VII, 101. [617.] An Pardschanja, den Gewittergott.[377] 372

Ueber Pardschanja vgl. Lied 437. Unser Lied ist mystisch dunkel gehalten, und gehört einer spätern Periode, die jedoch dem Abschluss der Sammlung vorangeht, an. Die drei Worte, denen Licht vorangeht (in Vers 1) und das dreifältige Licht (in 2) beziehen sich, wie es scheint, auf die dreifache Erscheinung des Agni, als irdisches Feuer, Blitz und Sonne, oder auf die drei Orte dieser Erscheinung, Erde, Luft und Himmel. Der lautbrüllende Stier (in 1) ist der donnernde Pardschanja, ebenso der Vater (in 3), sein Same der Regen, die Mutter die vom Regen getränkte Erde, der Sohn der von der fruchtbaren Erde genährte Mensch.


1. Drei Worte nenne, denen Licht vorangeht,

und die das nektarreiche Euter saugen,

Laut brüllt der Stier, sobald er ist geboren,

schafft junge Brut und Keime der Gewächse.

2. Der Mehrer der Gewächse und der Wasser,

der Gott, der über alle Welt gebietet,

Er reiche Schutz und Schirm der dreifach schirmet,

dreifältig Licht, das Zuflucht uns gewähret.

3. Bald ist sie ohne Frucht und bald gebiert sie,

und wie er will, gestaltet er den Leib ihr;

Des Vaters Samen nun empfängt die Mutter,

durch ihn erstarkt der Sohn und auch der Vater.

4. In welchem alle Wesen sind gegründet,

drei Himmel, dreifach auch die Wasser rannen,

Um ihn den starken fliessen drei der Kufen,

die ringsumher von süssem Safte träufeln.

5. Dies Spruchlied sei dem herrschenden Pardschanja

im Herzen lieb, er mög sich dran erfreuen;

Lustreiche Regen seien unser Antheil

und fruchtbeladne Kräuter, gottbeschirmet.

6. Er ist der Stier, der alles stets befruchtet,

der Odem dessen, was da steht und wandert;

Dies Opfer schütze mich auf hundert Jahre.

Ihr Götter, schützt uns stets mit eurem Segen.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1876, [Nachdruck 1990], Teil 1, S. 377-378.
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