*316. [an Kaufmann Michael Puchberg in Wien; Wien, 17. Mai 1790]

[314] Allerliebster freund u. O. B.


Sie werden ohne Zweifel von ihren Leuten vernommen haben, daß ich gestern bey ihnen war, und (nach ihrer Erlaubniß) uneingeladen bei ihnen speisen wollte – Sie wissen meine Umstände, kurz – ich bin, da ich keine wahren freunde finde gezwungen, bey Wucherern Geld aufzunehmen; da es aber Zeit braucht um unter dieser unchristlichen Klasse Menschen doch noch die christlichsten aufzusuchen und zu finden, so bin ich dermalen so entblößt, daß ich sie liebster Freund um Alles in der Welt bitten muß, mir mit ihrem entbehrlichsten beyzustehen – Wenn ich wie ich hoffe in 8 oder 14 Tagen das Geld bekomme, so werde ihnen gleich das mir iezt gelehnte wieder zurückzahlen – mit dem was ich ihnen schon so läng anständig bin, muß [314] ich sie leider noch bitten Gedult zu haben – Wenn Sie wüßten was mir das alles für Kummer und Sorgen macht – es hat mich die ganze Zeit her verhindert meine Quartetten zu endigen. – Ich habe nun sehr große Hoffnung bey Hofe, denn ich weis zuverlässig, daß der K ....1 meine Bittschrift, nicht wie die andern, begünstigt oder verdammt, herabgeschickt, sondern zurückbehalten hat. – Das ist ein gutes Zeichen. – Künftigen Samstag bin ich Willens meine Quartetten bey mir zu machen, wozu ich sie und ihre fr: Gemahlin schönstens einlade. Liebster bester freund u. Br: – entziehen Sie mir meiner Zudringlichkeit wegen ihre Freundschaft nicht, und stehen sie mir bey, ich verlasse mich ganz auf sie und bin Ewig

ihr dankbarster

Mozart


P.S. Nun habe ich 2 Scolaren ich möchte es gerne auf 8 Scolaren bringen – suchen Sie es auszustreuen daß ich Lectionen annehme.

Fußnoten

1 Kaiser.

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 2. München/ Leipzig 1914, S. 314-315.
Lizenz:
Kategorien: