Finnwal (Physalus antiquorum)

[729] Der Finnwal oder Finnfisch, auch »Gibbar« und »Jupiterfisch«, von den Engländern »Big Finner«, »Finnfish« und »Razorback«, den Schweden »Sillhval«, den Norwegern »Sildrör«, den Isländern »Sildreki«, den Grönländern »Tunnolik« genannt (Physalus antiquorum, Balaena antiquorum, physalus und musculus, Balaenoptera antiquorum, boops, physalus, musculus, acuto-rostrata und Gibbar, Physalus vulgaris, Pterobalaena communis etc.), verhältnismäßig der schlankeste aller Wale und das längste aller bekannten Thiere, kann eine Länge von mehr als 30 Meter erreichen: zwei Finnfische, welche an der Ostküste Amerikas, und zwar in der Nähe des Columbiaflusses und bezüglich in der Davisstraße strandeten, maßen sogar je 34 Meter.


Finnwal (Physalus antiquorum). 1/230 natürl. Größe.
Finnwal (Physalus antiquorum). 1/230 natürl. Größe.

Die Länge der Brustfinnen beträgt den zehnten, die Breite derselben den funfzigsten, die Breite der Rückenflosse den fünften Theil der Gesammtlänge. Der Leib erreicht seine größte Dicke unmittelbar hinter den Brustfinnen, nimmt nach dem Kopfe zu wenig, nach hinten bedeutend ab und ist am Schwanztheile seitlich so stark zusammengedrückt, daß seine Höhe hier die Breite fast um das Doppelte übertrifft, setzt sich auch als deutlich hervortretender Kiel über den größten Theil der Schwanzflosse fort. Die Brustflossen sind platt, vorn aus-, hinten eingebogen; die senkrecht stehende, höchstens 60 Centim. hohe Rücken finne hat sichelförmige Gestalt. Die Augen liegen unmittelbar hinter und über dem Winkel der fast geraden Schnauze, die außerordentlich kleinen Ohröffnungen zwischen Auge und Brustflossen, die durch eine Scheidewand getheilten und schräg gerichteten Spritzlöcher in zwei gleich gekrümmten Oeffnungen, welche von einer erhabenen, rundlichen Leiste umgeben werden. Der Leib ist, mit alleiniger Ausnahme einiger wenigen Haare oder richtiger grober, büschelweise vertheilter, an der Spitze in sehr feine Theile zerschlissenen Hornfäden, welche [730] am oberen Ende des Oberkiefers sich befinden und manchmal einen Meter lang werden, sich aber auch gänzlich abschleifen können, vollkommen nackt, die glänzende Haut oberseits tiefschwarz, unten porzellanartig reinweiß, in den tieferen Furchen bläulichschwarz. Diese Furchen beginnen am Rande des Unterkiefers und verlaufen von da aus längs der ganzen Unterseite bis gegen den Nabel hin, d.h. bis über den halben Leib weg. Die mittleren sind die längsten, die am weitesten seitlich gelegenen die kürzesten. Sie gleichen Einschnitten, welche mit einem Messer gemacht wurden und werden von scharfen Rändern begrenzt, sind 1 bis 2 Centim. tief und stehen etwa 4 Centim. von einander ab, verlaufen jedoch nicht streng in gleichem Abstande von einander, sondern endigen nach einem gewissen Verlaufe und nehmen sodann andere zwischen sich auf, schneiden sich auch nirgends und werden immer durch glatte Handflächen von einander getrennt. Die zahnlosen Kiefern tragen jederseits etwa dreihundertundfunfzig bis dreihundertfünfundsiebzig Bartenreihen, welche vorn am engsten zusammenliegen und hinten am weitesten von einander entfernt stehen. Der Seitenrand des Oberkiefers ist unten sanft ausgeschweift und bogenförmig nach dem Auge hin gerichtet, der Unterkiefer wenig gebogen, weshalb die Kiefern etwas auseinander klappen. Die Unterlippe bewirkt den Schluß des Maules und nimmt die Barten gänzlich in sich auf.

Der nördlichste Theil des Atlantischen Weltmeeres und das Eismeer bilden den Aufenthalt des Finnwales. Besonders häufig zeigt er sich in der Nähe der Bäreninsel, Nowaja Semljas und Spitzbergens; aber auch in der Nähe des Nordkaps ist er nicht selten: auf einer drei Tage dauernden Reise von Vadsö nach Hammerfest sah ich fünf Wale, welche von unserem kundigen Schiffsführer als Finnfische bezeichnet wurden, darunter einen außerordentlich großen, welcher sich im Porsangerfjord herumtrieb. Nach Browns Beobachtungen geht er im Norden des Eismeeres nicht über die Breite von Südgrönland hinauf. Mit Beginn des Herbstes wandert er in südlichere Gewässer herab, und somit begegnet man ihm auch in den Meeren des gemäßigten und heißen Gürtels, soll ihn sogar im südlichen Eismeere angetroffen haben.

Wie man schon aus der schlanken Gestalt schließen kann, ist der Finnwal in allen seinen Bewegungen ein rasches und gewandtes Thier. Er gilt als einer der schnellsten aller Bartenwale; denn er läßt, wenn er mit voller Kraft durch die Wogen schießt, jedes Dampfschiff hinter sich. Bei ruhigem Schwimmen zieht er in gerader Richtung daher und kommt sehr oft, nach eigenen Beobachtungen durchschnittlich alle neunzig Sekunden, an die Oberfläche, um zu athmen. Das brausende Geräusch beim Ausathmen und bezüglich Auswerfen des Wassers vernahm ich schon in einer Entfernung von einer Seemeile; von dem widrigen Geruche dagegen, welcher dem ausgestoßenen Wasser anhaften soll, habe ich nichts verspürt. Das beim Blasen hörbare Geräusch ist kurz und scharf, der bis zu vier Meter Höhe ansteigende Strahl doppelt. Weniger scheu als andere Ordnungsverwandte, erscheint der Finnwal nicht selten in unmittelbarer Nähe segelnder Schiffe, umschwimmt dieselben oder folgt ihnen längere Zeit, manchmal stundenlang, getreulich nach. Bisweilen legt er sich auf der Oberfläche des Wassers auf die Seite und schlägt mit den Brustfinnen auf die Wellen, dreht und wendet sich, wirft sich auf den Rücken, taucht unter und scherzt überhaupt lustig im Wasser umher, schleudert auch den gewaltigen Leib durch einen mächtigen Schlag der Schwanzflosse über die Oberfläche empor und versinkt dann mit donnerähnlichem Gepolter in der Tiefe. Wie in seinen Bewegungen übertrifft er auch in seinem geistigen Wesen den Grönlandswal bei weitem, bekundet unter Umständen außerordentlichen Muth und soll, übereinstimmenden Berichten zufolge, wenn er gereizt wurde, an Wildheit und Kühnheit kaum hinter dem bösartigsten aller Wale zurückstehen. Nicht bloß Mutterliebe, sondern auch Anhänglichkeit an seine Genossen, welche er bei Gefahr nach Kräften zu vertheidigen sucht, zeichnen ihn aus; kurz, man darf ihn wohl als den edelsten aller Bartenwale ansehen.

Der Finnfisch liebt kräftigere Nahrung als der Wal. Seine Beute besteht größtentheils aus Fischen, welche er oft scharenweise vor sich hertreibt und in dem weiten Rachen schockweise auf einmal fängt. Hierbei leisten ihm wahrscheinlich die Furchen auf der Unterseite wesentliche Dienste, [731] indem sie eine erhebliche Erweiterung seines natürlichen Hamens ermöglichen. Es ist dies zwar von einzelnen Forschern entschieden bezweifelt worden, dürfte sich jedoch im Gegentheile so verhalten, wie andere angenommen haben. »Ich meine«, sagt Zaddach, »die mögliche Erweiterung der Kehlhaut durch die Furchen sei eine außerordentlich große. Wenn im Umfange der Kehle sechzig Furchen liegen, von denen jede nur einen Centimeter tief ist (die meisten in der Mitte des Körpers liegenden sind aber 15 oder 18 Millim. tief), so wird, wenn diese Furchen vollständig sich ausdehnen, der Umfang der Kehle um 1,2 Meter, d.h. nahezu um die Hälfte seiner gewöhnlichen Weite größer werden. Daß dies in der That möglich ist, zeigt die Erweiterung der Furchen im schlaffen Zustande des Todes; daß die Haut während des Lebens des Thieres sich zusammenziehen kann, wird kaum bezweifelt werden können: sie scheint vielmehr überall sehr elastisch zu sein. Der schlanke Finnwal wird also beim Schwimmen nicht durch einen weit herabhängenden Kehlsack behindert und verunstaltet. Er wird aber, da er zur Ernährung seines großen Leibes reichlicher Nahrung bedarf, wenn er einem Schwarme von Fischen begegnet, die günstige Gelegenheit benutzen und möglichst viele derselben sich sichern müssen. Er erhebt dann den Kopf, senkt den Unterkiefer, dreht auch vielleicht die einzelnen Hälften desselben, welche nicht fest mit einander verwachsen sind, etwas nach außen, um den Rachen noch mehr zu erweitern. Der schon an und für sich weite Sack, welcher an dem Unterkiefer hängt, erweitert sich noch um fast die Hälfte seines Umfanges, und das gewaltsam von allen Seiten hereinstürzende Wasser reißt hunderte von unglücklichen Häringen und Dorschen in die Tiefe. Nun klappt der Oberkopf als Deckel auf den Bügel des Sackes, und es beginnt die gewaltige Fleischmasse der Zunge ihre Arbeit, die gefangenen Fische allmählich zwischen die beiden Bartenreihen und gegen den vorspringenden Kamm des harten Gaumens zu drücken, um sie dem Schlunde zuzuführen. So denke ich mir die Art, wie der Finnwal seine Mahlzeit hält.« Ich glaube nicht, daß sich gegen Zaddachs Annahme etwas erhebliches einwenden läßt und schließe mich daher seiner Ansicht an.

Wenn der Finnwal reiche Beute findet, verweilt er tage- und selbst wochenlang auf einer und derselben Stelle, so beispielsweise in Grönland, wo er, laut Brown, während der Laichzeit auf den Schellfischbänken bei Riskol, Holstenbork und anderen Oertlichkeiten Südgrönlands sich umhertreibt und unglaubliche Mengen von Dorschen und anderen Schellfischen verzehrt. Desmoulins berichtet, daß man sechshundert, Brown, daß man achthundert Stück dieser immerhin großen Fische in seinem Magen gefunden hat. Rechnet man das Gewicht jedes Dorsches nur zu einem Kilogramm, so ergibt sich, daß von solch einer Mahlzeit des riesigen Thieres zwölf- bis sechzehnhundert Menschen sich gesättigt haben könnten. Mit seinen nächsten beiden Verwandten, dem Riesen- und Schnabelwal, wandert der Finnfisch in Verfolgung der Dorsche und Häringe weit nach Süden herab, gelangt dabei an die europäischen Meere und sammelt sich hier zuweilen zu Scharen, welche geraume Zeit gemeinschaftlich jagen. Neben Fischen soll er auch schalenlose Weichthiere und andere kleine Meeresbewohner mit aufnehmen und außerdem so viel Tange verschlucken, daß man behauptet hat, er nähre sich zeitweilig vorzugsweise von solchen und weide sie förmlich ab. Wie man erfahren haben will, soll er auf seinen Zügen nur so lange in einer und derselben Gegend sich aufhalten, als hier noch Tange vorhanden sind, sodann aber andere, pflanzenreichere Orte aufsuchen. Ich bezweifle die Richtigkeit dieser Auffassung, weil ich glaube, daß der Finnwal Tange immer nur nebenbei verschlingt, als einen Ballast, dessen er sich nicht entledigen kann, weil die einzelnen Ranken und Blätter zwischen den Fasern des Fischbeines festgehalten werden. Eine Folge seiner Jagd auf scharenweise dem Lande zuschwimmende Fische ist, daß er öfter als jeder andere seiner großen Verwandten in unmittelbarer Nähe der gefährlichen Küsten jagt. Er ist es, welcher sich in den engen Fjorden Norwegens umhertreibt und die übrigen schmalen Buchten des Meeres besucht, er aber auch, welcher am häufigsten strandet. Man kennt allein vom Jahre 1819 an mehr als zwanzig Beispiele, daß Finnfische auf den Strand europäischer Küsten geworfen wurden und elendiglich umkamen.

[732] Ueber die Zeit der Paarung und die Dauer der Trächtigkeit weiß man nichts gewisses, nimmt jedoch an, daß jene im Sommer stattfindet und diese etwa neun bis zehn Monate beansprucht. Hinsichtlich der Anzahl der Jungen lauten die Angaben nicht übereinstimmend: die meisten sagen, daß der Finnwal nur ein Junges werfe, während andere von zweien reden. Die Mutter liebt ihren Sprößling ungemein und sucht ihn bei Gefahr nach Kräften zu schützen. Wüthend fährt sie unter die Boote ihrer Verfolger, schlägt mit dem Schwanze und den Brustfinnen um sich und achtet keine Wunde, wenn es gilt, ihr Theuerstes zu vertheidigen.

Die Jagd des Finnfisches ist wegen der großen Schnelligkeit und Heftigkeit des Thieres schwieriger, und der Nutzen, welchen das erlegte Thier gewährt, weit geringer als bei dem Nord- oder Grönlandswale. Deshalb stellt man ihm auch nicht regelmäßig nach wie diesen. Man sucht zwar auch jedes Finnfisches, den man bemerkt, habhaft zu werden, aber doch nur dann, wenn keine Walfische in der Nähe sind. Letzteren gegenüber gilt er in den Augen der Speckjäger beinahe als werthlos. »Ein Leichnam dieses Wales«, erzählt Brown, »welcher in der Davisstraße auf den Wellen trieb, wurde von unseren Walfängern zwar untersucht, weil man ihn für den Grönlandswal hielt, jedoch ohne weiteres im Stiche gelassen, als man ihn erkannt hatte. Unsere Leute waren aber nicht die er sten, welche zur Untersuchung ausgezogen waren; denn in den Seiten des Thieres fand man die Namen von mehreren Schiffen eingeschnitten, deren Bemannung also genau wie die unsrige gehandelt hatte.« Anders verhält es sich überall da, wo man die Jagd von der Küste aus betreiben, und durch Verwerthung aller Theile des Leibes einen höheren Gewinn, als den Walfängern möglich, erzielen kann. So bestehen gegenwärtig an der nördlichen Küste von Norwegen, in Finnmarken, wie auf Island Walfischereien, welche fast ausschließlich oder doch vorzugsweise der Finnwale halber errichtet worden und guten Gewinn abwerfen. Jagd und Fang sind genau dieselben wie bei den übrigen Walen, aber mit größerer Gefahr verbunden als beim Wal. Wenn der Finnfisch von der Harpune getroffen wurde, fährt er mit rasender Heftigkeit zur Tiefe hinab und zieht nicht selten das Boot unter Wasser. Falls er längs der Oberfläche fortschwimmt, sind die Fänger schon zufrieden, obgleich er sie sieben bis acht Seemeilen hinter sich nachschleppt, ehe er ermüdet. Uebrigens ist die Gefahr, durch ihn das Boot zu verlieren, nicht die geringste; denn manchmal geschieht es, daß er sich plötzlich gegen seine Angreifer wendet und durch einen Schlag mit dem Schwanze Boot und Mannschaft vernichtet. Anderson berichtet, wie andere Finnwale, welche in der Nähe sich befinden, ihrem angegriffenen Gefährten zu Hülfe eilen, und ein alter Seemann erzählt, daß die Verwundeten ein fürchterliches Gebrüll ausstoßen, welches alle Wale im Umkreise herbeilockt. Wie andere Seesäugethiere, verendet der Finnfisch, wenn die Harpune so gut geschleudert wurde, daß sie durch den Speck in das Fleisch eindrang, binnen kurzer Zeit. Ein edler Theil des Leibes braucht nicht verletzt zu werden: Verblutung und die sehr bald beginnende Eiterung führen den Tod herbei.

Ein Finnwal, dessen Geripp ich bei dem norwegischen Kaufmanne und Naturforscher Nordvi in Vadsö liegen sah, hatte sich beim Besuchen des Varanger Fjords zwischen Scheren festgearbeitet und zuletzt so zwischen die Felsen gezwängt, daß er weder vorwärts, noch rückwärts konnte. Einige lappländische Fischer eilten herbei und suchten sich nun des Ungeheuers zu bemächtigen. Sie besaßen keine andere Waffe als ihre großen Messer, säumten aber keinen Augenblick, mit diesen dem Thiere im buchstäblichen Sinne des Wortes auf den Leib zu rücken, erkletterten mühselig seinen glatten Rücken und schnitten und stachen so lange, bis der Wal seinen Geist aufgegeben hatte. Nicht besser erging es einem jungen Finnwale, welcher sich im Frühlinge des Jahres 1874, vermuthlich Häringsschwärmen nachziehend, in die Ostsee verirrt und längere Zeit an den Küsten umhergetrieben, auch hier und da die Fischer erschreckt hatte, endlich aber, am 23. August, zu seinem Unheile auf der Danziger Rhede angelangt war. Hier lagen gerade drei deutsche Kriegsschiffe vor Anker, und es war Sonntag. »Welchen angenehmeren Zeitvertreib«, schildert Zaddach, »konnte es für die Officiere geben, als eine Waljagd? Man griff zu den Gewehren und begrüßte [733] den unerfahrenen Fremdling mit Spitzkugeln; und als dieser unwillig den ungastlichen Ort verlassen wollte, sprang man in die Boote und ergötzte sich daran, wie jedesmal, wenn er auftauchte, die Kugeln von allen Seiten in seine dicke Haut einschlugen.« Fünfundsiebzig dieser Kugeln hatten, wie sich später ergab, getroffen und die Weichtheile des Kopfes bis auf den Schädel durchbohrt, ohne jedoch in diesen einzudringen. Deshalb auch würde es dem Riesen gelungen sein, zu entfliehen, hätte er nicht von einem der Officiere beim Untertauchen einen Degenstich in den Hinterleib erhalten, welcher eine große Schlagader durchschnitt und Verblutung herbeiführte. Sterbend fanden ihn am anderen Morgen Fischer des Dorfes Heubude, zogen ihn mit vereinigten Kräften aller Pferde und Männer der Ortschaft an den Strand, zu nicht geringer Freude aller Bewohner der guten Stadt Danzig, welche zu tausenden herbeieilten, um ihn zu sehen, und freudig das geforderte Schaugeld in die harten Hände der betriebsamen, fluggs zu Thierschaustellern gewordenen Fischer spendeten.

Gewöhnlich gibt der Finnwal wenig Thran, ein Thier von 27 Meter Länge nicht mehr als acht bis zehn Tonnen. Der Speck ist dünn, wässerig, bei jungen Thieren gallertartig und fast völlig thranlos. Die Barten sind kurz und brüchig. Fleisch und Knochen werden in der Regel nicht ausgenutzt, sondern den Thieren des Meeres überlassen. In den erwähnten Walfischereien in Finnmarken und auf Island verfährt man wirtschaftlicher, indem man nicht allein Speck und Barten, sondern auch Knochen und Fleisch verwerthet, nämlich zu Dünger, sogenannten Fischguano, verarbeitet. Für den oben erwähnten Finnwal zahlte Kaufmann Nordvi dreißig Speciesthaler oder 135 Mark unseres Geldes, gewann jedoch schon aus dem Thrane allein das vierfache seiner Auslagen und hatte außerdem das Geripp sorgfältig aufbewahrt, in der Absicht, es an ein Museum zu verkaufen. Wie viel die Knochen nebst dem Fleische einzubringen vermögen, weiß ich nicht, glaube jedoch annehmen zu dürfen, daß der zu erzielende Gewinn immerhin erheblich genug ist, um die Mühe des Fanges und die Verarbeitung des Leichnams eines Finnwales zu lohnen.

Abgesehen von dem Menschen soll der Schwertfisch der gefährlichste Feind auch dieses Wales sein und nicht eher von ihm ablassen, als bis er ihn getödtet oder auf den Strand gejagt habe.


*


Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Dritter Band, Erste Abtheilung: Säugethiere, Zweiter Band: Raubthiere, Kerfjäger, Nager, Zahnarme, Beutel- und Gabelthiere. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1883., S. 729-734.
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