Pillenwespe (Eumenes pomiformis)

[241] Die einzige Art, welche in Europa am nördlichsten geht und auch in Deutschland nicht zu den Seltenheiten gehört, ist die Pillenwespe (Eumenes pomiformis, das Männchen führt auch den Namen Eumenes coarctata). Ihr Kopfschild randet sich vorn deutlich aus, der Mittelleib fällt hinten steil ab, das erste Hinterleibsglied erscheint in seiner etwas größeren hinteren Hälfte becherförmig, das zweite kommt ihm an Länge gleich, hat aber den vierfachen Umfang. Der 13 bis 15 Millimeter lange Körper ist schwarz, reicher gelb gezeichnet als die vorigen Arten, und wenn möglich noch veränderlicher. Lepeletier fand an einem Strauche derbe Lehmzellen, so ziemlich von der Größe und Gestalt einer Haselnuß; sie enthielten ähnliche grüne Larven wie die Nester der Odynerus parietum, und er vermuthet, daß sie der Pillenwespe angehörten, weil er bei einer anderen Gelegenheit an einem feuchten, rauhen Sommertage unter gleichen Verhältnissen eine angefangene Zelle bemerkte, in welcher ein Weibchen der genannten Wespe saß und sich bei seiner Annäherung zur Wehr setzte; in anderen vollendeten Zellen lagen die eben erwähnten grünen Larven. Ueberdies wird von dieser Art behauptet, daß sie zwei Bruten im Jahre habe, indem von den überwinterten Weibchen im Juni die Nachkommen erschienen und sich von diesen im August, nach dreiundzwanzigtägiger Entwickelungszeit, dieselben zum zweiten Male zeigen. Die gemeine Goldwespe (Chrysis ignita, Fig. 3, S. 239) gehört zu den Schmarotzern der Pillenwespe.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 241.
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