Aufführung des »Ersten Ton« in Mannheim

[187] Das Concert fand am 2. April statt und war, da von Nah und Fern Freunde der Vortragenden und der Kunst zusammengeströmt waren, sehr besucht.

Die Wirkung des »Ersten Ton« war eine sehr mächtige. Eßlair sprach mit Begeisterung und sein Vortrag war von unübertrefflicher Schönheit. Der Wohllaut seiner Stimme verschwisterte sie mit der Musik, während deren Kraft und Macht sie gewaltig über den Wellen der Töne schweben und so jede Intention des Dichters und Componisten völlig zur Geltung kommen ließ. Jede Stelle, die er sprach, war schon eine Skizze der darauf folgenden Musik. Die Wirkung erreichte ihre Höhe bei der Stelle: Wolken bauen den Himmel etc., wo[187] das Organ des großen Schauspielers, wunderbar im Vereine mit den Tönen, den Sturm brausen ließ und endlich bei dem jubelvollen Einfalle des Chors, der, mit seinem zündenden Rhythmus und seiner Tönenfülle, unwillkürlich das ganze Publikum mit zum Jubel fortriß.

Kaum weniger lebhaft wirkte die Symphonie und endlich das Quartett, bei dem man die besondere Einsicht in Behandlung der Instrumente, die lieblichen Melodieen rühmte, während Kenner die Weite der Griffe Weber's, zu denen ihn die große Dehnbarkeit seiner Hand befähigte, bewunderten. So war dem Musikfreunde, dem Musiker und dem Kenner gleich gut in diesem schönen Concerte genug gethan, von dem man behaupten kann, daß es ganz allein den Ruf von Weber's Genius den Rhein entlang, durch Schwarzwald und Odenwald, bis an den Taunus hin, festgestellt hat. Auch seinen Finanzen half der Abend mit der bescheidenen Summe von 53 Gulden auf.

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 1, Leipzig: Ernst Keil, 1864, S. 187-188.
Lizenz:
Kategorien: