1. Sippe: Kamele (Camelus)

[58] Die Kamele (Camelus) zeichnen sich durch bedeutende Größe und einen oder zwei Rückenhöcker aus, besitzen auch einen Backenzahn mehr in jeder Reihe als die Lamas. Ihre Gestalt ist unschön [58] und namentlich der Kopf auffallend häßlich, das Haarkleid sehr ungleich, an einigen Stellen verlängert, im ganzen aber wollig; an der Brust, am Elnbogen, an den Knien und Knöcheln finden sich schwielige Stellen. Man kennt zwei Arten, von denen die eine vozugsweise Afrika, die andere Asien bewohnt. Diese sind das Dromedar und das Trampelthier.

Mein langjähriges Wanderleben hat mich mit dem Dromedar so genau bekannt gemacht, daß ich aus eigener Anschauung über dasselbe sprechen kann. Ich weiß im voraus, daß meine Schilderung manchen meiner Leser nicht behagen wird, weil ich Ansichten zerstöre, welche einer oder der andere von diesem Thier sich gebildet hat; trotzdem muß ich der Wahrheit die Ehre geben. Das Kamel ist unzweifelhaft das nützlichste aller Hausthiere in Afrika: aber es ist das unliebenswürdigste, dümmste, störrischste und ungemüthlichste Geschöpf, welches man sich denken kann. Seinen Ruhm dankt es seiner leiblichen Befähigung; die geistigen Eigenschaften hat noch nicht einmal ein Araber gerühmt, obgleich hunderte seines Volkes ohne dieses Thier nicht leben könnten.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Dritter Band, Erste Abtheilung: Säugethiere, Zweiter Band: Raubthiere, Kerfjäger, Nager, Zahnarme, Beutel- und Gabelthiere. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1883., S. 58-59.
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