Chiton marginatus

[298] Zu diesen bedeutenden Abweichungen kommen nun noch die besonderen Fortpflanzungsverhältnisse. Die Geschlechter scheinen getrennt zu sein. Die Entwickelung aber, welche bisher nur an dem nordischen Chiton marginatus von dem schwedischen Naturforscher Lovén verfolgt werden konnte, führt uns in auffälliger Weise auf die Borstenwürmer zurück. Die Vergleichung der damals (S. 85) und beistehend mitgetheilten Abbildungen dieser Zustände wird dies sogleich bestätigen. Der Embryo der Käferschnecke er scheint (Fig. 1) als ein kugeliger Körper von 8/10 Millimeter Durchmesser, dessen vordere kleinere Hälfte durch einen Kreis schwingender Wimpern von der hinteren abgegrenzt ist. Am Kopfpole steht ebenfalls ein Schopf solcher Schwinghärchen, und unter dem Wimperkreise erscheinen die Augen. Auf einer späteren Stufe (Fig. 2) ist besonders die Eintheilung des Rückens in acht Querwülste von hohem Interesse, indem gerade diese Quertheilungen ganz fremd sind. Dabei ist, wie auch in Figur 3 ersichtlich, der Fuß schon deutlich gegen den übrigen Körper abgegrenzt, und es hat sich die vordere Abtheilung ganz mit feinsten Wimpern bedeckt. Der Mund hat sich als eine Einsenkung etwas vor den Augen gebildet. Im weiteren Verlaufe der Entwickelung schwinden Wimperring und Augen, der Vordertheil schrumpft auf den den Mund umgebenden Wulst zusammen und der Rücken bedeckt sich mit seinen Schalenstücken.

In der Lebensweise zeigen die Chitonen viel Uebereinstimmung mit den Napfschnecken, mit denen sie vor allem in der Unbeweglichkeit wetteifern. Auch sie sind im allgemeinen nicht an eine bestimmte Zone gebunden, obschon die meisten mehr den oberen Regionen angehören und die Entblößung von Wasser gut vertragen. Man hat bei einigen auf kleine Oeffnungen des Randes hingewiesen und im Zusammenhange mit ihnen Luftathmungsorgane gemuthmaßt. Allein dies ist nicht bestätigt, und sehen wir ja auch an den Napfschnecken, den Litorinen und so manchen Kreiselschnecken, daß das Vermögen, lange das Wasser zu verlassen, nicht abhängig sein muß von dem Bestande von Lungen neben den Kiemen.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Zweiter Band: Die Niederen Thiere. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1887., S. 298-299.
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