Forster, Joseph

[529] Forster, Joseph, wurde April 1844 zu Nonnenhorn am Bodensee geb., studierte in München und Leipzig, besonders unter v. Pettenkofer und Voit, und promovierte 27. Juli 1868 in München, wo er sich, nachdem er den Feldzug 1870/71 als Bataillonsarzt im 12. bayrischen Infanterieregiment unter Erwerbung des Ritterkreuzes des bayrischen Militär-Verdienstordens mitgemacht hatte, 1874 als Privatdozent für Hygiene habilitierte. Ende 1878 wurde er zum Prof. der Hygiene und Direktor des neuerrichteten hygienischen Institutes in Amsterdam ernannt. 1884 erwählte ihn die Akademie der Naturforscher zu Dresden und 1886 die naturwissenschaftl. Abteilung der kgl. Akademie der Wissenschaften zu Amsterdam zum ord. Mitgliede. 1893 ernannte ihn die Niederländische Regierung wegen besonderer Verdienste um den Staat zum Ritter des Ordens vom Niederländischen Löwen. 1896 wurde er als Professor der Hygiene und Bakteriologie in die mediz. Fakultät der Universität Strassburg berufen, um daselbst die Direktion des neueingerichteten hygienisch-bakteriologischen Institutes zu übernehmen. 1898 promovierte ihn die Universität Edinburgh zum Doctor of Laws. Er hat eine grössere Anzahl von experimentellen Abhandlungen, besonders aus dem Gebiete der Ernährung des Menschen, der Wohnungshygiene u.s.w. geschrieben, die hauptsächlich in der von v. Pettenkofer und Voit herausgegebenen Ztschr. f. Biologie publiziert wurden. Als grössere litterar. Arbeiten nennen wir seine Habilitationsschrift: »Versuche über die Bedeutung der Aschenbestandtheile in der Nahrung« (München 1873) und besonders »Ernährung und Nahrungsmittel« (I. Bd. des von v. Pettenkofer und Ziemssen herausgegebenen Handbuchs der Hygiene, Leipzig 1882). Seit 1883 giebt er im Vereine mit v. Pettenkofer und F. Hofmann, später mit Buchner, Hofmann und Rubner das »Archiv für Hygiene«[529] heraus. In dieser Zeitschrift namentlich sind von ihm und seinen Schülern eine Reihe von experimentell-hygienischen und bakteriologischen Arbeiten veröffentlicht worden, die sich auf den verschiedenen Gebieten des Faches bewegen; ganz vorzugsweise fand die Hygiene der Nahrungsmittel, so der Milch und des Fleisches, in verschiedenen Richtungen durch ihn eine Bearbeitung, die einerseits zur Vermehrung der theoretischen Kenntnisse beitrug, anderseits zu manchen gesundheitlichen Verbesserungen Veranlassung gab. Es gelang ihm ferner, die Phosphoreszenzerscheinungen an Fischen u.s.w. als auf der Lebensthätigkeit bestimmter Bakterienarten beruhend darzuthun, und als erster lieferte er den u.a. für die Konservierung von Nahrungsmitteln wichtigen Nachweis, dass eine Reihe von niederen Organismen bei 0° C. nicht bloss ihr Leben erhalten, wie man bis dahin wusste, sondern bei so niedriger Temperatur sich ziemlich lebhaft weiter entwickeln und Zersetzungen auszuüben im Stande sind.

Quelle:
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 529-530.
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