24.

[60] Ausnehmend achtete Mozart auch Joseph Haydn.1

Wie schon erwähnt worden, widmete er ihm eine Sammlung seiner schönsten Quartette. Sie gehören nicht nur unter das Allervorzüglichste, was Mozart schrieb, sondern was überhaupt in dieser Gattung existiert. Seine spätern Quartette sind galanter, konzertierender, in jenen aber ist jede Note gedacht.2[60]

Mozarts Dedikation ist ein schöner Beweis seiner Bescheidenheit und seiner innigen Verehrung des großen Haydn. »Das war Schuldigkeit«, sagte er – »denn ich habe von Haydn erst gelernt, wie man Quartette schreiben müsse.«

Nie sprach Mozart ohne die lebhafteste Achtung von diesem Meister, ungeachtet es beiden, an einem Orte lebend, an Veranlassungen zu gegenseitiger Eifersucht nicht fehlte. »Keiner«, sagte Mozart häufig von Haydn, »keiner kann so alles – schäkern und erschüttern, Lachen und tiefe Rührung erregen und alles gleich gut, als Er.«

1

Den leider nun auch verstorbenen Dr. der Musik, fürstl. Esterházyschen Kapellmeister und Mitglied der königl. schwedischen Akad. der Musik und des Nationalinstitutes zu Paris, geb. zu Rohrau im Österr. 31. März 1733.

2

Doch wurde das zweite dieser sechs Quartette unter Umständen verfertigt, die nicht zum Notendenken geeignet waren. Mozart machte es gerade, als seine Frau zum ersten Mal in Kindesnöten war. Da er nie am Klavier komponierte, sondern die Noten zuvor schrieb und den Satz erst probierte, wenn er vollendet war, so belästigte er nicht, indem er in dem Zimmer arbeitete, wo sie lag. So oft sie Leiden äußerte, lief er auf sie zu, um sie zu trösten und aufzuheitern; und wenn sie etwas beruhigt geworden, ging er wieder zu seinem Papier. Nach ihrer eigenen Erzählung wurden das Menuett und das Trio gerade bei ihrer Entbindung komponiert.

Die sechs Quartette wurden anfangs hier und da sehr ungünstig beurteilt, Sie wurden dem verstorbenen Artaria, als er sie nach Italien gesandt hatte, zurückgeschickt, »weil der Stich zu fehlervoll wäre.« Man hatte dort die vielen fremden Akkorde und Dissonanzen für Stichfehler gehalten. Der verstorbene Fürst Gr.[assalkovic] in Wien ließ diese Quartette von einigen Spielern seiner Kapelle aufführen. Er rief dabei ein Mal über das andere. »Sie spielen falsch!« Als man ihn durch Vorlegung der Noten vom Gegenteile überzeugte, wurde er über dieselben ergrimmt und zerriß sie.

Quelle:
Johann Aloys Schlosser: Wolfgang Amad. Mozart. Prag 1828 [Nachdruck Prag 1993], S. 60-61.
Lizenz:
Kategorien: