[64] Systematische Einteilung der Käfer.

[64] Nach den neueren systematischen Forschungen ist die Ordnung der Käfer in zwei Abteilungen zu zerlegen, in die Adephaga und Polyphaga; die letzteren umfassen den grössten Teil der Coleopteren-Familien.

Diese Abteilungen lassen sich in folgender Weise unterscheiden:


I. Adephaga.

Die ersten drei Hlb.-Sternite sind miteinander verwachsen, ihre Trennungsnähte sind meist nur schwach, manchmal ausgesprochen angedeutet; die HHü. durchsetzen das erste Sternit in der Mitte vollständig und dieses ist stets nur als ein mehr oder weniger umfangreiches Rudiment an den Seiten des Körpers erkennbar (s. S. 8s. S. 8., Fg. 5). Die Fl., wenn vorhanden, sind nach dem Typus I gebaut (s. S. 11, Fg. 6), der sich durch das Vorhandensein mindestens einiger Queradern auszeichnet, welche die Längsadern hie und da im rechten Winkel verbinden1. Alle Tr. sind 5 gliederig.

Die Larven sind gestreckt, sehr beweglich, haben ausgebildete Füsse und kräftige, sichelförmige OKf.; ihre Tr. sind zweigliederig, meistens mit zwei, seltener mit einer Klaue.


Diese Gruppe besteht aus den Familien der Cicindelidae (Sandläufer) und Carabidae (Laufkäfer), dann allen echten Wasserkäfern (Dytiscidae, Haliplidae, Pelobiidae und Gyrinidae), endlich aus zwei Familien, die bisher systematisch unter den Clavicorniern standen, deren Zugehörigkeit zu den Adephagen neuestens von verschiedenen Forschern sichergestellt wurde. Es sind dies die Paussidae, sehr merkwürdige, bei Ameisen lebende Keulenträger, die meistens mit nur zwei mächtigen Fühlergliedern versehen sind und unserer deutschen Fauna fehlen; dann die Rhysodidae, eine ebenfalls recht bemerkenswerte, artenarme Familie, die in Europa nur durch wenige Arten vertreten ist. Sie werden unter loser Baumrinde und im Baummulme gefunden und leben offenbar nicht wie die grossen Familien der Lauf-und echten Wasserkäfer vom Raube, sondern ihre Lebensweise deutet auf vegetabilische Nahrungsaufnahme hin.


II. Polyphaga.

Das erste Hlb.-Sternit wird nicht vollständig von den HHü. durchsetzt; der Hinterrand desselben ist hinter den Hü. erkennbar; oder er ist von den HHü. durchsetzt; dann sind aber die drei ersten Sternite nicht verwachsen. Die Fl. sind, wenn vorhanden, nach dem Typus 2 oder 3 gebaut. Im ersteren Falle sind nur ausgesprochene Längsadern vorhanden (Staphyliniden-Typus, Typus II, Fg. 7); im letzteren Falle ist die Medialader gegabelt. Die ziemlich in der Mitte der Fl. gelegene Medialader ist doppelt, verbindet sich weit vor dem Aussenrande miteinander und läuft von da zum Aussenrand als einfache Ader aus: Canthariden-Typus, Typus III (s. S. 11, Fg. 8).


Hierher gehört der ganze restliche, grösste und formenreichste Teil der Käfer. Er zerfällt in eine grössere Anzahl von Familienreihen, deren Charakterisierung später erfolgen wird. Ihre Vielgestaltigkeit macht es notwendig, die Umgrenzung dieser Hauptabteilung möglichst lose zu belassen.

Fußnoten

1 Beachtenswert ist auch das Vorhandensein von 3 Paar Tastern: KfTs. und LTs. und ausserdem anhangsweise an den UKf. noch ein zartes überzähliges 2–3gliederiges Tasterpaar, das auch den Larven zukommt. Dieses Anhangsorgan fehlt bei den Gyriniden, Paussiden und Rhysodiden. Reitter, Fauna germanica.


Quelle:
Edmund Reitter: Fauna Germanica. Die Käfer des deutschen Reiches. Stuttgart: K.G. Lutz, 1908.
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