Cynips folii, longiventris, agama

[297] Die gemeine Gallapfelwespe (Cynips scutellaris Ol., Fig. 1 und f) ist die Verfertigerin der kugelrunden, fleischigen Galläpfel (wie sich neuerdings herausgestellt hat, nicht Cynips folii L. nach der bisherigen Ansicht), welche so an der Unterseite der Eichenblätter (Quercus sessilifolia und pedunculata) angewachsen sind, daß man auf der Oberfläche nichts davon bemerkt. Das Thierchen ist am Hinterleibe glänzend schwarz, auf dem Schildchen, an Beinen und Kopf mehr oder weniger braunroth, hat rauhhaarige Fühler und Beine und eine kleine, borstig bewimperte letzte Bauchschuppe. Zur Zeit, wo die Knospen aller Bäume noch schlafen – die Eiche grünt bekanntlich unter unseren Waldbäumen zuletzt –, kriecht das Wespchen träge an den noch völlig unentwickelten Knospen umher und sticht eine und die andere an, um bei jedem Stiche ein Ei zu legen. Ist seine Arbeit vollendet, so stirbt es, und wer daher den »holden« Mai und das frische Grün abwartet, ehe er den Wald besucht, bekommt es im Freien nicht zu sehen. Die von ihm getroffenen Blätter sind es, welche im Sommer und besonders im Herbste uns durch jene rothbäckigen, etwas höckerigen Aepfel in die Augen fallen. Sie waren mit der Made in ihrem Mittelpunkte entstanden und reifen mit ihr. Im Herbste kann man beim Oeffnen bereits die fertige Fliege darin finden, welche für gewöhnlich aber erst im nächsten Jahre sich herausarbeitet. Eingeschrumpfte, noch am Strauche hängende Galläpfel sind von Schmarotzern bewohnt, zu denen unter anderen ein goldiggrüner, in[297] sehr vielen Gallen schmarotzender Pteromaline (Torymus regius Ns.) gehört, welcher den schon halbwüchsigen Gallapfel mit seinem langen Bohrer ansticht, wobei sich der Hinterleib in gewaltigem Buckel erhebt und die letzte Bauchschuppe weit klafft (Fig. 2, S. 297). Als Einmieter beherbergt die Art drei: Syner gus pallicornis und Tschecki sowie Sapholytus connatus.

Die Galle von Cynips folii findet sich anfangs Juni ausschließlich an der Blattunterseite von Quercus pubescens, ist glatter und, ausgewachsen, nur von Erbsengröße. Cynips longiventris erzeugt die ganz ebenso beschaffenen, aber roth und gelbgestreiften Gallen an den Blättern der Stieleiche (Quercus pedunculata). Die oft massenhaft an den Seitenrippen unserer beiden Eichenarten auftretenden kugeligen Gallen von der Größe eines Hanfkornes, deren harte Schale einen Hohlraum einschließt, verdanken der Cynips agama ihren Ursprung.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 297-298.
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