Botocūden

[131] Botocūden, ein ganz rohes Volk, welches die Urwälder zwischen dem Rio Pardo u. Rio Doçe mit Ausschluß der Küstenstriche im östlichen Theile Brasiliens bewohnt. Sie gehen nackt u. durchbohren Unterlippe u. Ohren, um darin große Holzpflöcke (portugiesisch Botoque, daher der Name) zu befestigen, sind geschickte Bogenschützen u. ertragen alle Anstrengungen, selbst Hunger u. Durst, mit Ausdauer, leben fast ausschließlich von dem Wilde, das sie erlegen, u. sollen auch Menschenfleisch essen; sind treulos, aber kühn u. werden noch gegenwärtig gefürchtet. Früher wohnten sie bis zu den Küsten herab, wo die portugiesischen Ansiedler öfter blutige Kämpfe mit ihnen zu bestehen hatten. Sie leben in Banden unter Anführern (Capitam), die jedoch nur dem Feinde gegenüber Einfluß üben. Die B. nennen sich selbst Engeräckmung; bei den älteren portugiesischen Schriftstellern führen sie den Namen Aymorés, Aimborés od. Amburés. Von den B. am Flusse Ilheos war zu Anfang des 19. Jahrh. nur noch ein kleiner Rest unter dem Namen Guerens übrig, ist aber jetzt ausgestorben. In der neueren Zeit ist es der brasilianischen Regierung gelungen, einen kleinen Theil des Volkes anzusiedeln. Die ersten näheren Nachrichten über das Volk u. seine ganz eigenthümliche Sprache lieferte der Prinz Maximilian von Neuwied in seiner Reise nach Brasilien, Frkf. 1819–21, 2 Bde.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 131.
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