Nalli-Rutenberg, Frau Agathe

[75] *Nalli-Rutenberg, Frau Agathe, Berlin, Schöneberger Ufer 27, wurde in Berlin geboren, wo sie eine sehr glückliche Kindheit und Jugend verlebte. Ihre Erziehung wurde von ihrem Vater, der ein begeisterter Anhänger Pestalozzis war, geleitet. Schon früh trat die poetische Begabung Agathes hervor. Sie erzählte ihren Gespielen Märchen und Geschichten, welche sie selbst erfunden hatte. Ihr ganzes inneres Leben war ein beständiges Dichten, Träumen und Fabulieren. Kaum 15 Jahr alt, schrieb sie eine jener Geschichten, die sie sich selbst erzählt hatte, auf. So entstand ihr Erstlingswerk, die kleine Novelle: »Rosa«. Sie wurde im Feuilleton der Westfälischen Zeitung gedruckt und erschien später auch als Büchlein. Ihr folgte schon in der nächsten Zeit ein Roman: »Allan Orville« und dann ein Band Novellen. Nun trat eine Pause ein im Schaffen der jungen Schriftstellerin, da sich dieselbe mehr der Thätigkeit als Lehrerin, welche sie zu ihrem eigentlichen Berufe erwählt hatte,[75] widmete. Doch wurde sie ihrer Muse nicht ganz untreu. Kleinere und grössere Novellen erschienen im Laufe der Jahre in verschiedenen Zeitungen, wie im »Berliner Fremdenblatt«, in der »Norddeutschen Allgemeinen Zeitung«, in der »Frankfurter Didaskalia«, im »Fränkischen Kurier« u.s.w. Agathe lernte ganz Deutschland, die Schweiz, England, Frankreich, Italien kennen. In Rom vermählte sie sich mit einem Italiener, Fausto Nalli, der als Beamter an einer dortigen Bank angestellt war. In ihrem neuen, südlichen Vaterland lebend, blieb Frau Nalli doch stets in lebhaftem Verkehr mit der alten Heimat und oft kehrte sie auf längere Zeit in dieselbe zurück. Auf ihren Reisen hatte sie eine Fülle von interessanten Stoffen gesammelt, die sie nun zu verwerten begann. Während sie früher meist nur Erdichtetes aus ihrem Phantasieleben gebracht, schöpfte sie jetzt aus dem wirklichen Leben, in ihren Erzählungen nur selbst Erfahrenes, selbst Gesehenes wiedergebend. Im Albert Goldschmidtschen Verlage, Berlin, erschien ein Bändchen ihrer neuen Novellen. Sie ist Mitarbeiterin am Berliner »Salonblatt«, an der »Modernen Kunst«, an einigen Frauenzeitungen u.s.w. Eine Sammlung von Erzählungen, Romanen, Novellen und Skizzen von N.-R. ist in Vorbereitung und wird demnächst herausgegeben.

‒ Rosa. Leipzig, Heinr. Hübner.

‒ Was die Wellen rauschen. Neue Märchen. 8. (138 m. 5 Illustr.) Berlin 1896, C. Koepsel. 2. Aufl. 1898. U. d. Presse. kart. n 3.50

Werke s. auch Agathe Nalli.

Quelle:
Pataky, Sophie: Lexikon deutscher Frauen der Feder Bd. 2. Berlin, 1898., S. 75-76.
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