Zusammenleben von Carl Maria, Gottfried Weber und Dusch

[189] Das damalige gesellige Leben der Kunstgenossen Carl Maria, Gottfried Weber und Alexander von Dusch gehörte zu dem genußreichsten, was sich für strebende und tiefe und dabei heitere Geister denken läßt. Oft schon am frühen Morgen waren sie beim Frühstück in der Wohnung eines von ihnen zusammen, oft blieben sie auch beim Mittagsmahl, das meist in den »drei Königen« eingenommen wurde, wenn Dusch und Carl Maria nicht bei Weber speisten, vereinigt, und Abends beisammen zu sein, war das regelmäßige Streben aller Drei, zu denen sich dann oft Berger, Roek und Frey gesellten. Sonntags verstand es sich von selbst, daß man gemeinschaftlich aß, spazierte und zu Abend speiste.

Neben oft sehr kräftig aufgetragenem Scherz und derber Laune, von deren Tone einige Briefe Weber's an Gottfried Beispiele liefern, war die Kunst im weitesten Sinne, oder einzelne Kunstwerke, Gegenstand des Gesprächs, dem es nie an belebendem Stoffe gebrach. Texte, wie sie die Tagesliteratur brachte, andere, die man besonders zu diesem Zwecke aufsuchte, wurden in der Richtung besprochen, ob sie sich zur Composition überhaupt eigneten und welche, die ihrem Wesen am Meisten entsprechende Form ihrer musikalischen Auffassung sei? Tonwerke, Aufführungen in Concerten und auf der Bühne wurden beurtheilt, kritisirt und Recensionen und Kunstberichte in nuce entworfen, die dann, nach Wahl und Individualität, einen oder den andern zur Ausarbeitung und, dafern möglich, Veröffentlichung, zugetheilt wurden. Je klarer bei diesen Verhandlungen und Besprechungen den jungen Männern der Nutzen einer derartigen vereinten, edel gemeinten Thätigkeit redlich gesinnter und befähigter Kunstgenossen für die Kunst und nebenbei auch für den eigenen Lebensweg vor die Seele trat, um so mehr mußten sie wünschen, diesem Zusammenwirken Dauer und Form zu geben. So entstand die Idee zum »harmonischen Vereine«, die später von Carl Maria ausgebildet und eine Zeit lang mit Glück ins Leben geführt wurde. Wir kommen weiter unten darauf zurück.

Ein Theil der so entstandenen Beurtheilungen und Erörterungen erschien in der »Zeitung für die elegante Welt«, in der »Allgemeinen Musikalischen Zeitung«, dem »Badischen Magazin« etc. Bruchstücke[190] von dem Wesentlichsten, was Carl Maria lieferte, geben wir an seinem Orte.

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 1, Leipzig: Ernst Keil, 1864, S. 189-191.
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