Grauenhorst, Frau Erna

[278] *Grauenhorst, Frau Erna, geb. Schubert, Berlin, Fröbel-Oberlin-Haus, Wilhelmstrasse 10, wurde am 4. Juli 1847 zu Bärdorf im Kreise Münsterberg in Oberschlesien geboren. An der Hand einer sorgsamen Mutter erlernte sie im elterlichen Hause den Haushalt, wodurch sie befähigt wurde, nach dem frühen Tode der Eltern Stellung als Stütze der Hausfrau anzunehmen und als solche viele Jahre in den Häusern des hohen schlesischen Adels zu dienen. Die viele Erfahrung, die sie in grossen Haushaltungen sowohl auf dem Lande, wie auch in Berlin gesammelt hatte, brachte den Gedanken zur Reife, in der Reichshauptstadt eine Schule zur Vorbildung von besseren Dienstmädchen zu begründen. Nachdem sie sich zu Anfang des Jahres 1893 mit dem Schriftsteller und Redakteur Christoph Grauenhorst vermählt hatte, brachte sie den Gedanken zur Ausführung, indem sie zuerst eine Kindermädchenschule und später die Hausmädchenschule eröffnete. Zur Zeit sind über 200 Schülerinnen dort, die von einer Oberlehrerin, 12 Lehrerinnen und zwei Lehrern unterrichtet werden. Neben der Hausmädchenschule besteht noch ein Seminar zur Ausbildung von Kindergärtnerinnen. Auch diese Abteilung steht in hoher Blüte. Zu noch grösserer Bedeutung als[278] die Schulanstalt gelangte in verhältnismässig kurzer Zeit der Verlag des Fröbel-Oberlin-Vereins. Der von der Vorsteherin verfasste Katechismus für bessere Hausmädchen fand grossen Beifall. 200000 Exemplare sind davon in zwei Jahren verkauft und noch immer folgt Auflage auf Auflage. Das Haus Wilhelmstrasse 10, in welchem sich die Schulen befinden, ist eines der grössten und umfangreichsten Grundstücke der Wilhelmstrasse, schon von weitem leuchtet mit goldenen Lettern die Inschrift: »Fröbel-Oberlin-Haus« herab. Es ist ein grosses Werk, was hier eine einfache Frau mit Mut und klarem Blick begonnen und mit Kraft und Ausdauer zur Blüte brachte.

‒ Die Kinderstube. Hygienisch-pädagogische Halbmonatsschrift, Organ des Fröbel-Oberlin-Vereins. 1. Jahrg. 1893. 5. Jahrg. 1897. Berlin, C. Grauenhorst. 1/4jähriges Abonnement –.80

‒ Katechismus für das feine Haus- und Stubenmädchen, enthaltend Fragen und Antworten über sämtliche Arbeiten im herrschaftlichen Haushalt. 12. (88) Berlin 1897, Verlag des Fröbel-Oberlin-Vereins. –.65; geb. 1.50

‒ Katechismus für Kindermädchen. Ein Lehrbuch in Fragen u. Antworten f. die geist. u. leibl. Erziehg. junger Kinder. 8. (31) Ebda. 1894. –.40

Quelle:
Pataky, Sophie: Lexikon deutscher Frauen der Feder Bd. 1. Berlin, 1898., S. 278-279.
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