Berger, Oskar

[137] Berger, Oskar, in Breslau, geb. 29. November 1844 zu Münsterberg in Schlesien, studierte in Breslau, Berlin und Wien. 1867 in Berlin promoviert, wirkte er seit 1869 in Breslau als Spezialarzt für Nervenkrankheiten. 1873 wurde er Privatdozent daselbst, 1878 Professor e. o., 1877 dirigierender Arzt des Breslauer städtischen Armenhauses. Er starb 19. Juli 1885 an Apoplexie infolge von Nierenleiden zu Ober-Salzbrunn in Schlesien, wohin er sich zur Kur begeben hatte. B. war ein hervorragender Neuropatholog und der erste Privatdozent für Nervenheilkunde an der Breslauer Universität. Seine Spezialität war die Elektrotherapie. Seine zahlreichen Arbeiten auf diesen Gebieten sind in der Deutsch, med. Wochenschr., Berl. klin. Wochenschr., im Archiv für Psychiatr. und Nervenheilk., in der[137] Eulenburg'schen Real-Encyklopädie, Bresl. ärztl. Zeitschr. etc. veröffentlicht. Auch war B. längere Zeit an der Herausgabe des Erlenmayer'schen Centralblattes für Nervenheilkunde beteiligt und fungierte zuletzt als Mitarbeiter am Mendel'schen »Neurolog. Centralblatt«. Die Physiol. und Pathol. des N. thorac. longus, die Lehre von den Gelenkneuralgien, die Beziehungen der Neuralgien zu Diabetes und Nephritis, die Lehre von den Neuralgien des Genitalapparates, den Beschäftigungsneurosen, die Behandlung des mimischen Gesichtskrampfes etc. verdanken B. erhebliche Bereicherungen, resp. Erweiterungen und Verbesserungen. Auch lieferte er wichtige Beiträge zur pathol. Anat., Diagnostik, Therapie und Ätiologie der Tabes dorsalis; so hielt er u.a. auch in der med. Sektion der Schles. Gesellsch. für vaterl. Kultur nicht lange vor seinem Tode einen Vortrag über den Zusammenhang der Syphilis mit Tabes, worin er die wichtige Rolle der ersteren als prädisponierendes Moment für dieses Leiden auf Grund neuer Kasuistik und sorgfältiger statistischer Erhebungen betonte. Auch die topische Diagnostik der Hirnkrankheiten war Gegenstand seiner Studien. Er publizierte u.a.: »Zur Lokalisation der corticalen Sehsphäre beim Menschen« (Bresl. ärztl. Zeitschr. 1885). In seinen letzten Lebensjahren beschäftigte er sich zusammen mit Heidenhain mit Studien über Hypnotismus.

Quelle:
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 137-138.
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