256.

[229] Vienne ce 21 de Juin

1783


Mon trés cher Pére!


Ich muß dermalen ganz kurz seyn, und nur das Nothwendigste schreiben, weil ich gar zu viel zu thun habe, indemm eine Neue Wälsche oper1 aufgeführt wird, worinnen zum erstenmale 2 Teutsche auftretten, welche sind, meine Schwägerin die Lange, und der Adamberger, und wozu ich für die Langin 2 Ariens und für den Adamberger ein Rondeau zu machen habe. – Ich hoffe sie werden meinen [229] letzten Jubel-Brief richtig erhalten haben. – Meine frau hat nun die 2 kritischen täge als gestern und vorgestern gott lob gut überstanden, und befindet sich für ihre umstände ganz gut; – wir hoffn auch daß alles gut gehen wird. – das Kind ist auch ganz frisch und gesund, und hat entsezlich vielle geschäften, welche bestehen im trinkn schlaffn, schreyen, B .... sch .... und schpeiben. E: es küsst dem Groß Papa und der tante die hände. Nun wegen dem Varesco. – Der Plan2 gefällt mir ganz gut; – Nun muß ich gleich mit dem graf Rosenberg schprechen, um dem Poeten die belohnung zu versichern. – daß aber hr. varesco an dem incontro der opera zweifelt, finde ich sehr beleidigend für mich – daß kañ ich ihm ver-sichern daß sein Buch gewiß nicht gefällt, wenn die Musique nicht gut ist. – dieMusique ist also die hauptsache bey der opera; – und wenn es also gefallen soll (und er folglich belohnung hoffen will) so muß er mir sachen verändern und umschmelzen so viel und oft ich will, und nicht seinem Kopfe zu folgen, der nicht die geringste Pracsis und theaterkeñtnüß hat. – sie köñen ihm immer merken laßen, daß eben in der haubtsache nicht viel daran gelegen ist, ob er die Oper machen will oder nicht. – den Plan weis ich nun; – und folglich kañs mir ein andrer so gut machen als er; und überdies erwart ich heute 4 der Neuesten und besten opern bücheln von, worunter doch eines seyn wird, welches gut ist. – mithin hat es Zeit. – Nun muß ich schlüßen, Meine Kindbetterin und ich küssen ihrn besten Vatter die hände, und umarmn unsere liebe schwester vom herzen und sind Ewig Dero

gehorsamste Kinder

W et C: Mozart.


Hr v gilowsky läßt sich beyderseits

empfehln und läßt sich

bey seinen vatter und schonst

bedanken, daß sie ihm gar

nicht schreibn, da sie doch wissen

daß er krank am fieber ist.

Fußnoten

1 Anfossis »Il curioso indiscreto« (s. den folgenden Brief).


2 »L'oca del Cairo«.

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 2. München/ Leipzig 1914, S. 229-230.
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