Achtes Kapitel.

Bonner Freunde in Wien: Reicha, Breuning, Ries. Carl Czerny.

Es würde nutzlos sein, in betreff der Namen, welche in dem Briefe an Amenda (S. 269) offen gelassen wurden, als er nach dem Original in den Signalen gedruckt wurde, haltlose Vermutungen aufzustellen, welche vielleicht später den, der sie machte, dem gerechten Spotte aussetzen würden. Es bleiben demnach nur zwei Gegenstände übrig, welche eines Wortes der Erklärung bedürfen, nämlich das in der Angabe des Datums ausgelassene Jahr, und der Jugendfreund, von welchem Beethoven in so starken Ausdrücken der Zuneigung spricht. Beides aber wird besser verbunden mit dem, was über den Brief an Wegeler vom 29. Juni 1801 gesagt werden muß.

Dieses lange, wichtige und sehr interessante Schriftstück kann uns zeigen, wie leicht man in der Regel geneigt ist, Vermutungen als wahr hinzunehmen, solange man nicht genötigt ist, sie einer strengen Prüfung zu unterwerfen. Als der Verfasser diesen Brief für einen einzelnen besonderen Zweck durchsah (nämlich bei dem Versuche, die Chronologie von[284] Beethovens Werken zu fixieren), wurde Wegelers Datum: »höchst wahrscheinlich 1800« angenommen, wie dies 40 Jahre lang allgemein und ohne Frage geschehen ist; aber sobald es nötig wurde, seinen gesamten Inhalt für den Zweck der gegenwärtigen Biographie einer genauen Untersuchung zu unterziehen, wurde der Irrtum sofort so einleuchtend, daß er wirklich ein Gefühl von Beschämung hervorrief für die zeitweilige Blindheit, welche es zuließ, ihn ohne genauere Prüfung vorübergehen zu lassen. Die Anspielungen auf Susanne Bach (»Du siehst, daß es eine hübsche Sache ist« usw.), auf seinen Wohnungswechsel, auf die Veröffentlichung seines Porträts durch Artaria, und (in dem zweiten Briefe) auf den Wechsel mit seinen Ärzten deuten alle mehr oder weniger bestimmt auf das Jahr 1801, dessen alleinige Richtigkeit durch die Erwähnung von Breunings Rückkehr nach Wien in positiver Weise festgestellt wird. Außerdem beweist die Ähnlichkeit, ja beinahe Übereinstimmung von Stellen in dem Briefe an Amenda mit Teilen desjenigen an Wegeler, daß beide demselben Juni angehören. So haben wir endlich die Genugtuung, zu sehen, wie diese beiden wertvollen Dokumente leicht und natürlich an ihren richtigen Platz in der Geschichte Beethovens gelangen.

Es ist erwähnenswert, daß dieser Brief an Wegeler ein Beispiel davon gibt – oder wenigstens zu geben scheint –, daß Beethoven gelegentlich mit einer gewissen Leichtigkeit Mitteilungen über Tatsachen geben konnte, die ihm vielleicht im Sinne lagen, ohne darum den wirklichen Verhältnissen völlig zu entsprechen. Wie er in dem Briefe an Breitkopf und Härtel so schreibt, als wenn er noch ein halb Dutzend unveröffentlichter Konzerte im Pult hätte, so spricht er jetzt davon, er habe »schon einige Akademieen gegeben«: und doch ist es der sorgfältigsten Nachforschung nicht gelungen, darzutun, daß Beethoven in dieser ganzen Zeit mehr als ein einziges eigenes öffentliches Konzert in Wien gegeben hätte (vgl. das Register unter »Konzertauftreten Beethovens«). Vielleicht hat er die in Prag gegebenen in diese einige mit eingerechnet.

Wie schon erwähnt, kam auch Anton Reicha1 1801 nach Wien. Derselbe war mit Beethoven von gleichem Alter – Reicha war nur wenige Monate älter – und beide stimmten in ihrem Geschmack und ihren Bestrebungen [285] durchaus überein. In Hinsicht auf Schulbildung und auch an sogenannter musikalischen Gelehrsamkeit stand Reicha höher; Beethoven übertraf ihn aber an Genie und Originalität als Komponist, sowie auch an Fertigkeit im Klavierspiel. So erheischten ihre Talente gegenseitige Achtung, während die Verschiedenheit ihrer künstlerischen Ziele bei allem Ehrgeize und aller Strebsamkeit, welche beide beseelte, doch eine mißgünstige Rivalität nicht auf kommen ließ. Reicha war etwa 7 Jahre in Hamburg gewesen, einer Stadt, welche damals einen Rang in der musikalischen und theatralischen Welt behauptete, welchen es nachher für lange verlor. Dort hatte er seine Kenntnis von Menschen und Künstlern in hohem Grade erweitert; denn es war selten der Fall, daß ein Virtuose, mochte es ein Instrumentalist oder Sänger sein, bei einer Kunstreise Hamburg überging. Noch reicher an Gelegenheit zur Beobachtung und Erfahrung war die Zeit, welche er sodann (1799) in Paris zubrachte. Mit dem Versuche, seine Opern auf die Bühne zu bringen, hatte er freilich kein besonderes Glück; doch war ihm seine frühere Bekanntschaft mit Rode (in Hamburg) zur Aufführung seiner Symphonien förderlich, und dadurch wurde der Grund zu jenem hohen Ansehen gelegt, welches ihm im Verlaufe der Zeit die bedeutende Stellung verschaffte, die er während der letzten 20 Jahre seines Lebens als Méhuls Nachfolger am Pariser Konservatorium einnahm.

Für Beethoven, welcher sich noch mit Plänen zu musikalischen Reisen trug, mußten die Erfahrungen seines Freundes von ebenso großem Werte sein, wie andererseits für Reicha Beethovens Erfahrungen in bezug auf Wien. Doch bedurfte er keineswegs der Unterstützung Beethovens, um in die höchsten musikalischen Kreise der Hauptstadt eingeführt zu werden; wir wissen aus einem der früheren Kapitel, wie leicht die Salons jedem talentvollen jungen Musiker geöffnet waren. Überdies trug er einen wohlbekannten Namen, und der Altmeister Haydn erinnerte sich seiner freundschaftlich als eines der vielversprechenden jungen Männer, welche ihm in Bonn ihre Huldigung dargebracht hatten.

Die musikalischen Talente und die hervorragenden Leistungen Reichas waren gerade damals in Berlin sehr bekannt, und Prinz Louis Ferdinand schrieb ihm bald nach seiner Ankunft in Wien einen schmeichelhaften Brief, worin er »dem Künstler seinen Tisch und seinen Schutz anbot, und ihm die erste in Berlin ledig gewordene Kapellmeisterstelle versprach, wenn es ihm gefiele, einstweilen als Kompositionslehrer in sein Haus zu treten«. Reicha schlug es aus; er zog seine Verbindung mit Haydn der glänzenden Zukunft des Hoflebens vor. Seine Oper »Ubaldi«[286] wurde im Schlosse des Fürsten Lobkowitz aufgeführt, und dies veranlaßte wahrscheinlich seine Einführung bei der Kaiserin Maria Theresia, welche ihm einen italienischen Text: »Argene Regina di Granata« zur Komposition übergab; die Kaiserin selbst sang in dieser Oper bei der Privataufführung in ihrem Palaste eine Rolle.

So trafen Beethoven und Reicha sich wieder und erneuerten ihren alten freundschaftlichen Verkehr. »Wir haben 14 Jahre2 mit einander zugebracht«, sagte der letztere, »verbunden wie Orestes und Pylades, und waren in unserer Jugend immer beisammen. Nach achtjähriger Trennung sahen wir uns in Wien wieder, und hier theilten wir uns alles mit, was uns beschäftigte!« Welche Fülle angenehmer Erinnerungen konnten nicht die beiden jungen Männer in ihrem erneuerten Verkehr untereinander auffrischen! wie oft mochten sie der alten Tage zu Bonn auf dem Doxal, dem Redoutensaal, im Theater gedenken, wie oft der Abende bei Frau Koch, gemeinsamer Abenteuer im Siebengebirge und auf den Dörfern in Bonns Umgebung; und wie manches Mal mag Beethovens traditionelles »schallendes Gelächter« ausgebrochen sein, wenn sie sich einer der tausend Anekdoten erinnerten, von König Lux und seinen lustigen Genossen und von so manchen anderen närrischen Gesellen, wie sie sicherlich vorhanden waren, und in einer kleinen Residenz wie Bonn sich jedenfalls auch bemerklich gemacht haben. Als Gegengewicht gegen die düstere und niedergeschlagene Gemütsstimmung, in welche ihn das Zunehmen seiner Schwerhörigkeit versetzte, mußten diese Augenblicke Beethoven doppelt erfreuen, in denen er jenem Drucke entgehen und seiner natürlichen Neigung zu Scherz und Lustigkeit recht ihren Lauf lassen konnte.

Wenn Wegeler von Stephan von Breuning sagt: »er hatte doch mit kurzen Unterbrechungen von seinem zehnten Jahre bis zu seinem Tode in der innigsten Verbindung mit Beethoven gelebt«, so sagt er zu viel; und zu wenig, wenn er schreibt: »Beethoven hatte auch einmal mit Breuning auf längere Zeit gebrochen (und mit welchem Freunde hatte er es nie?)«. Abgesehen von dem Streite, den Ries beschreibt, trat schließlich zwischen Beethoven und Breuning eine völlige Trennung ein, so daß Breunings Name für eine Periode von 8 bis 10 Jahren gänzlich aus unserer Geschichte verschwindet; und dies geschah, wie wir leider hinzufügen müssen, nicht durch Breunings Schuld.

[287] Unmöglich konnten die beiden Freunde sich im Jahre 1801 in derselben Weise wieder begegnen, wie sie sich 1796 verlassen hatten. Breuning hatte diese Zwischenzeit von fünf Jahren in einer kleinen Provinzialstadt zugebracht, in Mergentheim, in der einförmigen Beschäftigung eines kleinen Amtes und im Dienste einer halb religiösen, halb militärischen Institution, welche an Größe und Macht so gesunken war, daß sie wenig mehr als ein ehrwürdiger Name war, ein Überrest vergangener Zeiten. In dem nämlichen Dienste war er jetzt nach Wien zurückgekehrt. Was Beethoven inzwischen geleistet hatte, und wie hoch er gestiegen war, haben wir gesehen. Die gesellschaftliche Stellung der beiden Männer hatte sich vollständig verändert; Beethoven bewegte sich jetzt in vertraulicher Weise in Kreisen, zu welchen Breuning nur durch seine oder anderer Freunde Unterstützung Zutritt erlangen konnte. Erinnert man sich des Verhältnisses, in welchem Wegeler zu der Breuningschen Familie stand, so muß man gestehen, Beethoven hätte in seinem ersten Briefe an Wegeler über »Steffen« nicht leicht weniger sagen können. Es macht sich in demselben ein Ton von schützender Herablassung bemerklich, welcher in dem vom November nur zu offenbar wird3. Wenn man die fraglichen Stellen in Verbindung mit jenen unglücklichen Gedanken in dem Briefe an Amenda liest, welche an einer anderen Stelle beurteilt worden sind, so gewinnt man den Eindruck, daß es Breuning in einem peinlichen Grade zu fühlen gegeben worden sei, wie groß sein Freund geworden. Wegeler selbst ist erstaunt über Breunings Nichtannahme der Einladung Beethovens zu dem Privatkonzerte (vgl. S. 275 Anm.).

Je eindringlicher man den Charakter Breunings prüft, nicht allein in seinen späteren Beziehungen zu Beethoven, sondern in allem, was sonst über ihn bekannt ist, in seiner Eigenschaft als öffentlicher Beamter, oder als Gatte, Vater und Freund, um so höher erscheint er als Mensch. In seinen öffentlichen Beziehungen hat er sich unter Verhältnissen, die geeignet waren, seine Geduld über das gewöhnliche Maß auf die Probe zu stellen, nie anders als edel gezeigt, als einen Mann von hohen Grundsätzen, immer bereit, private und persönliche Rücksichten dem Rufe der Pflicht unterzuordnen. Im Privatleben war er edelmütig und unwandelbar am [288] Rechte festhaltend. Welche Ursache zur Klage er zu verschiedenen Zeiten gegen Beethoven gehabt haben mag, aus seiner Korrespondenz (soweit dieselbe veröffentlicht worden ist) erfahren wir nichts darüber, mit Ausnahme einer von Wegeler zitierten Stelle; und auch diese enthält nur einen Ausdruck von herzlicher Sorge und Teilnahme, ohne ein Wort des Mißmutes. Wir wissen aber, daß Beethoven, wenn er in Betrübnis war, sich niemals vergeblich an sein Mitgefühl wandte und seine Hilfe, wo es in seiner Macht stand, nie vergebens in Anspruch nahm. In den unglücklichen Jahren, die jetzt bevorstehen, wird der Leser, obgleich Breunings Gestalt in denselben nicht in entscheidender Weise hervortritt, doch genug von ihm erfahren, um Verehrung und Bewunderung für seinen Charakter zu fassen und sich zu überzeugen, wie ungerecht jene Briefe von Beethoven waren, welche Ries den »Notizen« beigegeben hat, und die nur unter dem Eindrucke eines vorübergehenden Verdrusses geschrieben waren. Bei Besprechung einer Sache, wie der Beziehungen zwischen Breuning und Beethoven, ist es schwer, das Zuwenig und das Zuviel zu vermeiden und in der Auswahl der Ausdrücke die richtige Mitte zu bewahren; aber die Beziehungen, welche in Wirklichkeit zwischen den beiden Männern bestanden, haben so viele urteilslose Kommentare hervorgerufen, daß es nicht möglich war, an denselben stillschweigend vorüberzugehen. Ausgeschlossen ist aber gewiß der (in der 1. Auflage gestreifte) Gedanke, daß Breuning zu denen gehörte, welche Beethoven »nach dem, was sie ihm leisteten«, taxierte; und wenn je die in dem Briefe an Amenda offen gelassenen Stellen nach dem Autograph ausgefüllt werden sollten, so wird sich schwerlich sein Name in denselben finden. Dafür bürgt Beethovens ausdrückliche Unterscheidung der »Wiener Freunde« und derjenigen, »wie sie mein vaterländischer Boden hervorzubringen pflegt«. Wir kommen darauf zurück (vgl. das zwölfte Kapitel).

Der nächste der Freunde Beethovens, über die wir zu sprechen haben, ist Ferdinand Ries. In dem Bonner Intelligenzblatt vom 30. November 1784 ist die am vorherigen Tage erfolgte Taufe Ferdinands, des Sohnes von Franz Ries, angezeigt. »Wie bei anderen nachmals hervorragenden Musikern offenbarten sich sein Geschmack und sein Fähigkeiten sehr früh; denn bereits im Alter von fünf Jahren begann sein Unterricht unter der Leitung seines Vaters, und später unter der von Bernhard Romberg, dem berühmten Violoncellspieler.« Der Einfall der Franzosen, die demselben folgende Abreise Rombergs von Bonn (1794) und das kleine Einkommen, auf welches Franz Ries reduziert [289] war, »machte es ihm für einige Zeit unmöglich, auf den Unterricht des Sohnes die volle Sorgfalt zu verwenden. – Endlich, als er etwa 13 Jahre alt geworden war4, nahm ihn ein Freund des Vaters mit sich nach Arnsberg in Westfalen, damit er bei einem Organisten in einem benachbarten Orte daselbst den Generalbaß und die Composition erlerne. – Es zeigte sich jedoch, daß unter den beiden der Schüler eher zum Lehren befähigt war; deshalb sah sich der Organist genötigt, die Sache aufzugeben und dem jungen Ries vorzuschlagen, ihn statt dessen im Violinspiel zu unterichten. In Ermangelung von etwas besserem wurde dies angenommen, und Ries blieb in Arnsberg etwa neun Monate, nach deren Ablauf er nach Hause zurückkehrte. Hier blieb er über zwei Jahre und vervollkommnete sich mit großem Eifer in seiner Kunst. – Endlich im Jahre 1801 ging er nach München mit demselben Freunde, der ihn früher mit sich nach Arnsberg genommen hatte. Hier war er auf seine eigenen Erwerbsquellen angewiesen; und trotz der schwierigen und entmuthigenden Umstände, die ihn mit geringen Ausnahmen in den nächsten Jahren seines Lebens erwarteten, entwickelte er eine Festigkeit, Energie und Unabhängigkeit der Gesinnung, die um so ehrenvoller ist, als sie sich schon in so früher Jugend geltend machte. In München wurde Ries von seinem Freunde mit wenig Geld und nur sehr schwachen Aussichten zurückgelassen. Eine Zeit lang bemühte er sich, Schüler zu bekommen, sah sich aber zuletzt darauf angewiesen, Noten abzuschreiben für drei pence den Bogen. Mit diesem kärglichen Verdienste hielt er sich nicht nur fortwährend von Verlegenheiten frei, sondern ersparte sich noch einige Ducaten, um nach Wien zu reisen, wo er von Beethoven Schutz und Förderung zu finden hoffte. – Mit nur 7 Ducaten in der Tasche verließ er München, und erreichte Wien, ehe dieselben aufgezehrt waren!«

Vorstehende Mitteilungen sind dem Harmonicon, einem bekannten musikalischen Journale Londons entnommen und zwar einem Artikel über Ries vom März 1824. Sie stimmen völlig überein mit der Skizze von Ries' Leben im Rheinischen Antiquarius5, obgleich sich hinlänglich viele Verschiedenheiten finden, um den Beweis zu liefern, daß der Inhalt der beiden Artikel aus unabhängigen Quellen geschöpft ist. Nun setzt der Antiquarius das Datum von Ries' Ankunft in München ins Jahr 1800, während das Harmonicon 1801 angibt. Doch ist dieser Unterschied mehr [290] ein scheinbarer als ein wirklicher, da der Winter 1800–1 beide Jahre einschließt, und daher von geringer Erheblichkeit. Wenn jedoch Ries selbst in seinen Notizen (S. 75) sagt: »bei meiner Ankunft in Wien, 1800«, so bedarf diese abweichende Angabe einer näheren Untersuchung; nicht als wäre es an sich selbst von großem Interesse, zu wissen, wann ein Knabe von 15 bis 16 Jahren Beethovens Schüler wurde, sondern weil die Sache auf die Entscheidung anderer und wichtigerer Fragen in der Chronologie des Lebens und der Werke des Meisters nicht ohne Einfluß ist. Was ist also das Richtige?

William Ayrton, der Herausgeber des Harmonicon, konnte im Jahre 1824 die Angaben in seinem Artikel einzig und allein von Ries selbst haben; es geht dies aus inneren Gründen mit völliger Sicherheit hervor. Er wurde veröffentlicht nach der Anzeige von Ries' Abschiedskonzert in London, mit der offenbaren Absicht, den Erfolg desselben sicherzustellen; er wird daher Ries zur Durchsicht vorgelegt worden sein, ehe er zum Druck gegeben wurde. Demnach muß Ries entweder 1824, oder im Dezember 1837, als er die Notizen schrieb, sich in seiner Erinnerung geirrt haben. Bekanntlich ist er aber nur wenige Wochen nach der Abfassung der letzteren gestorben (am 31. Januar 1838) und hat sein Manuskript niemals revidiert. In den wenigen Worten seiner Vorrede sagt er folgendes: »Ich erzähle die Ereignisse, wie sie sich in meinem Gedächtnisse darstellen«, und überläßt es ausdrücklich dem Leser »Ordnung hinein zu bringen«. Man kann jedoch unmöglich glauben, daß, wenn er es noch erlebt hätte, die Korrekturbogen zu sehen, er es unterlassen hätte, einige handgreifliche Irrtümer zu verbessern, die chronologische Reihenfolge der Notizen zu ordnen und seine persönlichen Erlebnisse genauer zu scheiden von Anekdoten, die zur Zeit seiner Ankunft in Wien im Umlaufe waren. Als Autorität steht demnach das Harmonicon den »Notizen« gleich, und die Entscheidung des fraglichen Punktes hängt von anderen Tatsachen und Erwägungen ab. Eine sorgsame Betrachtung der auf Ries bezüglichen Stelle in Beethovens Brief vom 29. Juni – von dem wir jetzt wissen, daß er 1801 geschrieben ist – genügt schon an sich, um über die Anwesenheit des jungen Mannes zu Wien, zu der Zeit, als jener geschrieben wurde, gewichtige Zweifel zu erregen. Das Fehlen jeglicher Anspielung auf den Prometheus, auf das Konzert der Frau Frank, auf den Tod Maximilians, auf Beethovens Wohnungen an der Wasserkunstbastei oder in Hetzendorf usw. in den Notizen spricht in negativer Weise ebenso entschieden zugunsten desHarmonicon. Mit Ausnahme der wenigen Worte, von [291] denen unsere Betrachtung ausging, findet sich in der Tat in den gesamten Notizen nichts, was uns mit Notwendigkeit veranlaßte, seine Ankunft in Wien früher als gegen Ende 1801 zu setzen.

Nach den vorstehenden Beweisen hat der Verfasser kein Bedenken, den September oder Oktober 1801 als das Datum von Ries' Ankunft in Wien anzunehmen. Sollte jemand noch bestimmtere und entscheidendere Argumente fordern, ehe er eine ausdrückliche Angabe in den Notizen aufzugeben sich entschließt, welche 30 Jahre lang unangefochten dem Publikum vorgelegen hat, so können wir für ihn noch folgendes anführen. Der Rheinische Antiquarius sagt über die Zeit nach dem Arnsberger Aufenthalt von Ries: »Er verbrachte sodann zwei Jahre im väterlichen Hause und zog 1800 nach München, wo er von Winter etwelchen Unterricht, der doch bald nach Winters Reise nach Frankreich unterbrochen wurde, erhielt. Sofort verließ Ries die Hauptstadt von Bayern und wendete sich nach Wien. Vier Jahre wohnte er« usw. Ries verließ aber Wien wieder im Oktober 1805. Weiter heißt es in der Allgemeinen Musikalischen Zeitung unterm 26. August 1801 (III. S. 802): »München, Anfang des August. Herr Kapellm. Winter hat einen sechsmonatlichen Urlaub genommen, und geht über Mannheim und Straßburg nach Paris.« Und ferner (IV. [1802] S. 604): »Paris, den 16ten Mai. Unser vortrefflicher Winter aus München hat sich das verflossene Halbjahr hier aufgehalten« usw.

So ist der letzte von drei Irrtümern – wir meinen die unrichtige Jahreszahl für den Brief vom 29. Juni an Wegeler, die fehlerhafte Zeitangabe des Christus am Ölberg durch Schindler in den beiden ersten Aus gaben, und die besprochene Angabe von Ries – welche diese ganze Periode der Geschichte Beethovens in eine anscheinend unentwirrbare Konfusion gebracht hatten, genügend berichtigt, und der Lauf der Erzählung fließt wieder klar und ungehindert wie in allen anderen Teilen. Wir wenden uns zu demselben zurück.

»Ries' Hoffnungen auf den alten Freund seines Vaters«, fährt das Harmonicon fort, »wurden nicht getäuscht; Beethoven nahm ihn mit herzlicher Freundlichkeit auf, wie sie leider bei Männern, welche zu hohem Rang und Ansehen gelangt sind, so selten ist gegenüber solchen, deren Ansprüche an sie sich auf Erinnerungen an ihre frühere Stellung knüpfen. Er nahm den jungen Mann sofort unter seine unmittelbare Sorge und schützende Aufsicht, unterstützte ihn mit Gelddarlehen, welche seine spätere gute Aufführung in Geschenke verwandelte, und gestattete ihm, der erste [292] zu sein, welcher sich den Namen eines Schülers von ihm beilegte, und als solcher vor dem Publicum aufzutreten.« Ähnlich erzählt Ries selbst in den Notizen (S. 116): »In dem Empfehlungsbriefe meines Vaters war mir zu gleicher Zeit ein kleiner Credit bei ihm eröffnet, im Falle ich dessen bedurfte. Ich habe nie bei Beethoven Gebrauch davon gemacht; als er aber einigemal gewahr wurde, daß es mir knapp ging, hat er mir unaufgefordert Geld geschickt, das er je doch niemals zurücknehmen wollte. Er hatte mich wirklich lieb und gab mir davon einmal einen sehr komischen Beweis in seiner Zerstreuung. Als ich nämlich aus Schlesien zurück kam, wo ich auf Beethovens Empfehlung längere Zeit auf den Gütern des Fürsten Lichnowsky als Clavierspieler mich aufgehalten hatte. und in sein Zimmer trat, wollte er sich eben rasiren und war bis an die Augen (denn so weit ging sein erschrecklich starker Bart) eingeseift. Er sprang auf, umarmte mich herzlich, und siehe da, er hatte die Schaumseife von seiner linken Wange auf meine rechte so vollständig übertragen, daß er auch nichts davon zurückbehielt. Ob wir lachten? – Auch mußte Beethoven wohl Privatnotizen von daher über mich haben; denn er kannte mehrere meiner jugendlichen Unbesonnenheiten, mit denen er mich jedoch nur neckte. Bei vielen Veranlassungen bewies er mir eine wahrhaft väterliche Theilnahme.«

»Doch bei all seiner Freundlichkeit«, fährt dasHarmonicon fort, »wollte Beethoven Ries keinen Unterricht im Generalbaß und der Kompositionslehre geben. Er sagte, es erfordere ein besonderes Talent, dieselbe mit Klarheit und Bestimmtheit vorzutragen, und überdies war Albrechtsberger der anerkannte Meister aller Komponisten. Dieser letztere hatte bei seinem hohen Alter das Unterrichten fast ganz aufgegeben und ließ sich nur durch die dringende Empfehlung Beethovens und die verlockende Aussicht, einen Ducaten für die Stunde zu erhalten, bereden, einen neuen Schüler anzunehmen. Die Ducaten des armen Ries reichten blos bis zur Zahl achtundzwanzig; darnach war er wiederum auf seine Bücher gewiesen.« Es erhellt daraus, daß er Beethovens Schüler nur auf dem Pianoforte war. Die Art, wie er unterrichtet wurde, beschreibt er uns ebenfalls in den Notizen (S. 94). »Wenn Beethoven mir Lection gab, war er, ich möchte sagen, gegen seine Natur, auffallend geduldig. Ich wußte dieses, sowie sein nur selten unterbrochenes freundschaftliches Benehmen gegen mich größtentheils seiner Anhänglichkeit und Liebe für meinen Vater zuzuschreiben. So ließ er mich manchmal eine Sache zehnmal, ja noch öfter, wiederholen. In den Variationen in [293] F-dur, der Fürstin Odescalchi gewidmet (Opus 34), habe ich die letzten Adagio-Variationen siebenzehnmal fast ganz wiederholen müssen; er war mit dem Ausdrucke in der kleinen Cadenze immer noch nicht zufrieden, obschon ich glaubte, sie eben so gut zu spielen, wie er. Ich erhielt an diesem Tage beinahe zwei volle Stunden Unterricht. Wenn ich in einer Passage etwas verfehlte, oder Noten und Sprünge, die er öfter recht herausgehoben haben wollte, falsch anschlug, sagte er selten etwas; allein, wenn ich am Ausdrucke, an Crescendo's u.s.w. oder am Character des Stückes etwas mangeln ließ, wurde er aufgebracht, weil, wie er sagte, das Erstere Zufall, das Andere Mangel an Kenntnis, an Gefühl, oder an Achtsamkeit sei. Ersteres geschah auch ihm gar häufig, sogar wenn er öffentlich spielte.«

Ungefähr gleichzeitig mit Ries (vielleicht etwas früher) wurde ein anderer sehr bekannt gewordener junger Tondichter Beethovens Schüler, nämlich Karl Czerny6, der damals neunjährige Sohn (geb. 21. Februar 1791) Wenzel Czernys, eines böhmischen Musiklehrers, der sich mit seiner Familie in der Leopoldvorstadt bei Wien niedergelassen hatte. »Von 1795 bis nach 1804«, sagt Eug. Eiferle in Glöggls Neuer Wiener Musikzeitung (13. August 1857), »war das Czernysche Haus ein Sammelplatz der vorzüglichsten Musiker damaliger Zeit: Abbé Gelinek, Joseph Lipowski, einer der ersten Organisten und Clavieristen, besonders durch sein a vista Spielen berühmt, worin vielleicht nur Beethoven ihn übertraf; der alte liebenswürdige Vanhall: Rafael, ein sehr anmutiger Clavier- und Orgelspieler; Krumpholz u.s.w.«; so daß der Knabe in einer musikalischen Atmosphäre lebte, die an sich geeignet war, ein frühzeitiges Talent in reichstem Maße zur Entfaltung zu bringen, auch wenn der Vater nicht bemüht gewesen wäre, die große musikalische Anlage des Knaben selbst mit Aufopferung seines eigenen Erwerbes auszubilden. »Schon im Jahre 1800«, fährt Eiserle fort, »hatte Czerny eine solche Fertigkeit auf dem Pianoforte erlangt, daß er im Theater in der Leopoldstadt mit dem C-Moll-Konzert von Mozart zum erstenmale öffentlich aufzutreten wagte. In diesem Jahre noch wurde er durch Krumbholz zu Beethoven geführt. Dieser erste Besuch, es war an einem Wintertage, blieb ihm bis an sein Ende genau im Gedächtniß. Beethoven wohnte damals im Tiefengraben bei der kleinen Weintraube, und es befanden [294] sich gerade seine beiden Brüder sowie Ignatz Schuppanzigh, Paul Wranitzky, Süßmayer und noch einige Personen bei ihm. Es sah höchst wüst und unordentlich aus. Alles lag voll Papiere, kaum ein ordentlicher Stuhl war vorhanden. Beethoven, struppigen schwarzen Haares (›unrasirt‹ nach Czerny), gebräunter Gesichtsfarbe, steckte in einer langhaarigen dunkelgrauen Jacke und gleichen damit zusammenhängenden Beinkleidern, so daß er dem Bilde des in Felle gekleideten Robinson in Campe's bekannten Buche nicht unähnlich sah. Czerny spielte Mozarts Concert in C dur (Oeuv. posth.), bei dessen Accompagnementsstellen Beethoven selbst mit der linken Hand die Melodie ergänzte, und sodann mehrere andere Piecen. Beethoven äußerte sich über des Knaben Anlagen freundlich und günstig und erbot sich, ihn als Schüler anzunehmen. Er unterrichtete ihn zuerst nach Emanuel Bachs Klavierschule und späterhin studirte er ihm die meisten seiner eigenen bis dahin erschienenen Klavierwerke ein. Nach Czernys Erzählung war der Unterricht hauptsächlich auf den Vortrag gerichtet. Mit nicht weniger Eifer begann Czerny (ein oder zwei Jahre später) auch dem Studium des theoretischen Theils der Musik sich zu widmen. Auf Beethovens Anrathen ging sein Vater zuerst Türks Generalbaßlehre, dann Kirnbergers, Albrechtsbergers, Marpurgs Werke u.s.w. nach und nach mit ihm durch und ließ ihn die Orchesterwerke großer Meister, wie die Symphonien und Quartetten Mozarts, Haydns u.s.w. aus den Stimmen in Partitur setzen, was ihm bald viele Kenntnisse des Instrumentalsatzes und überhaupt der reinen Harmonie verschaffte.«

Wir erhalten also hier einen ferneren Beweis der bekannten Tatsache, daß Beethoven nur mit Widerstreben Unterricht in der musikalischen Theorie gab, daß er jedoch andererseits seinen Rat bei der Einrichtung des Studienganges auf das bereitwilligste erteilte.

Czerny selbst berichtet: »Mit Ries spielte ich oft auf zwei Fortepiano, unter andern auch die SonateOp. 47, die ich zu dem Ende auf zwei Claviere arrangirt hatte. Ries spielte sehr fertig, rein, aber kalt7.« In dieser Mitteilung haben wir den Schlüssel zu der Übereinstimmung so mancher von Czerny und Ries erzählten Tatsachen und Anekdoten aus diesen Jahren, welche sie unabhängig voneinander aufgezeichnet haben; denn Czerny versichert uns, daß er erst durch die Zitate des Hofrat Lenz mit Ries' Notizen bekannt geworden sei Die beiden trefflichen Knaben, welche so häufig zusammen kamen, wurden natürlich nicht müde, von ihrem berühmten [295] Lehrer zu erzählen. Infolgedessen waren die Geschichten von seinen Sonderbarkeiten und Launen, kleine Einzelheiten, die auf seine Kompositionen Bezug hatten, gemeinsames Eigentum beider; und es ist klar, daß manche derselben, welche auf diese Weise Ries bekannt wurden, in seiner Erinnerung schließlich die Gestalt persönlicher Erlebnisse annahmen und als solche in den Notizen erzählt wurden. Dabei ist nichts Unwahrscheinliches. Auch A. W. Thayer erzählte einmal in einer Schrift einen Umstand in der vollen Überzeugung, daß er dabei beteiligt gewesen, wovon er später den Nachweis erhielt, daß er ihm nur von seinem Bruder erzählt worden war. Damals waren nur sechs bis sieben Jahre verflossen; Ries aber schrieb über eine Zeit, welche 35 Jahre hinter ihm lag. – Eine andere Notiz Czernys (a. a. O.) berichtet:

»Als 1805 zum erstenmale die Franzosen in Wien waren, besuchten Beethoven mehrere Offiziere und Generale, die musicalisch waren, und denen er Glucks Iphigenia in Tauris aus der Partitur spielte, wozu sie die Chöre und Gesänge gar nicht übel sangen. Ich bat mir von ihm die Partitur aus, und schrieb zu Hause das Clavier-Arrangement so auf, wie ich es von ihm hörte. Ich besitze dieses Arrangement noch (Nov. 1852). Von da an datirt sich meine Art, die Orchesterwerke zu arrangiren, und er war stets mit meiner Übertragung seiner Sinfonieen etc. ganz zufrieden.«

Ein Knabe, der im Alter von noch nicht fünfzehn Jahren imstande war, einen Klavierauszug einer solchen Oper nach einmaligem Hören aufzuschreiben, verdient wohl das Zeugnis über sein Talent, welches damals, von anderer Hand geschrieben, von Beethoven unterzeichnet und untersiegelt wurde. Dasselbe befindet sich im Besitze der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien und lautet so:


»Wir Endesunterzeichneter können dem Jünglinge Carl Czerny das Zeugniß nicht versagen, daß derselbe auf dem Pianoforte solche sein 14 jähriges Alter übersteigende, außerordentliche Fortschritte gemacht habe, daß er sowohl in diesem Anbetrachte, als auch in Rücksicht seines zu bewundernden Gedächtnisses aller möglichen Unterstützung würdig geachtet werde, und zwar um so mehr, als die Eltern auf die Ausbildung dieses ihres hoffnungsvollen Sohnes ihrVermögen verwendet haben.

Wien den 7. December 1805.

Ludwig van Beethoven.«

(Siegel.)


Der Meister hatte ihn früher weislich vor einem zu freien Gebrauche seines außerordentlichen Gedächtnisses gewarnt. »Mein musicalisches Gedächtniß«,[296] schreibt er, »gestattete es mir, die Beethovenschen Werke ohne Ausnahme auswendig zu spielen, und in den Jahren 1804–1805 mußte ich wöchentlich ein-bis zweimal beim Fürsten Lichnowsky diese Werke auf die Art vorspielen, indem er nach Belieben nur die Opuszahl bezeichnete. Beethoven, der einigemale zugegen war, war damit nicht zufrieden. ›Wenn er auch im Ganzen richtig spielt,‹ sagte er ›so verlernt er auf diese Weise den schnellen Überblick, das a vista-Spielen, und hie und da doch auch die richtige Betonung.‹«

Sehr hübsch erzählt nun Czerny (Wiener Musikzeitung, 20. September 1845), wie ihm noch zu einer Zeit, da er bereits der Schule entwachsen, einmal wegen eigenmächtiger Zutaten beim Vortrage eines Werkes des Meisters eine wohlverdiente Lektion erteilt wurde. »Im Ganzen war er mit meinem Vortrage seiner Werke zufrieden ... doch rügte er jedes Versehen mit all dem wohlthätigen Freimuth, der mir unvergeßlich bleiben wird. Als ich z.B. einst (im Jahre 1812) in Schuppanzigh's Musik das Quintett mit Blasinstrumenten vortrug, erlaubte ich mir in jugendlichem Leichtsinn manche Aenderungen an Erschwerungen der Passagen, Benutzung der höheren Oktaven u.s.w. – Beethoven warf es mir mit Recht in Gegenwart des Schuppanzigh, Linke und anderer begleitenden mit Strenge vor. Den anderen Tag erhielt ich von ihm folgenden Brief, den ich hier genau nach dem vorliegenden

Original abschreibe:


›Lieber Czerny!


Heute kann ich Sie nicht sehen, morgen werde ich selbst zu Ihnen kommen um mit Ihnen zu sprechen. Ich platzte gestern so heraus, es war mir sehr leid, als es geschehen war, allein das müssen Sie einem Autor verzeihen, der sein Werk lieber gehört hätte, gerade, wie er es geschrieben, so schön Sie auch übrigens spielten. – Ich werde das schon bei der Violoncell-Sonate laut wieder gut machen8. Seien Sie überzeugt, daß ich als Künstler das größte Wohlwollen für Sie hege, und mich bemühen werdeimmerzu bezeugen –

Ihr

wahrer Freund

Beethoven.‹


Dieser Brief hat mich mehr als alles andere von der Sucht geheilt, beim Vortrag seiner Werke mir irgend eine Aenderung zu erlauben, und ich wünsche, daß er auf alle Pianisten von gleichem Einfluß wäre.«

Fußnoten

1 Vgl. Bd. I2 S. 226 ff. Der »Mensch«, der zu Beethovens Troste nach Wien gekommen (vgl. S. 269 den Brief an Amenda), war aber doch wohl nicht Reicha (wie Thayer meinte), sondern Stephan von Breuning. Wäre Reicha schon im Juni 1801 in Wien gewesen, so hätte seiner Beethoven doch wohl in dem Briefe vom 29. Juni an Wegeler (S. 271 ff.) gedacht.


2 Von 1785 bis Ende Oktober 1792, und vom Winter 1801–1802 bis 1808, zwei Perioden von sieben Jahren, durch die »achtjährige Trennung« geschieden.


3 Der Herausgeber läßt die obigen Ausführungen des Verfassers über Beethovens Verhalten gegenüber Breuning unverändert, möchte aber seinen Zweifel an deren voller Berechtigung nicht unterdrücken. Daß Reicha Breuning dermaßen aus Beethovens Herzen verdrängt hätte, müßte doch bestimmter belegt werden können als durch Reichas alleinige Aussage.


4 »Er war 13 Jahre alt geworden«, sagt der Rheinische Antiquarius.


5 Abt. III. Bd. II. S. 62.


6 Vgl. Czernys Autobiographie, Signale 1870 Nr. 59, auch den Jahresbericht des Konservatoriums der Gesellschaft der Musikfreunde 1869/70.


7 Aus Papieren in O. Jahns Nachlaß.


8 »Die nächste Woche hatte ich seine Violoncell-Sonate mit Linke vorzutragen. C. C.« (wohl Op. 69).

Quelle:
Thayer, Alexander Wheelock: Ludwig van Beethovens Leben. Band 2, Leipzig: Breitkopf & Härtel, 1910..
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Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

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Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.

434 Seiten, 19.80 Euro

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