Preindlsberger-Mrazovič, Frau Milena

[152] *Preindlsberger-Mrazovič, Frau Milena, Serajevo, Bosnien, Cukovičgasse 7. Ihre Familie hat ihre Heimat in einem Dorfe Türkisch-Kroatiens, im Nordwesten des heutigen Bosnien, in welchem sie am 28. Dezember 1866 geboren wurde. »Die ›Rotmänntler‹, die im Jahre 1848 in Wien die kleinen Kinder spiessten, waren meine Verwandten,« bemerkt die Verfasserin, mit Sarkasmus. Zur Zeit der Okkupation dieses Landes durch Österreich-Ungarn war ihr Vater bosnisch-türkischer Landesbeamter. Schon als Kind zeigte Milena »Sinn für Höheres«. Sie wollte Virtuosin werden, spielte Klavier und komponierte mit zehn Jahren. Nach der Okkupation kam ihr Vater nach Serajevo. 1884 wurde daselbst die »Bosnische Post« gegründet, das einzige deutsche Blatt in diesem Lande. Milena wurde dessen Mitarbeiterin und fünf Jahre später übertrug die Regierung, nachdem die Eigentümer des Blattes kurz nacheinander starben, Frl. M. M. die Konzession, das Blatt und die damit verbundene Druckerei weiter zu führen. Das kaum achtzehnjährige Mädchen slavischer Familie und slavischer Erziehung war nunmehr Herausgeberin einer deutschen Zeitung, Besitzerin einer Buchdruckerei und eines Verlagsunternehmens. Sieben Jahre führte sie dieses verzweigte Geschäft mit Umsicht und Erfolg und verkaufte es schliesslich, um im November 1896 dem Wiener Chirurgen, nunmehrigen Primarius des Landesspitals in Serajevo, Landessanitätsrat Dr. Josef Preindlsberger die Hand zum Ehebunde zu reichen. Land und Leute ihres Heimatlandes, dessen entlegensten Gebiete sie zu Pferde durchforschte, kennt sie wie kaum eine Andere. Ihre Beobachtungen und Erlebnisse sind in den angesehensten Zeitungen Österreichs veröffentlicht, ebenso ist vieles der Reclam-Litteratur über Bosnien und Herzegowina aus ihrer Feder. Auch in dem vom Kronprinzen Rudolf ins Leben gerufenen und von der Kronprinzessin Stefanie weiter fortgeführten Werke »Österreich-Ungarn in Wort und Bild« hat das, was über die beiden Länder in dem Werke enthalten ist, M. M. geschrieben.

Werke s. Milena Mrazovič.

Quelle:
Pataky, Sophie: Lexikon deutscher Frauen der Feder Bd. 2. Berlin, 1898., S. 152.
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