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[209] vienne ce 8 de Janvier [1783]


Mon trés cher Pére!


Wenn es nicht wegen dem armen fink wäre, so müsste für heute in Wahrheit um verzeihung bitten, und das schreiben auf künftigen Postag verschieben, weil ich diesen abend noch für meine schwägeriñ Lange einRondò fertig machen muß, welches sie samstag in einer großen Accademie auf der Mehlgrube singen wird; – sie werden unterdessen mein leztes schreiben erhalten haben, und daraus ersehen daß ich von der Baroñes1 ihrer Commißion nichts wusste; mir es aber fast einbildete, und auch unter der hand erfuhr, so dann, weil ich diese Dame gar zu gut kenne, sie warnte ein wenig auf ihrer hut zu seyn. – Erstens muß ich ihnen sagen daß fink sich gar nicht für Sie schickt; – denn, sie will einen Menschen für sich, und nicht für ihre kinder haben; da sehen sie nun, daß es mehr auf geschmack, empfindung, und Brillante spiellart ankömmt; und der general Baß und orgelmässig pröludiren würde ihn zu gar nichts nützen; – [209] dann müssen sie auch begreifen, daß unter den obengesagten sichfür sich – gar viel verstanden ist; – sie hat öfters schon so Jemand im hause gehabt – es hat aber nie lange gedauert; – sie können sich nun darüber denken was sie wollen – genug – von solchenscenen kömmt es, daß man gar zweydeitig von ihr spricht – sie ist schwach – ich sage aber nicht mehr – und dies wenige nur ihnen – denn – ich habe zu viele gnaden von ihr genossen2, und – meine pflicht ist sie nach möglichkeit zu vertheidigen – oder wenigstens zu schweigen. – Nun sagt sie – wird sie in etwelchen tägen nach Presburg abreisen, und dort verbleiben; – ich glaube es – und glaube es nicht; – wenn ich an ihrer3 Stelle wäre, so suchte ich diese sache ganz hüpsch von mir abzulehnen; – nun muß ich schlüssen, sonst wird die arie nicht fertig. – gestern ist meineoper4 wieder mit den vollesten theater und grösten beyfall wieder gegeben worden. Vergessen Sie meine Simphonien nicht. – Adieu – mein Weiberl welche ganz dick ist – (aber nur am Bauch), und ich, küssen ihn: beyde 1000mal die hände, und umarmen unsre liebe schwester vom herzen, und sind Ewig dero

gehorsamste kinder

W et C Mozat

Fußnoten

1 Baronin von Waldstädten.


2 S. z.B. die Briefe von Ende Juli und vom 7. August 1782.


3 Bezieht sich auf den Vater.


4 »Die Entführung aus dem Serail«.

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 2. München/ Leipzig 1914, S. 209-210.
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