I, 62. An Indra.

[65] Der Sohn in Vers 9 ist Indra, der hier als Sohn des Himmels und der Erde aufgefasst ist; die Schwestern in V. 10 sind die vereinten unversiegbaren Ströme der Erde.


1. Ein Preislied weihn wir andachtsvoll dem starken,

dem Liederfreund wie Angiras ein Loblied;

Lasst Sang uns singen dem berühmten Manne,

mit Hymnen ihm, der Lob verdient und Ehre.

2. Dem grossen traget euer gross Gebet vor,

laut tönenden Gesang dem kraftbegabten,

Durch den des Weges kundig unsre Ahnen,

die Angiras, durch Lied die Kühe fanden.

3. Auf Indra's und der Angirasen Antrieb

fand Sarama für ihre Kinder Nahrung,

Fels spaltend fand Brihaspati die Kühe,

die Männer jauchzten mit den morgenrothen.

4. Mit Jubelruf mit lautem Schall zerbrachst du

mit sieben Sängern, mit der Schar der Neuner

Den Fels mit Krachen, o gewalt'ger Indra,

die Wolkenhöhle mit den raschen Zehnern.

5. Von Angiras gerühmt, enthülltest, hehrer,

das Dunkel du durch Morgen, Sonne, Strahlen,

Du Indra dehntest aus der Erde Rücken,

befestigtest den untern Raum des Himmels.

6. Und das ist seiner Werke allerstärkstes,

die schönste Wunderthat des wunderbaren,

Dass an dem Abhang er die untern Ströme,

die vier von süssem Honig flutend füllte.

7. Zwiefach enthüllte er die urgebornen,

verschwisterten mit Preisgesängen rastlos,

Wie Bhaga trug er in dem höchsten Weltraum

das Frauenpaar, die beiden Welten, kraftvoll.

8. Stets wandeln um den Himmel, um die Erde,

an Farbe ungleich, neu sich stets verjüngend,

Nach ihrer Art mit schwarzem, rothem Schmucke

die Nacht und Morgenröthe nacheinander.[65]

9. Schönwirkend reich an Wunderkraft bewahrte

der Sohn mit Kraft die unversehrte Freundschaft;

In rohe Kühe legtest du die gare,

die weisse Milch in schwarze und in rothe.

10. Die Götter wahren stets die heil'ge Ordnung,

mit Kraft die ew'gen Ströme, die vereinten;

Die vielen tausend Schwestern, sie verehren

den kühnen Helden wie vermählte Frauen.

11. Die alten Lieder eilen neu, o hehrer,

zu dir voll Andacht preisend, Gut begehrend,

Wie voll Begier die Frauen zu dem Gatten,

liebkosend dich, o starker, die Gesänge.

12. In deinem Arme dauern stets die Güter,

o hehrer, nie verkümmern noch vergehn sie;

Du, Indra, bist gewaltig, glanzreich, weise;

o stärke, starker, uns mit deiner Stärke.

13. Ein neu Gebet hat, Indra, dir, dem alten,

dem Füchseschirrer, der uns herrlich leitet,

O starker, Nodhas Gotama bereitet.

Der huldvoll sorget, komme früh am Morgen.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1877, [Nachdruck 1990], Teil 2, S. 65-66.
Lizenz:

Buchempfehlung

Stramm, August

Gedichte

Gedichte

Wenige Wochen vor seinem Tode äußerte Stramm in einem Brief an seinen Verleger Herwarth Walden die Absicht, seine Gedichte aus der Kriegszeit zu sammeln und ihnen den Titel »Tropfblut« zu geben. Walden nutzte diesen Titel dann jedoch für eine Nachlaßausgabe, die nach anderen Kriterien zusammengestellt wurde. – Hier sind, dem ursprünglichen Plan folgend, unter dem Titel »Tropfblut« die zwischen November 1914 und April 1915 entstandenen Gedichte in der Reihenfolge, in der sie 1915 in Waldens Zeitschrift »Der Sturm« erschienen sind, versammelt. Der Ausgabe beigegeben sind die Gedichte »Die Menscheit« und »Weltwehe«, so wie die Sammlung »Du. Liebesgedichte«, die bereits vor Stramms Kriegsteilnahme in »Der Sturm« veröffentlicht wurden.

50 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon