VIII, 12. [632.] An Indra.[410] 398

Der Zehner (in Vers 2) ist Repräsentant einer Schar von zehn Halbgöttern, die den Indra bei seinen Kämpfen begleiten. Der Refrain ist (wie gewöhnlich) nur lose angeknüpft.


1. Welch Rausch, Indra, der stärkste ist,

vom Somatrunk erregteste,

Durch den du niederschlägst den Feind,

den wünschen wir.

2. Durch den du Schutz dem Zehner gabst,

dem eilenden, dem Glanzesherrn,

Dem Allerreger, und dem Meer,

den wünschen wir.

3. Durch den du vorwärtstriebst den Strom,

die grossen Wasser Wagen gleich,

Dass sie auf rechtem Wege gleich,

den wünschen wir.


4. Dies Lob geniess zur Freude dir

wie reines Schmalz, o Schleuderer,

Durch das du alsobald mit Macht

gewachsen bist.

5. Dies Lob, o der du Lieder liebst,

gleich einem Meere schwillt es an;

Durch all die Laben Indra bist

gewachsen du.

6. Der uns als Gott von ferne her

geführt hat zur Genossenschaft,

Wie Hiinmelsdunst dich breitend bist

gewachsen du.


7. Es wuchsen seine Lichter auf,

und in den Armen ihm der Blitz,

Als Erd' und Himmel sonnengleich

er kräftigte.

8. Sobald, o grosser starker Held,

du hundert Büffel aufgezehrt,

Da war's, dass deine Indramacht

sich kräftigte.

9. Den Frevler brennet Indra weg

wie mit der Sonne Strahlenglut;[410]

Wie Feuer, das den Wald verbrennt,

ward kräftig er.


10. Dies regelrechte Andachtslied,

dies neue eilet hin zu dir,

Anbetungsvoll und vielbeliebt,

es ist bereit.

11. Des Opfers gottgefäll'ger Spross

durchläutre stetig seine Kraft,

Durch Indra's Loblied ward er stark;

er steht bereit.

12. Des Freundes Spende dehnt sich aus,

so Indra auch zum Somatrunk,

Gleich wie das Beil in Pressers Hand,

ist sie bereit.


13. Ihm, den die muntre Sängerschar

durch Sprüche recht erheitert hat,

Ihm schwillt wie Butter in dem Mund

des Opfers Werk.

14. Und Indra, dem selbstleuchtenden

hat Lobsang Aditi erzeugt;

Zur Wonne, vielgepriesen ist

des Opfers Werk.

15. Es jauchzten ihm die Priester zu

zur Wonne, zur Verherrlichung,

Nicht widerstrebt sein Füchsepaar

dem Opferwerk.


16. Ob du beim Vischnu, Indra, dich

ob bei dem Trita Aptia,

Bei Maruts dich des Soma's freust

am Indusaft,

17. Ob du in weiter Ferne dich

erfreust, o Held, am Somameer,

Ergötz vor allen dich bei uns

am Indusaft,

18. Magst du des Pressers Beistand sein,

des Opfernden, o tapfrer Held,

An Sängers Spruch erlaben dich

am Indusaft.


19. Zum Heile preiset euren Gott,

den Indra, Indra fort und fort,

Um Opfers Segen zu empfahn,

sie drangen durch.[411]

20. Durch Opfer ihn, der Opfer liebt,

durch Soma ihn, der Soma schlürft,

Durch Lieder stärkten Indra sie;

sie drangen durch.

21. Voll Heil sind seine Führungen,

und reichlich seine Segnungen,

Dem Frommen schenkt er alles Gut;

sie drangen durch.


22. Den Indra hat die Götterschar

zur Vritratödtung ausersehn,

Ihm tönet zu der Sänger Chor

zu hoher Kraft.

23. Den grossen preisen wir mit Macht;

mit Loblied den, der Ruf erhört,

Erheben ihn mit Lieder Schall

zu hoher Kraft.

24. Den Erd' und Himmel nicht umfasst,

die Lüfte nicht, den Blitzenden,

Vor seinem Andrang bebt das All,

und seiner Kraft.


25. Als Indra dich zur Feindesschlacht

die Götter hatten ausersehn,

Da wuchs empor dein Füchsepaar,

das herrliche.

26. Als du den Stromverschliessenden,

den Vritra blitzend schlugst mit Macht,

Da wuchs empor dein Füchsepaar,

das herrliche.

27. Als Vischnu dann durch deine Kraft

der Schritte drei vollendete,

Da wuchs empor dein Füchsepaar,

das herrliche.


28.399 Als dein geliebtes Füchsepaar

an Grösse zunahm Tag für Tag,

Da schmiegten alle Wesen auch

sich eng an dich.

29.400 Als deine Marutscharen dann

um dich, o Indra, scharten sich,

Da schmiegten alle Wesen auch

sich eng an dich.

30.401 Als jene Sonn' am Himmel du

als helles Licht befestigtest,[412]

Da schmiegten alle Wesen auch

sich eng an dich.


31. Dies Preislied bringt, o Indra, dir

der Sänger dar mit frommem Sinn,

Das schwesterlich den Schritten folgt

beim Opferfest.

32. Und wenn in deinem Lieblingssitz

die Melker rauschen im Verein

In der Verehrung Mittelpunkt

beim Opferfest,

33. So gib uns, Indra, reiche Schar

an Söhnen, Rossen, Rindern auch

Auf ersten Wunsch als Priester du

beim Opferfest.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1876, [Nachdruck 1990], Teil 1, S. 410-413.
Lizenz:

Buchempfehlung

Chamisso, Adelbert von

Peter Schlemihls wundersame Geschichte

Peter Schlemihls wundersame Geschichte

In elf Briefen erzählt Peter Schlemihl die wundersame Geschichte wie er einem Mann begegnet, der ihm für viel Geld seinen Schatten abkauft. Erst als es zu spät ist, bemerkt Peter wie wichtig ihm der nutzlos geglaubte Schatten in der Gesellschaft ist. Er verliert sein Ansehen und seine Liebe trotz seines vielen Geldes. Doch Fortuna wendet sich ihm wieder zu.

56 Seiten, 3.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Große Erzählungen der Frühromantik

Große Erzählungen der Frühromantik

1799 schreibt Novalis seinen Heinrich von Ofterdingen und schafft mit der blauen Blume, nach der der Jüngling sich sehnt, das Symbol einer der wirkungsmächtigsten Epochen unseres Kulturkreises. Ricarda Huch wird dazu viel später bemerken: »Die blaue Blume ist aber das, was jeder sucht, ohne es selbst zu wissen, nenne man es nun Gott, Ewigkeit oder Liebe.« Diese und fünf weitere große Erzählungen der Frühromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe ausgewählt.

396 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon