiert – Du kannst Dir vorstellen, wie wir ihn dann auslachten, ich muß halt immer einen Narren haben – ist es N. N. nicht, so ist es N. N. und Snai. – Wo ich geschlafen habe? – zu Hause versteht sich – ich habe recht gut geschlafen, nur haben mir die Mäuse rechtschaffen Gesellschaft geleistet[338] – ich habe ordentlich mit ihnen discurirt. – Vor 5 Uhr war ich schon auf –àpropos ich rathe Dir nicht Morgen in das Amt zu gehen – die Bauernkerls sind mir zu grob – freylich hast Du einen groben Compagnon, aber die Bauern haben keinen Respekt für ihn, perdent Respectum, weil sie ihms gleich ansehen, daß er ein Schaberl ist.Snai!

Dem Süßmayer werde ich mündlich antworten – mir ist leid ums Papier. –

Dem Krügel oder Klügel laß sagen, daß Du Dir ein bessers Essen ausbättest – kannst Du im vorbey gehen vielleicht selbst mit ihm reden, ist es noch besser – er ist sonst ein artiger Mensch und hat Hochachtung für mich. –

Morgen werde ich mit einer Kerze in der Hand in der Josephstadt mit der Procession gehen! – Snai!

Vergieß meine Ermahnungen wegen Morgen- und Abendluft – wegen zu langem Baaden nicht – an Graf und Gräfin Wagensperg meine Empfehlung –adieu. – Ich küsse dich 2000 mal in Gedanken und bin ewig

Dein

Mozart.


Wien 25. Juni 1791.


P.S. Es würde doch gut seyn wenn du dem Carl ein Bischen Rhabarbera gäbest. – Warum hast du mir denn den großen Brief nicht geschickt? Hier ist ein Brief an ihn – bitte mir eine Antwort aus – – – fang auf – fang auf – – bis – bis – bs – bs – Busserln fliegen in der Luft für dich – bs – da trottelt noch eins nach – –

den Augenblick erhalte dein zweytes – traue dem Baade nicht! – schlafe auch mehr – nicht so unordentlich! – sonst ist mir bange – ein bischen bange ist mir schon.

Adieu – –

Fußnoten

1 Wohl Leitgeb.


2 Mozart war mit Leitgeb in Italien zusammengetroffen (vgl. die Briefe vom 5. Dezember 1772 und 23. Januar 1773).

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 2. München/ Leipzig 1914, S. 337-339.
Lizenz:
Kategorien: