Zippammer (Emberiza cia)

[287] Einer der schönsten seiner Unterfamilie ist der Zippammer, Bart- und Rothammer, Steinemmerling (Emberiza cia, lotharingica, canigularis, barbata, meridionalis, pratensis und Hordei, Citrinella cia und meridionalis, Euspiza, Buscarla und Hylaespiza cia, Bild S. 285). Die Länge beträgt einhundertundachtzig, die Breite zweihundertundvierzig, die Fittiglänge fünfundsiebzig, die Schwanzlänge sechsundsiebzig Millimeter. Kopf und Hinterhals sind aschgrau, Kopfseiten, Kehle und Kropf etwas heller, ein breiter Augenstreifen, Backen und Kinn weißlichgrau, zwei Streifen, welche den Brauenstreifen oberhalb und unterhalb einfassen, und von denen der eine vom Nasenloche bis zum Nacken, der andere über die Zügel bis auf die Schläfe reicht, sowie ein dritter, welcher sich vom Mundwinkel herabzieht und mit den beiden ersten am Ende durch einen schmalen Querstreifen sich verbindet, schwarz, Mantel und Schultern rostrothbraun, alle Federn dunkel geschaftet, Bürzel, obere Schwanzdecken und die Untertheile zimmetrostroth, auf der Bauchmitte heller, die Schwingen schwarzbraun, außen schmal, die hinteren Armschwingen und deren Deckfedern hier und am Ende breiter, rostbraun gesäumt, die Oberflügeldecken dunkelgrau, ihre größte Reihe schwarz, am Ende rostfahl, wodurch eine Querbinde entsteht, die Schwanzfedern, mit Ausnahme der beiden mittelsten, dunkel braunschwarz, die beiden äußersten in der Endhälfte innen weiß, die Außenfahne der äußersten ebenso. Der Augenring ist dunkelbraun, [287] der Oberschnabel schwarz-, der untere lichtbraun, der Fuß licht hornfarben. Bei dem im allgemeinen matter gefärbten Weibchen sind die schwarzen Längsstreifen des Kopfes minder deutlich, der Oberkopf braun, dunkel längsgestrichelt, der mittlere Streifen grau, der Augenstreifen fahlweiß und das Grau der Kehle und des Kopfes mit verwaschenen dunklen Tüpfelchen gezeichnet.

In Deutschland bewohnt der Zippammer gegenwärtig nur die Rheinlande, namentlich den Mittelrhein zwischen Irlich und Linz, und ebenso Südostbaden, hier auf die höheren Bergthäler, dort auf die Weinberge des rechten Rheinufers sich beschränkend; nicht minder selten kommt er in Oesterreich vor. Häufig dagegen ist er in Südeuropa, namentlich in Spanien, Italien und Griechenland, außerdem in Westasien. Von hier aus durchreist er den größten Theil Asiens, bis zum Himalaya, in dessen westlichem Theile er regel mäßig auftritt. Er ist ein Gebirgsvogel, welcher, nach meinen in Spanien angestellten Beobachtungen, die Ebenen meidet. Halden mit möglichst zerrissenem Gesteine bilden seine Lieblingsplätze. Hier treibt er sich zwischen und auf den Steinen und Blöcken nach Art anderer Ammer umher. Auf Bäume oder Sträuche setzt er sich selten. Im übrigen ist er ein echter Ammer in seinem Betragen und in seinen Bewegungen, im Fluge und in der Stimme. Letztere, ein oft wiederholtes »Zippzippzipp« und »Zei«, entspricht seinem Namen. Der Gesang ähnelt dem des Goldammers, ist aber kürzer und reiner; Bechstein hat ihn sehr gut mit »Zizizizirr« wiedergegeben.

Das Nest hat man am Rheine, wo er an einzelnen Orten nicht selten nistet, in den Ritzen und Höhlungen der Weinbergsmauern gefunden. Die drei bis vier Eier sind einundzwanzig Millimeter lang, sechzehn Millimeter dick, auf grauweißlichem Grunde mit grauschwarzen und zwischendurch mit einigen grauen Fäden, oft gürtelartig in der Mitte des Eies, umsponnen, diese Fäden aber nicht kurz abgebrochen, die Eier also dadurch leicht von den oft ähnlich gezeichneten des Goldammers zu unterscheiden. Auch der Zippammer brütet wahrscheinlich zweimal im Jahre: in Spanien bemerkten wir seine Jungen jedoch nicht vor dem Juli. Um die Mitte des August begann bereits die Mauser. Am Rhein erscheint der Vogel zu Anfang des April und verweilt dort bis zum November. In Spanien fanden wir ihn im Winter, zu sehr großen Flügen vereinigt, außerordentlich häufig an allen sonnigen Abhängen der Sierra Nevada.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Fünfter Band, Zweite Abtheilung: Vögel, Zweiter Band: Raubvögel, Sperlingsvögel und Girrvögel. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1882., S. 287-288.
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