VIII, 20. [640.] Lied des Sobhari an die Maruts.

[425] In Vers 3 scheint der »schnelle Vischnu« mit Rudra gleich gesetzt (vgl. 556, 5.) Vers 8 ist nicht klar.


1. O kommt herbei und säumet nicht,

o gleichgesinnte, brechet auf, nicht bleibet fern,

Ihr, die ihr auch das Feste beugt.

2. Auf starkbeschienten, glanzbegabten fahrt herbei,

o Ribhuherrscher, Maruts ihr,

O vielbegehrte Rudra's heut mit Labetrunk

zum Opfer, hold den Sobhari's.


3. Wir kennen ja die starke Kraft

der regen Rudra's, der gewog'nen Marutschar,

Des schnellen Vischnu holder Schar.

4. Die Wolkeninseln stoben und das Unheil floh,

und Erd' und Himmel eintet ihr,

O Ring-geschmückte, eure Bogen drangen vor,

wenn ihr euch regt, o leuchtende.


5. Das Unbewegte auch erdröhnt,

die Berge und das Waldrevier bei eurer Fahrt,

Die Erde bebt bei eurem Gang.

6. Vor eurem Andrang klafft der höchste Himmel weit,

wenn, Maruts, eure Fahrt ihr macht,

Da, wo die Männer stark an Armen grosse Kraft

an ihren Leibern lassen schaun.


7. Die Männer fahren hin zum Schmuck

aus eigner Lust mit Ungestüm und schnellem Drang,

Aufrecht und kräftig von Gestalt.

8. Durch Milchtrank wird der Sobhari's Musik belohnt,

den ihr im goldnen Wagen führt,

Ihr schöngebornen, kuhentstammten, mächtigen,

verhelft zu Trunk uns und Genuss.


9. Auf bringt, o Salben-regnende,

nun eurer starken Marutschar die Opfer dar,

ihr, der mit Stieren fahrenden.

10. Mit stierbespanntem Wagen kommt, o Maruts, her,

der stark an Naben, stark sich zeigt,

O Männer kommt wie Adler fliegend schnell daher,

zu speisen unser Opfermahl.


11. Sie tragen alle gleichen Schmuck,

und Goldgeschmeide strahlt an ihren Armen rings,

Und ihre Speere glänzen hell.[426]

12. Die kräft'gen Helden, deren Arme kräftig sind,

sie hadern miteinander nie,

Auf ihren Wagen starke Bogen, Kriegsgeräth

und Glanz auf ihrem Angesicht.


13. Sie, deren Wesen wie das Meer

sich wogend ausdehnt allen einzig zum Genuss,

des Vaters Muth gleicht ihre Kraft.

14. Verehre, preise diese Maruts; denn sie sind

laut rauschend Rades Speichen gleich,

Von denen keine je die letzte ist, so sind

auch sie an Gaben und an Macht.


15.420 Wer glücklich war durch eure Gunst,

o Maruts, stets bei der vergangnen Morgen Schein,

Der wird fürwahr auch jetzt es sein.

16. Der Opferherr, zu dessen Opfergaben ihr,

o Männer, zum Genusse kommt,

Wird durch die Opferspenden und durch Geisteskraft

erlangen, Stürmer, eure Huld.


17. So wie des Rudra Söhne es

begehren, die des hohen Himmels Ordner sind,

so, jugendliche, soll es sein.

18. Die reich an Gaben selbst den Maruts kommen gleich,

und zu den gnäd'gen gehn im Chor,

Von denen auch, o jugendliche, wendet euch

mit holdem Herzen zu uns her.


19. Die jungen Stiere schreie an,

o Sobhari, mit neustem Lied die flammenden,

Wie sein Gespann der Pflügende.

20.421 Die kräftig wie ein vielbegehrter Ringer sind

bei allem Streit und Kampfgewühl,

Wie sehr berühmte, glanzbegabte Heldenschar,

die Maruts ehre mit Gesang.


21. Die Rinder auch, die euch verwandt,

durch gleichen Ursprung, gleichgesinnte Maruts, sind,

Belecken ihre Köpfe sich.

22. Der Sterbliche, o goldgeschmückte Tänzer, geht

euch an um eure Brüderschaft,

O kommt zu uns, o Maruts her; denn stets verbleibt

das Freundschaftsband, das uns vereint.
[427]

23. O Maruts, fahret uns herbei,

schöngebende, von eurer Marut-Arzenei,

verbundene Genossen ihr.

24. Durch die den Strom ihr fördert, und durch die ihr siegt,

durch die ihr hold dem Krivi seid;

Lustgeber seid zur Lust mit schönen Hülfen uns,

die ihr die ungetreuen hasst.


25. Die Arzenei im Industrom,

in der Asikni und im Meer, schönthronende;

Die, Maruts, in den Bergen ist,

26. Die führt allschauend alle unsern Leibern zu,

mit denen schafft Erquickung uns;

Zu Boden sinke unsres Kranken Siechthum auch,

o Maruts, heilt, was schadhaft ist.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1876, [Nachdruck 1990], Teil 1, S. 425-428.
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