Brahmapūtra

[171] Brahmapūtra, Zwillingsstrom. des Ganges in Ostindien, entspringt nach englischen Geographen in dem Schneegebirge Dung-dju-gangri, dem Ostende des Himalaya, unter 28°31' u. Br. u. 97°20' östl. L. (von Greenwich) im Lande der Mishmis, führt in seinem oberen Laufe den Namen Lohit, tritt beim Dorfe Soom in Assam ein u. nimmt hier erst den Digarn, dann den Dibong u. alsbald den Dihong auf. Letzterer Zufluß ist als der eigentliche Quellstrom des B. zu betrachten, da er in Tibet an der Nordseite des Himalaya unweit des Manarasees u. der Indusquellen unter 39°[171] 15' u. Br. u. 82° 5' östl. L. entspringt u. ganz Tibet parallel dem Himalaya von W. nach O. unter dem Namen Yarn-dsang-podziu durchströmt, ehe er sich nach einem 220 geogr. Ml. langen Laufe mit dem Lohit u. Dibong vereinigt. Der vereinigte Strom, welcher sich jedoch bald in zwei, sich nach 14 Ml. langem Laufe wieder vereinigenden Arme, den Booree-Lohit u. Dihing, spaltet, durchfließt nun ganz Assam gegen 50 Ml. bis zur Stadt Gaulpara, wo er in Bengalen eintritt. Sich bei Rangmat nach S. wendend, durchströmt er in seinem unteren Laufe dieses Land etwa 85 Ml., worauf er sich in drei mächtigen Mündungen, dem Hattia in O., dem Shabazpore in der Mitte u. dem Gangesim W. in den Bengalischen Meerbusen ergießt. In seinem Unterlaufe führt er den Namen Meghna. Schon bei Shirpur, nachdem der B. um die Garrowberge herum in das Bengalische Tiefland eingetreten, beginnt die Spaltung des Stroms, welche sich weiter abwärts vervielfältigt u. ein Deltaland erzeugt, das mit dem des Ganges mehrfach verknüpft u. für die Binnenschifffahrt günstig ist. Die ganze Länge des Stromes beträgt 230 Ml., aber wenn man den Dihong als Quellstrom annimmt, etwa 400 Ml. Unter den Nebenflüssen sind rechts der Manasa, Gadâdhara u. Manschi; links der Dejong, Kopili, Rangas, Surma, Barak u. Gumti die bedeutendsten. Der B. ist ein heiliger Strom für den Hindu; Letzter wallfahret zu den Quellen, der Tibetaner zu den Mündungen; wo Ganges u. B. ihre Fluthen mischen, liegt eine der heiligsten Pagoden auf der Insel Ganga-Sagar.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 171-172.
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