244.

[212] vienne ce 5 de fevrier 1783


Mon très cher Père!


Ich habe ihr leztes schreiben richtig erhalten, und hoffe daß sie unterdessen meinen lezten Brief auch werden erhalten, und meine Bitte wegen dem Harlequinkleid vernommen haben; – ich wiederholle sie noch einmal – und zwar mit dem zusatz, daß sie die güte haben möchten, es mir auf das bäldeste zu schicken; – und wegen den sinfonien, besonders aber die lezte – bitte ich sie recht bald zu schicken. – Denn am 3t Sonntage in der fasten nemlich den 23t März ist schon meine accademie – und ich muß sie noch öfters radopiren lassen. – Drum dächte ich, wenn sie nicht schon abgeschrieben ist, sollen sie sie mir gerade inPartitur, wie ich sie ihnen geschickt habe, zurück schicken; aber die Menuetts auch mit. –

ist denn der Cecarelli nicht mehr in Salzburg? – oder hat er bey des gatti seiner Cantate keine Rolle bekommen? – weil sie ihn nicht auch unter die Streitter oder zänker setzen! –

gestern ist meine opera1 zum 17t Male mit gewöhnlichem beyfall und vollem theater wieder aufgeführt worden. –

künftigen freytag als übermorgen wird eine Neueopera gegeben [212] werden, die Musique (ein Galimathias) vom einen hiesigen Jungen Menschen, scolaren vom Wagenseil2, welcher heist gallus3 cantans, in arbore sedens, gigirigi faciens; – vermuthlich wird sie nicht viel gefallen; – aber doch besser als ihre vorfahrerin, eine alte opera von gasman4 (la notte crittica) zu teutsch die unruhige Nacht.5 – welche mit Mühe 3 representationen ausgehalten – Denn – vor dieser war die exegreble opera von umlauf6 wofon ich ihn geschrieben – die konnte sich nicht auf die dritte vorstellung hinauf arbeiten; – es ist, als wenn sie, da die teutsche oper ohne dies nach ostern stirbt, sie noch vor der zeit umbringen wollten; – und das thun selbst teutsche – pfui teufel! –

Ich habe sie in meinem lezten brief ersuchet, dengatti fleissig zu Mahnen, wegen den welschen oper bücheln, und thue es nun auch; – nun muß ich ihnenmeine Idèe sagen; – Ich glaube nicht daß sich die Welsche oper lange souteniren wird – und ich – halte es auch mit den teutschen. – wenn es mir schon mehr Mühe kostet, so ist es mir doch lieber. – Jede Nation hat ihre oper – warum sollen wir teutsche sie nicht haben? – ist die teutsche sprache nicht so gut singbar wie die französische, und Englische? – nicht singbarer als die Russische? – Nun; – Ich schreibe izt eine teutsche opera für mich: – Ich habe die Comödie vom goldoniIl servitore di Due Padroni – dazu gewählt – und der Erst ackt ist schon ganz übersezt – der übersezer ist Baron Binder. – es ist aber alles noch ein geheimnüss, bis alles fertig ist; – nun, was halten sie davon? – glauben sie nicht daß ich meine Sache gut dabey werde machen können? – Nun – ich muß schliessen; fischer ist bey mir – der Baßist – er hat mich ersucht ich möchte wegen seiner dem Le gros nach Paris schreiben – weil er noch diese fasten dahi gehen wird; – man thut hier den Narrenstreich und lässt einen Mann weg, der nimmer ersetzt werden [213] wird; – Meine frau und ich küssen ihn: 1000mal die hände, ud unsre liebe schwest: umarmen wir von herzen ud sind Ewig Dero

gehorsamste kinder

W: et C: Mozart


gaetano Majorani (Caffarello7)

Amphion Theba,

ego Domum.

Fußnoten

1 »Die Entführung aus dem Serail«.


2 G. Chr. Wagenseil (1715–1777), Wiener Hofkomponist und hervorragender Klavierspieler.


3 Johann Mederitsch (Gallus); dessen »Rose oder Pflicht und Liebe im Streit« wurde zuerst am 9. Februar gegeben.


4 Florian L. Gaßmann (1729–1774), der Begründer der Wiener Tonkünstler-Societät.


5 Am 10. Januar zum ersten Mal gespielt.


6 S. den Brief vom 21. Dezember 1782.


7 Auf der Außenseite des Briefes; der gefeierte Kastrat Gaetano Majorano (Caffarelli) war am 1. Februar gestorben.

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 2. München/ Leipzig 1914, S. 212-214.
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