Vierte Familie: Gabelhornthiere (Antilocaprina)

[177] Unser Wiederkäuer, der Gabelbock, unterscheidet sich von allen Ordnungsverwandten dadurch, daß er ein hohles, aber gegabeltes Gehörn trägt, welches nicht, wie bei den Hornthieren, stetig weiter wächst, sondern von Zeit zu Zeit wie das Geweih der Hirsche, jedoch in durchaus verschiedener Weise, abgeworfen und neu gebildet wird. Anderweitige Eigenheiten, als da sind das Vorhandensein besonderer Drüsen unterhalb des Ohres, auf dem Kreuze, jederseits unter dem Schwanze und über der Fußbeuge, das Fehlen der Thränengruben und Leistendrüsen, der an den Fuß der Girafe erinnernde Huf ohne After- oder falsche Hufe, die Beschaffenheit des Haares etc. [177] bestimmen Murie, welcher das Thier zergliederte, es eine »hirschköpfige, girafenhufige, ziegendrüsige, schafhaarige Antilope« zu nennen, womit nichts weiter gesagt sein kann, als daß der Gabelbock eben keine Antilope ist. Alle Merkmale des fraglichen Wiederkäuers sind so eigenthümlicher und gewichtiger Art, daß er mit keiner andern Hauptabtheilung seiner Ordnung vereinigt werden kann, vielmehr unbedingt von jeder einzelnen Hauptgruppe getrennt und als Vertreter einer besondern Familie (Antilocaprina oder Dicranocerina), welche wir die der Gabelhornthiere nennen wollen, aufgestellt werden muß.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Dritter Band, Erste Abtheilung: Säugethiere, Zweiter Band: Raubthiere, Kerfjäger, Nager, Zahnarme, Beutel- und Gabelthiere. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1883., S. 177-178.
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