Elftes Kapitel.

Max Franz und die Musik. Die Hofkapelle im Jahre 1784.

Musikalisches Talent und Geschmack hatte die österreichische Kaiserfamilie eine Reihe von Generationen hindurch ausgezeichnet. Denn wenigstens hundert Jahre lang vor der Geburt von Max Franz wurden die Familienfeste seiner Vorgänger und Eltern geschmückt durch musikalische Aufführungen, in welchen die Erzherzöge oder Erzherzoginnen mitsangen oder mitspielten, oder in den Balletten mittanzten. Sein Urgroßvater Leopold I. (1640–1705) spielte das Klavier mit großer Fertigkeit und komponierte für die Kirche und für die Bühne1. Sein Großvater Karl VI. hat einen Namen in der Musikgeschichte; er war imstande, seinen Platz am Klavier einzunehmen und eine Oper aus der Partitur zu dirigieren. Dieser Kaiser ließ seinen Töchtern Maria Theresia und Maria Anna eine tüchtige musikalische Erziehung geben, und es werden verschiedene Anekdoten über die Frühreife des Talentes der älteren Schwester erzählt, welches sie häufig auch durch Mitwirkung bei größeren Aufführungen zeigte, bis andere und höhere Pflichten ihr nicht länger erlaubten, ihre Kunst zu üben.

In Metastasios Werken findet man eine lange Reihe von Stücken, Kantaten, Prologe, Rezitative und Arien und dramatische Skizzen, welche von Bonno, Reutter, Caldara und Hasse komponiert waren und von Mitgliedern der kaiserlichen Familie aufgeführt wurden. So wurde z.B. beim Karneval 1735 I Cinesi, Azione teatrale per servire d'introduzione ad un Ballo, Musik von Reutter (dem strengen Lehrer von Joseph und Michael Haydn), von den beiden Töchtern Karls VI. und einigen Damen vom Hofe zur Darstellung gebracht. Aus demselben Jahre werden drei andere Stücke genannt, in welchen sie ebenfalls Rollen hatten.

Jene tüchtige musikalische Erziehung, welche Maria Theresia von ihrem Vater erhalten hatte, ließ sie wiederum ihren Kindern angedeihen, und die Talente derselben scheinen die darauf verwandte Mühe gerechtfertigt zu haben. Christine und Maria Elisabeth übernahmen schon [184] 1749, im Alter von 7 und 9 Jahren, Rollen in den musikalischen Festspielen. Maria Antoinette war imstande, Gluck zu würdigen und später in Paris die Partei seiner Verehrer zu leiten. Joseph II. ist in der Geschichte der Musik ebenso namhaft wie in der politischen. Als Kaiser hatte er seine tägliche Musikstunde in seinem Privatzimmer, wo er je nach der Neigung des Augenblicks entweder sang, oder ein Instrument, deren er mehrere spielte, übernahm2. Maximilian, der jüngste, erlangte eine ziemliche Fertigkeit sowohl im Singen als in der Behandlung seines Lieblingsinstruments, der Bratsche3.

J.F. Reichardt war 1783 in Wien. Seine Erinnerungen an diesen Besuch finden sich in der Allg. Mus.-Ztg. von 1813 (13. Okt.), von denen einiges hier wohl angeführt werden kann. »Er [Reichardt] hatte großen Genuß an der damaligen Vollkommenheit des Theaters unter Schröders Direction und an der italienischen opera buffa, die der Kaiser Joseph gewissermaßen selbst dirigirte. Er wählte selbst die aufzuführenden Opern, die vorher in seiner Kammer durch ihn, seinen Bruder, den Erzherzog Maximilian, und einige Musiker, die Beide in ihren Diensten hatten, aus der Partitur am Fortepiano probirt wurden. Er wohnte auch den Proben oft selbst bei und fehlte fast nie in der Vorstellung, während der er öfter auf das Theater ging oder Sänger und Kapellmeister in seine Loge kommen ließ, um ihnen sein freies Urtheil über die Darstellung und Ausführung des Abends zu sagen. Wenn er ganz besonders mit einem Sänger oder Sängerin zufrieden war, gab er wohl auch den Befehl an die Kasse, solchen die Einnahme des Abends zum Geschenk zuzustellen.« Reichardt berichtet über eine Unterhaltung mit Joseph über Musik, worin er des Kaisers Aufmerksamkeit auf die Werke von Bach, Händel, Fasch und Kirnberger lenkte, »dem Kaiser fast lauter fremde Namen und Dinge«. »Der Erzherzog Maximilian, nachmaliger [185] Churfürst von Cölln«, fährt er fort, »der hinzukam, brachte das Gespräch auf Gluck, den beide als großen Tragiker für die Scene zu ehren schienen; doch war dem Kaiser dies und jenes auch nicht ganz so an Gluck's Oper, wie es wohl sein sollte« usw. »Das Gespräch lenkte sich zuletzt auf die Harmoniemusik, aus lauter Blasinstrumenten bestehend, die damals in Wien mit großer Vollkommenheit ausgeübt wurde. Beide Herren, der Kaiser und sein Bruder, hatten jede ihre vollständige Harmonie, und da sie hörten, daß Reichardt davon sehr eingenommen war, verhießen sie ihm, solche eines Morgens in dem kleinen Redoutensaale vereinigt hören zu lassen. Das geschah denn auch, und gewährte einen recht entzückenden Genuß, Stimmung, Vortrag, alles war rein und übereinstimmend; einige Sätze von Mozart waren auch wunderschön. Als man anfänglich ziemlich lang auf einen Contrafagottisten warten mußte, der Erzherzog Maximilian ungeduldig ward, und mehrmalen nach ihm rief, einer der Musiker ihm dann etwas zur Entschuldigung des Mannes leise sagte, rief der Erzherzog in seiner naiven Sprache laut aus: Es ist ja wahr, der hat noch bei der Prinzessin ... die heilige Messe zu schlagen. Er war nämlich auch Organist für die Hauscapelle jener Fürstin ...«

»Die hohen Herren kamen auch öfter in adeliche Privathäuser, wo Musik mit Eifer getrieben wurde, vorzüglich zur Gräfin Thun, einer der geistreichsten und liebenswürdigsten Frauen des damaligen Wiens, die auch unsern Reisenden in besonderen Schutz genommen hatte. Es hat diesen oft gereut, die kernigen, naiven Ausdrücke der kaiserlichen Brüder nicht aufgezeichnet zu haben; sie verriethen wenigstens überall weit wärmeren Anteil an der schönen, erfreulichen Kunst, als er noch je bei anderen fürstlichen Personen gefunden hatte.«

In Reichardts Mus. Monatsschrift (II, 5–57) wird von N. (wahrscheinlich Neefe) eine charakteristische Anekdote von Joseph mitgeteilt, in welcher Maximilian vorkommt. »Kaiser Joseph amüsirte sich einstmals nebst seinem Bruder, dem Erzherzog Maximilian Franz, mit Gluck's Iphigenia in Tauris. Beide sangen bei der Begleitung eines Clavecins und ein paar Violinen. Gluck selbst kam dazu. Er schüttelte mit dem Kopf und zupfte ängstlich an seiner Perücke. Der Kaiser bemerkte dies und fragte ihn: Wie? Sind Sie nicht mit uns zufrieden? – Gluck (der kein starker Fußgänger war) antwortete mit seiner gewöhnlichen Freimüthigkeit: Ich wollte lieber zwei Meilen Post laufen, als meine Oper so .... ausführen hören. Der Kaiser lächelte und sagte: Seien Sie [186] nur ruhig, Sie sollen Ihre Oper nicht länger mißhandeln hören. Setzen Sie sich ans Klavier und geben Sie uns etwas Besseres, als wir Ihnen geben können.«

Es war auch ohne Zweifel Neefe, welcher folgendes an Cramers Magazin4 schrieb: »Den 5ten April [1786] war zu Bonn ein merkwürdiges Concert bei Hofe. Se. Churfürstliche Durchlaucht zu Cöln spielte dabey die Bratsche, der Herzog Albrecht die Violin, und die reizende Frau Gräfin von Belderbusch das Clavier recht bezaubernd.« Dieser Albrecht war der Herzog von Sachsen-Teschen, der Gemahl von des Kurfürsten Schwester Christina, Statthalter der österreichischen Niederlande. Die Gräfin Belderbusch war die Frau des Neffen des verstorbenen Ministers; ihr Name wird uns wieder begegnen.

Mit Mozart war Maximilian persönlich 1775 in Salzburg bekannt geworden, wo der junge Komponist Metastasios Il re pastore in Musik gesetzt hatte, damit es ihm zu Ehren aufgeführt würde (23. April); von dieser Zeit an, zu seiner Ehre sei es gesagt, hielt er immer den Komponisten und seine Musik in bester Erinnerung. Als Mozart sich 1781 entschloß, den Erzbischof Hieronymus zu verlassen und in Wien zu bleiben, zeigte der Erzherzog bei allen Gelegenheiten den Wunsch, ihn zu unterstützen. »Gestern«, schreibt der Komponist am 17. Nov. 1781, »ließ mich Nachmittags um 3 Uhr der Erzherzog Maximilian zu sich rufen. Als ich hinein kam, stand er gleich im ersten Zimmer beim Ofen und paßte auf mich, ging mir gleich entgegen und fragte mich: Ob ich heute nichts zu thun hätte? – Ew. Königl. Hoheit, gar nichts, und wenn auch, so würde es mir allezeit eine Gnade seyn, Ew. Königl. Hoheit aufzuwarten. – Nein, ich will keinen Menschen geniren. – Dann sagte er mir, daß er gesinnt sey, Abends dem Würtembergischen Hofe eine Musique zu geben. Ich möchte also Etwas spielen und die Arien accompagniren, und um 6 Uhr sollte ich wieder zu ihm kommen. Mithin habe ich gestern allda gespielt5.« »Bei ihm galt Mozart alles«, fährt Jahn fort, »er strich ihn bei jeder Gelegenheit heraus, und wäre er nur erst Kurfürst von Köln, so würde Mozart, wie er meinte, sicher schon sein Kapellmeister sein. Er hatte sich auch bei der Prinzessin [von Württemberg] verwendet, daß sie Mozart zu ihrem Musiklehrer annehmen möchte, aber zur Antwort erhalten, wenn es auf sie angekommen wäre, so hätte sie denselben [187] gewählt, allein der Kaiser – ›bei ihm ist nichts als Salieri!‹ ruft Mozart verdrießlich aus – hätte ihr wegen des Singens Salieri angetragen, den sie also nehmen müsse, was ihr recht leid sei.« Jahn teilt keine Gründe mit, warum Mozart nicht für Bonn engagiert wurde. Vielleicht wäre er dorthin gekommen, wenn Lucchesi infolge der Verminderung seines Gehalts abgedankt hätte; doch behielt dieser sein Amt als Kapellmeister und konnte nicht wohl ohne Grund entlassen werden. Mattiolis Abdankung hatte die Berufung von Joseph Reicha als Konzertmeister zur Folge, aber für Mozart ergab sich zu jener Zeit keine Vakanz.

Maximilian befand sich den größten Teil des Oktobers 1785 in Wien und mag gewünscht haben, Mozart auf irgendeine Weise fest zu placieren; aber gerade zu jener Zeit war der letztere, wie sein Vater schrieb, »über Hals und Kopf« mit der Oper Le Nozze di Figaro beschäftigt; der alte Kapellmeister Bono konnte nicht lange mehr leben, und das gab ihm Hoffnung, wenn die Oper Erfolg haben sollte, eine dauernde Anstellung in Wien zu erhalten; kurz, seine Aussichten schienen gerade damals so gut zu sein, daß sein Entschluß uns nicht wundern kann, falls er wirklich ein Anerbieten von dem Kurfürsten erhalten haben sollte, lieber in der großen Hauptstadt zu bleiben, als seine junge Frau so weit von Hause und von ihren Freunden wegzuführen, und die ungemeinen Fähigkeiten, die er zu besitzen sich bewußt war, in einer kleinen Stadt zu vergraben, wo ihm wahrscheinlich wenig Gelegenheit zu deren Ausübung gegeben werden konnte. Gewiß ist nur dieses: er blieb in Wien, um einen verzweifelten Kampf mit dem Schicksal fortzuführen, den Sieg zu erringen, und im Augenblicke des Erfolges – zu sterben und in einem unbekannten Grabe bestattet zu werden.

War es ein günstiges oder ein ungünstiges Geschick für den Knaben Beethoven, daß Mozart nicht nach Bonn kam? Freilich mußte sich sein wunderbar originelles Talent nun ohne die förderliche Sorge jenes größten musikalischen Genies und kenntnisreichsten Musikers entwickeln; auf der andern Seite wurde es aber auch nicht niedergedrückt durch den täglichen Verkehr mit demselben. –

Es wurde bereits mitgeteilt, daß sich Maximilian, unmittelbar nachdem er in Bonn angelangt war und seine Regierung angetreten hatte, vollständige und detaillierte Berichte über alle Gebiete der Verwaltung und den Hofdienst und über die zu ihrem Unterhalt geforderten Ausgaben einreichen ließ. Auf diese Berichte wurden die Anordnungen für [188] die Zukunft gegründet. Diejenigen, welche sich auf die Hofmusik beziehen, sind zu wichtig und interessant, als daß sie hier übergangen werden könnten. Sie geben uns Einzelheiten, die uns sofort in den Kreis einführen, in welchen der junge Beethoven bereits als Mitglied eingetreten war, und in welchem er sich durch die Stellung seines Vaters schon seit seiner frühesten Kindheit bewegt haben mußte.

Die beiden ersten hierher gehörigen Dokumente unterrichten uns aufs genaueste über die persönlichen Verhältnisse aller einzelnen Hofmusiker, und zwar gibt das eine derselben in Form einer ausführlichen Tabelle, worin jeder einzelne seine besondere Kolonne hat, über alle äußeren Umstände (Alter, Dienstzeit, Familie, Gehalt) Bescheid, während das andere sich über ihren Charakter und ihre musikalischen Leistungen ausspricht. Wir teilen das letztere im Text vollständig mit und geben in den Anmerkungen einen Auszug aus dem ersten als ErläuterungA1.


»Unterthänigstes Pro-Memoria die Kurfürstliche Hof Musique betrefend.


1. Anna Trewer hat die beste stimme, ist von sehr guter Aufführung, und geheirathet mit dem Hofmusico Trewer und hat drey unmündige Kinder.

2. Susanna Neuer in hat eine schlechte stimm, doppeltes gehalt, ist sonst von guter Aufführung und ungeheirathet.

3. Eva Eichhoff hat eine mittelmäßige stimm, eine gute Aufführung, und ist geheirathet mit dem Kurfürstl. Mundkoch, welcher zu [189] Paris auf Kösten Sr. Kurfürstl. Gnad. höchstseeln Andenkens das Kochen gelernet hat.

4. Marie Joseph Gazanello ist eine Anfängerin und kan gut werden, von guter Aufführung und ledig.

5. Maximiliana Delombre ist bereits bei Jahren und abständig, auch etwa unruhig und geheiratet mit einem Hofsänger.

6. Gertrudis Graw hat eine Mittelmäßige stimm, eine gute Aufführung und ist ledig.

7. Helena Joanna Averdonck besizet eine gute und starke stimm, ist von guter Aufführung, und hat auf Kösten Sr. Kurfürstl. Gnad. höchstseel« Andenkens bei Salis zu Koblenz gelernet, ist ledig.

8. Johan Betthoven hat eine ganz abständige stimm, ist lang in Diensten, sehr Arm, von zimlicher Aufführung und geheirathet.

9. Ferdinand Heller ist ein guter Musikus, die stimm sehr abnehmend, hat eine gute Aufführung und ist geheirathet und Componirt.

10. Christian Delombre hat eine schlechte stimm, ist etwa unrühig, und geheirathet mit obgemelter Hofsängerin.

[190] 11. Ludwig Noisten hat viele Jahre und wohl gedienet, ist der einzige Baßsänger, von guter Aufführung, doch arm, geheirathet, und hat viele Kinder.

12. Johan Paraquin ist ein sehr guter Contrebasso Geyger, wird aber wegen Abgang der Bassostimmen genöthiget die Baß zu singen, welches aber gar nicht seines thuens ist, unverheirathet und von guter Aufführung.

13. Christian Neffe der Organist meines ohnzielsezlichen Dafürhaltens könnte dieser wohl abgedanckt werden, weilen nicht besonders auf der Orgel versiret, ist übrigens ein frembder, von gar keinen meritten und Calvinischer Religion.

14. Ludwig Betthoven, ein sohn des Betthoven sub Nr. 8, hat zwar Kein gehalt, hat aber wehrent der abweßenheit des Kappellen Meister Luchesy die Orgel versehen; ist von guter fähigkeit, noch jung, von guter stiller Aufführung und arm.

15. Johan Ries, der ältere; ist alt und schwachsinnig, hat ein Gnadengehalt von 150 Rthlr. ist Verheirathet und ist auf Befehl Sr. Kurfürstl. Gnad. nacher Köllen zu denen Alexianer hingebracht worden.

[191] 16. Ernest Riedel, ein mittelmäßiger Violonist, ist etwas dem trunck ergeben, sonsten geschossen, doch von guter Aufführung und ledig.

17. Ferdinand Trewer, ist ein guter Violonist, hat eine gute Aufführung und ist verheirathet mit der Sängerin sub Nr. 1.

18. Christoph Brandt, ist ein sehr guterViolonist, auch für Solo, von guter Aufführung und geheirathet mit einer Comoediantinn.

Von Sr. Kurfürstn Gnad. hatte er die Erlaubniß auch die Comoedien mitzuspielen, auch in dieserqualität außer Land mit zu reyßen; Meines ohnmaaßgebigen Dafürhaltens aber müßte dieses abgestellet werden, theils weilen selbiges nicht schicklich, theils im Orchestre abgängig und deswegen Unruhe verursachet.

Nach dieser ihm gemachter Vorstellung, hatte selbiger sich zu allem willig und bereit erkläret.

19. Frantz Ries, ist der beste Violonist (vorSolo), Von treflicher Aufführung, noch jung und Verheirathet.

20. Ferdinand Wagener, ein mittelmäßiger Violonist ist jung, von guter Aufführung und Verheirathet.

21. L. J. Töpser, ein mittelmäßiger Violonist, ist jung und von guter Aufführung, und hat qua talis nur 10 Rthlr. gehalt weilen ansonsten bei derGuarde du Corps trompetter und ist ledig.

22. Joan Goldberg, ist ein guter Violinist noch Jung und von guter Aufführung, hat aber nur 50florin gehalt, welches zu wenig, und ist Ledig.

[192] 23. Joseph Phillipart, ist ein mittelmäßiger Violinist, jung, von guter Aufführung und Ledig,adiungirt zu Popelsdorf.

24. Sebastian Pfau, ein guter Flutraversist, von sehr guter Aufführung, besten Alters und ledig.

25. Andreas Pamberger erster und guter Waldhornist ist von sehr guter Aufführung und geheirathet.

26. Nicol. Simrock zweiter und guter Waldhornist, sehr guter Aufführung und geheirathet.

27. Ernest Haveck, mittelmäßiger Braccist ist von guter Aufführung, geheirathet und sehr arm.

28. Johan Walter, mittelmäßiger Braccist, ist von guter Aufführung, geheirathet und sehr arm.

29. Gaudenz Heller, guter Violoncellist, guter Aufführung, jung, ledig.

[193] 30. Joseph Meuris, mittelmäßiger Fagottist, ist von guter Aufführung, geheirathet und Alt.

31. Theodor Zillecken ist ein guter Fagottist, hat gute Aufführung und ist geheirathet.

32. Nic. Kicheler ist der beste fagottist von sehr guter Aufführung und geheirathet. Dieser hat zwey Buben, deren einer die Fagott Solo gut blaßet, und der andere zimlich die Flaute.

Dem Vatter ist vor etwa einem Monat ein sehr gringes (welches Hr Obriststall Meister bekant) zugelegt worden, um diese Jungen allhier zu behalten und mit spielen zu lassen.

33. Cand. Passavanti ist ein mittelmäßiger Contre-Bassist, von guter Aufführung und alt.

34. Nic. Meuser ist ein guter Klarnist vor Solo, auch starck dem trunck ergeben, bekomb bedienten Gehalt vom Obriststallmeister qua musicus an stattLivrée ein anderes Kleid, und ist geheirathet.

35. Joan Baum, mittelmäßiger Second Klarnist, ist ein Hofbedienter und Von guter Aufführung.

[194] 36. Peter Esch, accessist bei der Hof Musique hat 50 florin Gehalt, da aber selbiger durchgangen und Man nicht weist wohin, hat dessen Bruder geheimen Kanzley diener deme ohnerachtet obige 50florin aus der Land-Rhentmeisterey gezogen.

37. Mich. Funck, Calcant ist Von guter Aufführung, und ist alters halber sein sohn ihm adjungirt. –

Der dritte von diesen Berichten hat darum ein besonderes Interesse, weil er beweist, daß man versuchte, Neefe zu verdrängen und das Amt des Hoforganisten dem jungen Beethoven zu verschaffen.


»Unterthänigster Bericht und Vorschlag, waß bey der Hof Kappellen Musique zu veränderen und zu verbeßeren wäre.«


11. Kapitel. Max Franz und die Musik. Die Hofkapelle im Jahre 1784

11. Kapitel. Max Franz und die Musik. Die Hofkapelle im Jahre 1784

11. Kapitel. Max Franz und die Musik. Die Hofkapelle im Jahre 1784

[196] Diese Reihe von Aktenstücken wird beschlossen durch ein Verzeichnis, welches die Resultate enthält, zu denen der Kurfürst nach gebührender Erwägung der oben mitgeteilten Berichte und gewiß auch nach häufiger Beratung mit den Personen, auf deren Rat er angewiesen war, gelangte. Es ist freilich nur eine Liste der Besoldungen; doch hat es sich wichtig erwiesen bei dem Versuche, die Tatsachen, welche sich auf Beethovens Eintritt in den kurfürstlichen Dienst beziehen, auf feste Grundlage zu stellen, und ist belehrend für jeden, der ihm eine sorgfältige Untersuchung widmen will.


»An die Kurfürstl. Hofkammer : P. S.


Auch empfanget ihr zur Nachachtung und nötigen ferneren Verfügung, eine Liste hierbei, welche Personen bei Unserer Hofkappelle und Musik, auch wie dieselbe, mit Anfange des künftigen Monates Julius, aus Unserer Kurfürstl. Land Rentmeisterey quartals weise zahlet und berechnet werden sollen.

Wir sind auch übrigens etc.


Bonn den 27. Junius 1784.«


»(Copia.) Jährliche Besoldungen der Hofkapelle und Musik Sr. Kurfl. Dhlt. welche aus der Land Rentmeisterey a 1a Juli 1784 zu zahlen sind.


11. Kapitel. Max Franz und die Musik. Die Hofkapelle im Jahre 1784

11. Kapitel. Max Franz und die Musik. Die Hofkapelle im Jahre 1784

11. Kapitel. Max Franz und die Musik. Die Hofkapelle im Jahre 1784

[198] Bonn den 25. Juny 1784.

Max Franz, Churfürst.«


Das Gehalt, welches Lucchesi in dieser Zahlungsliste zuerkannt wird, war offenbar ungenügend für die Unterhaltung seiner wachsenden Familie und ohne Zweifel aus Mißverständnis angesetzt, denn die Liste ist begleitet von einem zwei Tage nachher erlassenen Dekrete, worin der Kurfürst die 400 Gulden in 400 Taler oder 600 Gulden umwandelte.

Der Versuch, Neefe aus dem Dienst zu entfernen, schlug fehl; aber die Herabsetzung seines Gehaltes auf die geringe Summe von 200 Gulden hatte ihn schon veranlaßt, sich nach einem Engagement für sich und seine Frau bei irgendeinem Theater umzusehen, als Max Franz ihn, nachdem er seine Verdienste kennen gelernt hatte, trotz seines Calvinismus in sein voriges Gehalt wieder einsetzte durch ein Dekret vom 8. Febr. 1785.

Mattioli scheint, wenn er nicht kurzweg entlassen wurde, zu seiner Abdankung gezwungen worden zu sein. Er war von seinem Gläubiger, dem Goldschmied Buhren, verklagt worden, und unterm 12. Mai 1784 war ein Dekret von der Hofkammer ergangen, welches verordnete, daß sein Gehalt vorerst bei der Landrentmeisterei zurückbehalten werden solle. Sechs Tage später (18. Mai) unterzeichnete Max Franz, damals in Münster, das Dokument, welches ihn vom Ende jenes Quartals (30. Juni) an »in Gnaden« entließ. Ein Bittgesuch von ihm um ein Zeugnis über seine gute Aufführung usw. wurde am 20. Juni gewährt, und von diesem Augenblicke verschwindet er.

Eine Vergleichung der Besoldungsliste mit den Berichten, auf welche sie gegründet war, oder mit den Verzeichnissen der Musiker in den Hofkalendern jener Jahre zeigt, daß sehr wenige Veränderungen in der Kapelle gemacht worden waren, und diese im ganzen in Übereinstimmung mit dem »unterthänigsten Bericht und Vorschlag« des ungenannten Berichterstatters. Die Sängerinnen Eichhoff und Gazzenello verschwinden aus den Listen, und Madame Beckenkamp (der Name wird verschieden geschrieben), zuletzt ein Mitglied der Großmannschen Gesellschaft, wurde an ihrer Stelle engagiert; Ludwig van Beethoven, Goldberg,[199] Philippart und der junge Küchler, 13 Jahre alt, wurden besoldete Mitglieder der Hofmusik. Küchler wurde »gnädig entlassen« den 20. Januar 1786.

Diese Vergleichung gibt außerdem einen neuen Beweis, wenn es eines solchen bedürfte, daß dieselbe Persönlichkeit nicht selten mehr wie einmal in den Kalendern genannt wird, zuweilen als Sänger und Instrumentalist, zuweilen als Spieler von mehreren Instrumenten. Unkenntnis dieses Umstandes hat manche Irrtümer veranlaßt, die noch in der Musikgeschichte kursieren. Nur eine Tatsache in den Kalenderverzeichnissen scheint bis jetzt nicht zu erklären. Hörner wurden im Jahre 1774 ins Orchester eingeführt, und die Hofkalender von 1776 bis 1786 geben sämtlich dieselben vier Namen von Hornisten an: Joseph Riedel, Gottfried Brandt, Simrock und Bamberger. Die beiden letzten sind bekannt genug; aber über diese Riedel und Brandt hat sich nicht die geringste Notiz gefunden, mit Ausnahme ihrer Namen in den gedruckten Listen6.

Sehr wenige Änderungen in der Kapelle begegnen uns in den beiden nächsten Jahren. Durch Dekrete vom 14. Jan. 1785 werden Georg Liebisch und Joseph Bachmeyer als Hautboisten auf zwei Jahre mit 375 und 200 G. angestellt. Das Engagement von Liebisch (aus Wien?) wurde dauernd befestigt am 13. Apr. 1787, während Bachmeyer (vormals im Dienste des Grafen Belderbusch) von Zeit zu Zeit wieder engagiert wurde; seine letzte Anstellung ist vom 9. Jan. 1792 datiert.

Wann Joseph Reicha an Mattiolis Stelle nach Bonn kam, ist noch nicht genau festgestellt7; aber ein Dekret, welches ihn von der Stellung des Konzertmeisters zu der eines Konzertdirektors erhebt und sein Gehalt auf 1000 Gulden erhöht, ist vom 28. Juni 1785 datiert. In der allgemeinen Zahlungsliste von 1785, aus 41 großen Foliobogen bestehend, ist bei der »Music-parthey« das Gehalt Reichas auf 666 Tlr. 52 Albus, das des »Tenorist Betthoven« auf 290 Tlr., des »Betthoven jun.« auf 100 Tlr. angesetzt, völlig mit den oben in Gulden angegebenen Summen übereinstimmend8.

[200] [Zusatz des Herausgebers H.R.] Eine willkommene Ergänzung der obigen Nachweise des Personalbestandes der Bonner Hofkapelle beim Regierungsantritte Max Franzs werden einige kurze Aufschlüsse über die um dieselbe Zeit im Gebrauche der Hofkapelle befindlichen Musikalien bilden, die zugleich die Vermutung bestätigen, daß die Pflege Mozartscher Instrumentalmusik durch Max Franz nach Bonn verpflanzt worden ist, vorher aber (und nur langsam verblassend auch über diese Zeit hinaus bis zur Übersiedelung Beethovens nach Wien) in Bonn ebenso wie im übrigen Südwesten Deutschlands die Sinfonien und Kammermusikwerke der Mannheimer Schule und ihrer Ausläufer das tägliche Brot der Musiker bildeten. (Vgl. Spaziers Berlinische M. Ztg. 1794 Korrespondenz aus Bonn am 19. Okt. 1793: »Haydn fängt man an, neben Cannabich, Karl Stamitz und Konsorten zu dulden.«) Durch Ad. Sandbergers Auffindung des Inventars der Musikbestände beim Thronwechsel 1784 (im Staatsarchiv zu Düsseldorf) ist der bestimmte Beweis geliefert, daß schon vor 1784 die Sinfonien, Trios usw. der Mannheimer Schule und ihres Anhanges einen breiten Raum in dem Gesamtbestande der Instrumental-Kammermusik der Bonner Hofkapelle einnehmen. Prof.Dr. Ad. Sandberger stellt in dankenswerter Kollegialität das Verzeichnis der »Simphonies« (S. 258ff. des Inventars) zur Verfügung, das hier reproduziert wird: »10. 12 Livres contenant 12 Symphonies, dont 6 de Mr. Jadin [jedenfalls Jean Jadin, gest. etwa 1790] et 6 de Stamitz. 20. 12 Livres contenant 14 Symphonies de différens auteurs. 30. 13 Livres contenant 14 Symphonies de différens auteurs. 40. 15 Livres contenant 100 pièces pour les Entreactes. 50. 17 livres contenant 3 Symphonies de Gossec et Rigel [Mannheim, Götz]. 60. Anfossi, [201] Ouverture theatr. 70. Bach ... Simph. 80. Boccherini Ouverture. 90. Cambini, Simphonies concertantes. 100. Canabik (1). 110–120. Ditters (je 1). 130. Eickner [sic!] (12). 140. Fogler [sic!] (1). 150. Gluck (1). 161–162. Guenin (je 1). 170. Gossec, Concertantes a 2 Violons (2). 180. Gossec, Concertante a 2 V. et Vc. 190–200. (je 1 Symphonie). 210–390. Haydn (19 Symphonien). 400–420. Hoffmeister (3 Sy.). 430. Holzbauer. 440. Kreuser [Georg Anton Kreußer, von 1775–1810 in Mainz und Frankfurt]. 450. [J. G.] Lang (1). 460–470. Le Duc l'ainé (je 1). 480. Martini [wohlVicente Martin y Soler] (1). 490. [Fr. A.] Mitscha (1). 500. [J. G.] Nauman (1 Ouverture). 510. Paesiello (1 Ouvert.). 520. Piccini (1 Ouvert.). 530–580. Rosetti [Rößler] (6 Symphonien). 590. Sacchini (1 Ouvert.). 600. [J.] Schuster (1 Ouvert.). 620–690. [Karl] Stamitz (9 Symphonies concertantes). 700–720. Wanhall (3 dgl.). (722) 10 Simphonies de différens auteurs (vgl. Nr. 2 und 3). 730. Boccherini, Serenade. 740–750. [Joh. Ludw.] Stanzen Notturni in Eb und D.« – Ob wirklich die unter 20, 30 und 722 verzeichneten 38 Sinfonien »de différens auteurs« sämtlich den großen Pariser Sammlungen von Huberti, Bayard, Boyer und Venier angehören – auch die J.J. Hummels in Amsterdam kommt mit in Frage – ist natürlich nicht mehr zu entscheiden; da aber Gossec, Leduc, Guenin gesondert vertreten sind, steht die Verbindung mit den Pariser Verlegern der Mannheimer außer Frage9. Eine besondere Rubrik für Trios, Quartette usw. enthält leider das Inventar nicht. Die nach den französischen Opern aufgezählten 18 Harfensonaten dürften wohl J. B. Krumpholz zuzuschreiben sein; dann aber folgt augenscheinlich eine summarische Notiz über ältere, ausrangierte Bestände, zunächst 6 Gambentrios und 11 Gambenterzette und »un pacchetto di Sonate et Trio per la Viola di Gamba« und endlich »Verschiedene Musicalien, bestehend in Partituren, Ballet-Musique, Kammer- und Kirchen-Musique, welche mehrenteils nicht vollständig sind«. – Angesichts dieses Nachweises, daß 1784 die Sinfonien der Mannheimer in der Bonner Kapellbibliothek so stark vertreten sind, wird man sich der Einsicht nicht verschließen können, daß wirklich der jugendliche Beethoven stark durch die Mannheimer beeinflußt war10.

Fußnoten

1 Eine Auswahl (2 Bde.) von Kompositionen der Kaiser Ferdinand III., Leopold I. und Joseph I. gab 1892–93 Guido Adler bei Artaria & Ko. heraus.


2 In dem Journal von und für Deutschland, herausg. von Göckingk, liest man 1784, S. 208: »15. Jan. ließ sich der deutsche Kaiser in einem Musikconcert zu Neapel öffentlich hören, indem er mit vielem Geist und Ausdruck eine italienische Arie sang, worüber die Dichter dieser königl. Hauptstadt jetzt recht vieles zu reimen wissen.« Kaiser Joseph unternahm Ende 1783 eine Reise nach Italien und war in den ersten Wochen des J. 1784 in Neapel. Anm. d. Herausg.


3 Beethoven erzählte Schindler, daß der Kurfürst sehr viel auf Mattheson gehalten habe. (Nach d. Konversationsbuche.) – [Pour la musique il joue du violon et aime d'en jouer avec de musiciens ordinaires et non fameux avec lesquels il peut être à son aise. So in dem Bericht Leopolds, s. o., S. 174. D. H.]


4 II, S. 959.


5 Jahn (3. Aufl.) I, S. 718.


6 Gottfried Brandt war ein Bonner, und Bruder des uns bekannten Christoph Brandt. (Freundliche Mitteilung des Herrn Dr. Bischof in Bonn nach dem Kirchenbuch, und des H. von Claer in Vilich.) D. H.


7 Das Churtrierische Intelligenzblatt erwähnt als durchreisend durch Koblenz den »Kurköllnischen Musikdirektor Reichard (doch wohl Reicha) am 24. April 1785«. Das war wohl auf der Reise nach Bonn. Anm. d. Herausg.


8 Bei den Einrichtungen des neuen Kurfürsten verdienen auch die im Juli und August 1784 gepflogenen Verhandlungen über den Bau einer neuen Hoforgel erwähnt zu werden. Die Hofkammer hatte, über eine vom Orgelmacher Riedlen bereits begonnene Orgel berichtend, die Furcht ausgesprochen, dieselbe möchte für die kleine Hofkapelle zu groß werden, dabei aber hinzugefügt, der Orgelmacher hoffe die angefangene doch passend einrichten zu können; auch der hierin sehr erfahrene Franziskaner-Bruder und Organist Willibald Koch rate zur Fortsetzung. Max Franz erläßt auf diesen Bericht folgende charakteristische Antwort: »Kurs. Hofkammer hat zu trachten, eine schickliche, dem Ort angemessene Orgel verfertigen zu lassen; 10 bis 12 Register sind erklecklich, mehrere überflüßig, der Instrumentalmusik schädlich, und machen so ungereimten Effect als die bei die Franziskaner in Brüel und Bonn: wie das bereits verfertigte zu benutzen wäre, und um welchen Preis selbe vollendet werden könnte, hierüber hat Hofkammer das nötige besorgen zu lassen. Bonn den 14. August 1784.« Am meisten interessiert in diesen Verhandlungen der Name des Bruders Willibald Koch, den wir oben (S. 139) nach den Fischerschen Papieren als Lehrer Beethovens kennen lernten. Anm. d. Herausg.


9 Es sei auch daran erinnert (S. 64), daß Nikolaus Simrock die Musikalien zu besorgen hatte.


10 Vgl. H. Riemann, »Beethoven und die Mannheimer« (Zeitschrift »Musik« VII, Heft 13–14 [1908]).


A1 Das Verzeichnis ist wieder abgedruckt und mit noch einigen Zusätzen versehen in dem Bonner Archiv II (1890/91), S. 14. Durch wen dasselbe aufgestellt oder abgefaßt ist, wird nicht gesagt. Da aber die letzten auf Beethoven bezüglichen Berichte aus Max Friedrichs Zeit von dem Grafen Salm-Reifferscheid herrührten (S. 164) und dieser auch noch später als Intendant der Hofmusik erscheint, darf vermutet werden, daß durch ihn auch diese Übersichten verfaßt bzw. veranlaßt waren. Anm. d. Herausg.


1) Anna Trewer [geborene Ries], Sängerin, Sopran, 32 Jahre alt, geboren in Bonn, verheirathet [mit Nr. 17], hat drei Söhne im Lande, von sieben, drei und zwei Jahren, hat 21 Jahre gedient und einen Gehalt von 300 Gulden, gezahlt von der Landrentmeisterei. [Die Hofkalender schreiben Drewer, Wegeler und das unten folgende Dokument Drever.]

2) Susanna Neuerin, Sopran, alt 39 Jahre, geboren in Mannheim, unverheirathet, hat 10 Jahre gedient; Gehalt 600 Gulden, gezahlt von der Landrentmeisterei.

3) Eva Eichhoff [geborene Grau], Sopran, alt 32 Jahre, geboren in Bonn, verheirathet, hat 9 Jahre gedient, Gehalt 200 Gulden.

4) Maria Josepha Gazzanello, Sopran, alt 19 Jahre, geboren in Bonn, unverheirathet, hat 1 Jahr gedient, Gehalt 180 Gulden. [Sie war Schülerin Johann van Beethovens, dann Graffs im Haag. Das Kirchenbuch von S. Remigius schreibt den Namen Gazzinello, die Urkunden anderswo Gazzenello.]

5) Maximiliane Valentine Delombre [geborene Schwachhofer], Contre-Alt, alt 42 Jahre, geboren in Mainz, verheirathet [Nr. 10], hat 20 Jahre gedient, Gehalt 300 Gulden.

6) Gertrude Grau, Contre-Alt, alt 27 Jahre, geboren in Bonn, unverheirathet, hat 9 Jahre gedient, Gehalt 300 Fl. [Sie war später die Gattin des Friedensrichters Robson.]

7) Johanna Helene Averdonch, Contre-Alt, alt 20 Jahre, geboren in Bonn, unverheirathet, hat 6 Jahre gedienet, Gehalt 360 Fl. [Auch sie war anfangs Schülerin Johann van Beethovens, wie früher erwähnt. Sie war am 11. Dez. 1760 in Bonn geboren und starb schon am 13. August 1789.]


Tenoristen.


8) J. van Beethoven, alt 44 Jahre, geboren in Bonn, verheirathet, seine Frau ist 32 Jahre alt, hat 3 Söhne im Lande, alt 13, 10 und 8 Jahre, welche Musik lernen, hat 28 Jahre gedient, Gehalt 315 Fl.

9) Ferdinand Heller, 33 Jahre alt, geboren in München, verheirathet, seine Frau ist 31 Jahre alt und in Westphalen geboren, hat 3 Töchter im Lande, alt 7, 4 und 1/2 Jahr, hat 10 Jahre gedient (vorher in München 4 Jahre), Gehalt 460 Fl.

10) Christoph Hubert Delombre, alt 43 Jahre, geboren in Bonn, verheirathet [Nr. 5], hat 7 Jahre gedienet, Gehalt 75 Fl.


Bassisten.


11) Lucas Carl Noisten, alt 64 Jahre (?), geboren in Bonn, verheirathet, seine Frau ist 58 Jahre, und in Honnef geboren, hat eine verheirathete Tochter von 33 Jahren, 5 Söhne, im Alter von 36, 32, 28, 23 und 19 Jahren, von welchen vier im Lande und zwei abwesend sind; 5 erlernen die Musik. Er hat 45 Jahre gedient, Gehalt 252 Fl. und »ein Kleid jährlich«. [Im Bonner Intelligenzblatt vom 11. Nov. 1787 heißt es: verehelicht Lucas Carl Noisten, Wittwer, mit Anna Maria Kastenbalg. In demselben, unterm 18. Nov.: gestorben Lucas Carl Noisten, Hofmusicus, alt 71 Jahr. War der verheirathete der Hofmusikus oder sein Sohn?]

12) Johann Baptist Paraquin, alt 38 Jahre, geboren zu Neustadt an der Hardt, unverheirathet, hat 3 Jahre gedient, war ehemals im Dom zu Cöln, Gehalt 345 Fl. [Wegeler S. 62 nennt ihn »als Künstler ausgezeichnet wacker, und als Mensch hochgeachtet«.]

13) Christ. Gottlob Neefe, alt 36 Jahre, geboren zu Chemnitz, verheirathet, seine Frau ist 32 Jahre alt, geboren zu Gotha, hat 2 Töchter im Lande, 5 und 2 Jahre alt, hat 3 Jahre gedienet, war ehemals bei Seiler als Kapellmeister; Gehalt 400 Fl.

14) Ludwig van Beethoven, alt 13 Jahre, geboren zu Bonn, hat 2 Jahre gedient, kein Gehalt.


Violinisten.


15) Johann Ries, alt 61 Jahre, geboren in Benzheim, verheirathet, seine Frau ist 87 und stammt aus Hadamar, hat einen Sohn [Nr. 19] von 27, zwei Töchter von 32 [Nr. 1] und 29 Jahren, im Lande, die zweite Tochter ist Wirthin, hat 88 Jahre gedient, Gehalt 185 Fl.; »ist schon 20 Jahr schwachsinnig«

16) Ernst Riedel, alt 40 Jahre, geboren in Wetzlar, unverheirathet, hat 26 Jahre gedient, Gehalt 185 Fl. 20 Stüb.

17) Ferdinand Drewer [oder Trewer], alt 43 Jahre, in Bonn geboren, verheirathet [mit Nr. 1], hat 26 Jahre gedient, in Cassel 4 Jahre, Gehalt 300 Fl.

18) Christoph Hermann Joseph Brandt, alt 34 Jahre, geboren in Bonn, verheirathet, seine Frau ist 24, geboren in Gotha, hat einen Sohn, alt 1 Jahr, 2 Töchter von 2 und 3 Jahren, im Lande, hat 18 Jahre gedient, Gehalt 400 Fl.

19) Franz Ries, alt 27 Jahre, geboren in Bonn, verheirathet, seine Frau ist 22 Jahre alt, in Bonn geboren, hat 18 Jahre gedient, Gehalt 460 Fl.

20) Ferdinand Wagener, alt 40 Jahre, geboren in Bonn, verheirathet seine Frau ist 33, geboren in Bonn, hat 10 Jahre gedient, Gehalt 165 Fl.

21) Ludwig Joseph Toepser, alt 43 Jahre, geboren in Baden-Baden, verheirathet, seine Frau ist 48, geboren in Zons, hat eine Tochter von 19 Jahren, Näherin, hat 23 Jahre gedient, war 2 Jahre bei der Münsterischen Cavallerie und 2 Jahre im Dienste des Fürsten von Nassau-Usingen; Gehalt als Violinist 15 Fl., doch ist er außerdem Garde-Trompeter.

22) Johann Goldberg, alt 20 Jahre, geboren in Bonn, hat 6 Jahre gedient, Gehalt 50 Fl. [Er war 1762 geboren.]

23) Joseph Philipardt, alt 29 Jahre, geboren in Bonn, hat 7 Jahre gedient, Gehalt 25 Fl. aus der Landrentmeisterei und 36 Thaler aus dem Kriegscommissariat.


Flautist.


24) Sebastian Pfau, alt 32 Jahre, geboren zu Markolsheim, hat 3 Jahre gedient, vorher 5 Jahre im Kölner Dom, Gehalt 300 Fl.


Waldhornisten.


25) Andreas Bamberger, alt 33 Jahre, geboren zu Würzburg, verheirathet, seine Frau ist 39, geboren zu Baden-Baden, hat einen Sohn von 5, 3 Töchter von 7, 3 und 1/2 Jahr, die beiden ältesten Kinder in der Schule, hat 10 Jahre gedient, und vorher 7 Jahre in Frankreich; Gehalt 300 Fl. aus der Landrentmeisterei und 160 Fl. aus der Chatulle, im ganzen 400 Fl.

26) Nicolaus Simrock, alt 32 Jahre, geboren in Mainz, verheirathet, seine Frau ist 27, geboren in Mainz, hat 3 Töchter im Lande, alt 3 und (Zwillinge) 1/2, Jahr, hat 10 Jahre gedient, 9 Jahre in Frankreich, Gehalt 300 Fl. aus der Landrentm. und 100 Fl. aus der Chatulle.


Braccisten.


27) Ernest Haveck, alt 43 Jahre, geboren in Bonn, verheirathet, seine Frau 32 Jahre, hat einen Sohn von 16 Jahren, Vergolder, eine Tochter von 8, in der Schule, beide im Lande, hat 29 Jahre gedient, Gehalt 150 Fl. und jährlich ein Kleid.

28) Johann Gottlieb Walther, 63 Jahre alt, gebaren in Rudolsdtadt, verheirathet, seine Fran 40 Jahre, hat einen Sohn von 20, Musiker außer Landes, hat 31 Jahre gedient, war 3 Jahre beim Grafen Hohensolms; Gehalt 165 Fl.


Violoncellist.


29) Gaudenz Heller, alt 34 Jahre, geboren zu Pölnitz in Böhmen, hat 4 Jahre gedient, war vorher 7 Jahre in München; Gehalt 360 Fl.


Fagottisten.

30) Johann Anton Meuris, alt 70 Jahre, geboren zu Regensburg, verheirathet, seine Frau ist 20, geboren zu Bonn, hat 57 Jahre gedient, Gehalt 240 Fl.

31) Theodor Zilecken, alt 42 Jahre, geboren zu Bonn, verheirathet, seine Frau ist 32, geboren zu Bonn, hat einen Sohn von 5 und eine Tochter von 8, im Lande, »Lesen und Schreiben«; hat 15 Jahre gedient, Gehalt 120 Fl.

32) Johann Küchler, alt 46 Jahre, geboren in Quedlinburg, verheirathet, seine Frau, 32 Jahre alt, in Zweibrücken geboren, hat 3 Söhne von 13, 9 und 3, und 4 Töchter von 18, 16, 14 und 12 Jahren; vier von den Kindern sind außer Landes, einer Fagottist, einer lernt Flöte, drei gehen in die Schule; hat 3 Jahre gedient, vorher in Frankreich 7 Jahre und im Pfälzischen 6 Jahre, Gehalt 660 Fl. aus der Chatulle, 100 Fl. von Sr. Excellenz dem Obriststallmeister.

33) Candidus Passavanti, alt 47 Jahre, geboren in Neapel, verheirathet, seine Frau ist 42, hat 3 Söhne von 15, 7 und 3, 2 Töchter 9 und 5, alle im Lande, »in die Schul – auch einer Musik«; hat 11 Jahre gedient, in Würtemberg 12 Jahre, Gehalt 409 Fl. von der L. R. M. und 100 Fl. aus der Chatulle.


Hautboisten.


34) M. Meuser, alt 33 Jahre, geboren in Bonn, verheiratet, seine Frau 32, geboren in Bonn, hat einen Sohn von 1 Jahr, und eine Tochter von 2 Jahren im Lande, hat 15 Jahre gedient, war 4 Jahre beim Grafen Belderbusch, Gehalt 192 Fl. [Almanach de la Cour 1784 p. 30. Valets de pied.]

35) J. Baum, 34 Jahre alt, geboren in Bonn, verheirathet, seine Frau ist 33 Jahre, geboren in bonn, hat 1 Sohn von 2 und 1 Tochter von 1/2 Jahr, im Lande, hat 14 Jahre gedient, war 5 Jahre bei Graf Belderbusch, Gehalt 192 Fl. »als Hoflackay«.

36) Der Violonist Peter Esch ist abgegangen.

37) Der alte Funck und der junge Funck Calcanten, sind 74 und 43 Jahre alt.

Quelle:
Thayer, Alexander Wheelock: Ludwig van Beethovens Leben. Band 1, 3. Auflage, Leipzig: Breitkopf & Härtel, 1917.
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