Karsten, Frl. Paula Franziska Wilhelmine

[409] *Karsten, Frl. Paula Franziska Wilhelmine, Berlin, Genthinerstrasse 14, ward am 8. März 1850 zu Pasewalk geboren. Sie gehörte zu den Kindern, die »eigenartig« genannt werden. Von frühester Kindheit an interessierte sie alles aufs lebhafteste, was Sprachen und Litteratur betraf. Als zehnjähriges Kind ward sie in der Schule mehrmals bestraft, weil die Lehrerin behauptete, sie liesse sich ihre Aufsätze von einem Erwachsenen schreiben, es sei nicht möglich, dass sie dieselben verfasst habe. In dieser Zeit kamen öfter Gedichte und[409] kleine poetische Aufsätze in verschiedenen Blättern heraus. Unglückliche Vermögensverhältnisse entführten sie schon frühe dem Vaterhause. Ihr ganzes Leben von frühester Kindheit an gestaltete sich wechselvoll. In den verschiedensten Ländern, in denen sie zeitweise lebte, verkehrte sie in den ersten Gesellschaftskreisen. Mit hervorragenden Grössen auf allen Gebieten der Wissenschaft, Kunst und allen anderen Berufszweigen führte sie das Leben zusammen. Viele Jahre war sie als Erzieherin und Gesellschafterin thätig, daneben arbeitete und studierte sie immer weiter. Seit zehn Jahren hat sie sich ihr eignes kleines Heim in Berlin gegründet. Sie liess sich als Lehrerin und Vorleserin der deutschen, englischen, französischen, italienischen und schwedischen Sprache hier nieder und versuchte sich als Schriftstellerin. Eine eifrige Anhängerin der Feuerbestattung, schreibt sie darüber, und hält auch öffentliche Vorträge über dies Thema an verschiedenen Orten. Ihr ausgeprägtes Sprachgehör hat sie zu einem ganz eignen Studium geführt. Sie ergreift jede Gelegenheit, sich von fremden Völkern in ihrer Sprache Geschichten, Lieder, Wörter und Redensarten sagen zu lassen, um diese dann zu veröffentlichen. In der »Deutschen Jugend« erschien von ihr »Das kleine Märchenbuch«; nach dem Schwedischen von Richard Gustavsson. »Einige Kleinigkeiten für den Haushalt« in der »Deutschen Tageszeitung«. »Das kann ich nicht«, »Vornehme Handwerker«, »Mutter und Gesetz – einst und jetzt«, in der »Deutschen Hausfrauen-Zeitung«. Ferner veröffentlichte sie »Sprüche«, Übersetzungen aus orientalischen Werken und Beschreibungen zu 23 Mustern nach japanischen Zeichnungen u. dergl. in verschiedenen Zeitschriften. Völkerkundliche Studien im »Globus«, in »Zur guten Stunde« und im »Phönix«. Tunesische Geschichten und Lieder. In arabischem Texte. Arabischer Wortschatz und Redensarten werden nach und nach erscheinen in der Zeitschrift für afrikanische und oceanische Sprachen mit besonderer Berücksichtigung der deutschen Kolonieen. Herausgegeben mit Unterstützung der Koloinalabteilung des Auswärtigen Amts, der Deutschen Kolonialgesellschaft u.a. von A. Seidel, Berlin. Geographische Verlagshandlung Dietrich Reimer.

‒ Geschichten u. Lieder der Birmanen.

‒ Geschichten u. Lieder der Asiaten. 8. Herausgegeben von A. Seidel. In Vorbereitung.

Quelle:
Pataky, Sophie: Lexikon deutscher Frauen der Feder Bd. 1. Berlin, 1898., S. 409-410.
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