22.

[58] Von Hasse und Graun1 hielt Mozart weniger, als diese Männer verdienen. Vielleicht, daß er die meisten Werke des Letzten nicht kannte.

Jommeli2 schätzte er hoch. »Der Mann«, sagte er, »hat sein Fach, worin er glänzt, und so, daß wir's wohl werden bleiben lassen müssen, ihn bei dem, der's versteht, daraus zu verdrängen.«

Von Martini,3 der, als Mozart in Leipzig war, die ganze Liebhaberwelt zu bezaubern anfing, prophezeihte er: »Wenn auch vieles in seinen Sachen sehr hübsch ist, so wird doch in zehn Jahren kein Mensch mehr von ihm Notiz nehmen.« Die Prophezeihung ist genau eingetroffen.

1

Karl Heinrich Graun, k. preuß. Kapellmeister, geb. 1703 zu Wahrenbrück in Sachsen, gest. am 1ten August 1759.

2

Niccolò Jommelli, Oberkapellmeister des Herzogs von Württenberg zu Stuttgart, geb. zu Atelli 1714, gest. zu Neapel am 28ten August 1774.

3

Vincenzo Martini, kais. russischer Hofrat, Kapellmeister und Komponist am russischen Theater zu Petersburg, geb. 1754 zu Valencia in Spanien. Er schrieb während seines Aufenthaltes zu Wien 1) Il Barbaro di buon cuore. 2) Una cosa rara. 3) L'Arbore di Diana. Die beiden letzten Stücken erwirkten seinen Ruf nach Petersburg.

Quelle:
Johann Aloys Schlosser: Wolfgang Amad. Mozart. Prag 1828 [Nachdruck Prag 1993], S. 58.
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