Kautsky, Frau Minna

[414] *Kautsky, Frau Minna, geb. Jaich, Wien IV, Schönburgstrasse 14, ist im Jahre 1837 in Graz, Steiermark, geboren. Ihr Vater, Anton Jaich, ein gebürtiger Wiener, war Dekorationsmaler am Grazer Landestheater. Im Jahre 1845 übersiedelte er mit seiner Familie nach Prag. Sein Einkommen war mässig, und da sie unter sieben Kindern die älteste war, lag es nahe, dass sie sich ihr Brot selbst verdienen müsse. Damals gab es für ein Mädchen nur die Bühnen- oder die Gouvernantenlaufbahn, aber welcher Vater, der mit dem Theaterleben vertraut ist, würde seine Tochter für die erstere bestimmen wollen? Ihre Ausbildung zur Gouvernante wurde indes auch nicht ernst genommen, denn schon mit 16 Jahren vermählte sie sich mit einem jungen Künstler, dem Landschaftsmaler Kautsky und Kautsky schwärmte für ihre schauspielerische Begabung. Ihr Talent sollte produktiv gemacht werden und unter seinem Schutze sollte sie zum Theater gehen. Er selbst hat die Staffeleimalerei aufgegeben und sich der scenischen Kunst zugewendet. 1863 wurde er Hoftheatermaler in Wien. Sie hatte auch verschiedene Engagements absolviert. Aber die Anstrengungen dieses Berufes und die frühe Mutterschaft hatten ihre Gesundheit erschüttert. Sie erkrankte an einem Lungenleiden, das einen chronischen Charakter annahm.[414] Es war ein Hemmnis in ihrem Leben gewesen, das sich nie mehr ausgleichen konnte. In den Jahren der Vollkraft des Individuums war sie von den Ärzten und ihrer ganzen Umgebung als eine Todeskandidatin betrachtet, stets zur Schonung und Ruhe gemahnt worden. Zur Einsamkeit verurteilt, warf sie sich auf das Studium der Klassiker und Philosophen und die Lehren Darwins und Häckels. Ihre Gesundheit besserte sich und sie konnte die Studien ihrer heranwachsenden Söhne überwachen. Mit ihrem ältesten Sohne Karl, der heute in der sozialwissenschaftlichen Litteratur einen Namen besitzt, verband sie bald die innigste Ideengemeinschaft. Der anregende geistige Verkehr mit diesem Sohne, vor allem aber die hereinbrechenden Ideen einer neuen Zeit, die sie begeisterten und entflammten, haben ihr die Feder in die Hand gedrückt.

‒ Die Alten und die Neuen. Rom. 2 Bde. 8. (357) Leipzig 1885, Reissner. n 6.–

‒ Helene. Rom. 8. (379) Stuttgart 1894, J. H. W. Dietz. n 4.–; geb. n 5.–

‒ Herrschen oder dienen? Rom. in 2 Bdn. 8. (843) Leipzig 1882, Reissner. n 10.–

‒ Madame Roland. Histor. Drama. 8. (91) Leipzig 1883, Polytechnische Buchhandlung, n –.80

‒ Stefan vom Grillenhof. Rom. 2 Tle. 8. (579) Leipzig 1881, Goldhausen. n 5.–; geb. n 6.–

‒ Viktoria. Rom. 2 Tle. in 1 Bde. 8. (307) Zürich 1889, Verlags-Magazin. n 5.–

Quelle:
Pataky, Sophie: Lexikon deutscher Frauen der Feder Bd. 1. Berlin, 1898., S. 414-415.
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