Berger-Levrault

[48] Berger-Levrault. Friedrich Wilhelm Schmuck (Ahne des gegenwärtig ältesten Chefs des Hauses Berger-Levrault & Cie.) gründete im Jahre 1675 in Straßburg i. E. eine Buchhandlung[48] und verband damit 1676 eine bedeutende Kupferstich-Anstalt, sowie 1681 eine Buchdruckerei. 1701 übertrug er das Geschäft seinem Sohn Friedrich Sch. (geb. 1678), von welchem es 1719 an dessen Bruder Wilhelm Schmuck (geb. 1682, gest. 1751) überging. Nachfolger wurde der Schwiegersohn Joh. Rob. Christmann. Dessen Sohn Franz Christmann (geb. 1728) setzte das Geschäft fort und nahm 1761 seinen Schwager Franz Georg Levrault (geb. 1722) als Teilhaber auf, die Firma wurde unter dem Namen Christmann & Levrault weitergeführt. Fr. G. Levrault hinterließ bei seinem Tode 1798 (Christmann war schon 1771 gestorben) 4 Söhne, von denen der älteste, Franz Laurent Xavier Levrault, das Geschäft übernahm. Er war 1762 geboren, hatte Rechtswissenschaft studiert und war Advokat geworden, später General-Prokrator, mußte indessen 1793 infolge der Revolution flüchten und übernahm zwei Jahre später das väterliche Geschäft. Er hat sich eifrig dem Ausbau gewidmet, namentlich das wissenschaftliche Element eingeführt. In bedeutenden Kommunalstellungen, so als Mitglied des Generalrats und der Handelskammer, Präfekturrat, Inspektor und Rektor der Straßburger Akademie, hat er für das Wohl seiner Mitbürger gewirkt. Er starb 1821, während das Geschäft von seiner Wittwe, von 1825 ab mit Unterstützung ihres Schwiegersohnes Friedrich Berger (geb. 1796, gest. 1837) weitergeführt wurde. Der zweite Schwiegersohn, C. Pitois, hatte inzwischen die Leitung des neugegründeten Pariser Hauses übernommen. Friedr. Bergers Witwe übernahm die Leitung der Druckerei, während Frau Levrault die Buchhandlung, nebst Schriftgießerei und Steindruckerei, bis 1850 weiterführte, worauf sämtliche Zweige des ausgedehnten Geschäftes in den Besitz von Frau Eleonore Berger-Levrault übergingen, welche ihren Sohn Oscar Berger-Levrault (gest. 1826) als Gesellschafter aufnahm und von nun ab Witwe Berger-Levrault & Sohn firmierte. 1871 zog sich Frau Witwe Berger-Levrault von dem Geschäfte zurück, während ihr Sohn in seinem langjährigen Mitarbeiter Julius Norberg einen äußerst thätigen Teilhaber fand. In demselben Jahre verlegte die Firma ihren Sitz nach Frankreich, wo in kurzer Zeit sämtliche Geschäftszweige des Hauses unter der Firma Berger-Levrault & Co. in Nancy vereinigt wurden.

Besonders erwähnenswert sind folgende Verlagswerke der Firma: Almanach National, Annuaire de l'Armée française, Annuaire de l'Infanterie, Etat militaire du Corps de l'Artillerie, Annuaire diplomatique et consulaire, Annuaire de finance, welche[49] nebst andern Jahrbüchern jährlich erscheinen. Ferner: L. Say, Dictionnaire des Finances; M. Block, Dictionnaire de l'Administration française; Dictionaire militaire; Fournier et Neveu, Traité d'Aministration de la marine; C. Lassalle, Manuel de l'organisation de l'Armée; E. Petit, Organisation générale des Colonies françaises; L. Morgand, Loi municipale; L. Courcelle, Répertoire de police, (Bibliothèque de l'enseignement commercial, 20 Bände), Recueil de rapports sur les conditions du travail dans les pays étrangers (12 Bände); Ardouin-Dumazet, Voyage en France (40 Bände). Unter den periodischen Schriften sind hervorzuheben: Revue générale d'administrations; Revue des service financiers; Revue des établissements de bienfaisance; Journal de la Société de Statistique de Paris; Annales de la science agronomique; Annales de l'Institut national agronomique; Bibliographie anatomique; Revue de cavalerie; Revue d'artillerie; Revue du génîemilitaire; Carnet de la Sabretache. Alle Zweige der Wissenschaften sind in dem reichhaltigen Kataloge des Hauses vertreten. Von speziellem Interesse für die Geschichte der Druckkunst ist der Catalogue des Alsatica de la bibliothèque de Oscar Berger-Levrault (groß 8°, erschienen 1886), dessen 1013 Seiten die elsässischen Druckwerke (alsatica) des Hauses 1676 bis 1873 katalogisieren und ferner alle diejenigen nicht auf das Elsaß bezüglichen, welche vom 17. Jahrhundert bis 1815 durch das Haus gedruckt oder publiziert wurden, soweit sie noch zu ermitteln waren, nebst endlich den debitierten Artikeln. Für die wissenschaftliche Geschichte des Elsasses ist ebenso interessant: Berger-Levrault (Oscar), Annales des Professeurs des Académies et Universités Alsaciennes, 1523-1871 (erschienen 1892).

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 1. Berlin/Eberswalde 1902, S. 48-50.
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