Heinrich Voß

[183] Mit wahrer Liebe aber nahm Heinrich Voß den jungen Künstler[183] auf, den er kurz, vor seinem Scheiden von Eutin, dort als hoffnungsvollen Knaben zuletzt gesehen hatte. Der streng patriarchalische Zuschnitt des Hauswesens des greisen Dichters, der Weber zu dem Ausrufe in seinem Tagebuche veranlaßte: »Gar zu sehr Luise!« legte der jungen Gesellschaft, bei allem Respekte vor dem alten Classiker, doch zu viel Fesseln auf, daß sich ein dauernder Verkehr bei ihm hätte gestalten können.

Da nun Weber auch auf den Kneipen der Studenten seinen Mann stellte, und nicht allein keinen Spaß beim Commers verdarb, sondern selbst sogar allerhand neuen Unfug angab, tüchtig aushielt und Bescheid that, dabei charmante Schelmenlieder sang und gleich die ersten Abende gelungene Ständchen bei gefeierten Ballschönheiten arrangirte, gewann er die lustigen Commilitonen alle mit einem Schlage, wie er denn sein Leben lang das Glück gehabt hat, Jugend und Fortschrittspartei auf seiner Seite zu sehen. Am festesten knüpften sich seine Beziehungen zu Roek, dem jetzigen Bürgermeister zu Lübeck, zu Rehbnitz, den Dusch als einen treuen, schweigsamen, tiefempfindenden Sinn bezeichnet, zu Krohn, einem tiefen, schwermüthigen, gewaltigen Geiste, der 1814 in Berlin, an der Welt wie Kleist verzweifelnd, Hand an sich legte, und Eilers, dem Freunde des großen Historikers Schlosser.

So gerieth es leicht, Carl Maria ein glänzendes Concert in Aussicht zu stellen und ihm schon am 4. März Gelegenheit zu verschaffen, durch Vortrag seiner Variationen über: »Vien qua Dorina bella«, in einem größeren Dilettantenconcerte, nicht allein alle Welt von seiner Virtuosität auf dem Piano zu über zeugen, sondern auch die Herzen durch die Art wie erspielte, fortzureißen.

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 1, Leipzig: Ernst Keil, 1864, S. 183-184.
Lizenz:
Kategorien: