Canzōne

[647] Canzōne (ital., fr. Chanson), 1) jedes Lied od. Liedchen; 2) (Poet.), lyrische Dichtart, provenzalischen Ursprungs, schon im 13. Jahrh. in Italien gebräuchlich, von Petrarca in bestimmte Form gebracht (daher C. Petrarchesca) u. von den Toscanern ausgebildet (daher C. Toscana). Ihre Stanzen sind aus 11- u. 7sylbigen Versen gebildet; der 1. Theil derselben zerfällt in 2 gleiche Hälften (Fronte, Piedi) mit correspondirenden Reimen; der 2. (Sirima, Volte) ist von freierer Bildung. Nach einer Reihe von 5–10 solcher Stanzen schließt die C. mit einer kleinen Stanze (Ripresa, Congedo, Commiato, Chiusa), worin der Dichter von seinem Liede Abschied nimmt u. ihm die Weisung des Ortes seiner Bestimmung gibt. Neben dieser regelmäßigen C. gab es schon früh die C. distēsa, wo die Verse der Strophe nicht reimten, sondern erst ihre Reime in den entsprechenden Versen der folgenden Strophen fanden. Einzelne Strophen verbanden die Dichter auch durch Anhänge u. Zusätze (Catene od. Monili). Die C. Anacreontĭca besteht aus kleineren Stanzen u. kürzeren Versen; die C. Pindarĭca (C. alla Greca), von kühnerem Schwunge u. freierem Metrum, wird getheilt in Volta, Rivolta u. Stanza od. Ballata, Contraballata u. Stanza, entsprechend der Theilung in Strophe, Antistrophe u. Episode in der griechischen Ode, u. wurde erst im 16. Jahrh. durch Luigi Alamanni eingeführt u. durch Chiabrera ausgebildet, welcher Letztere seine sehr willkürlich gebildeten C. auch Canzonette nannte. C. a ballo (Balleta), bis zum 16. Jahrh. eine der ältesten italienischen Dichtarten, beim Tanze gesungen. Deutsche C-n hat u.a. A. W. Schlegel gedichtet u. K. Förster petrarcische nachgeahmt. 3) Jede Melodie überhaupt, welche zum Thema für Variationen dient. 4) Sonst ein kleines Singstück für 4 u. mehr Stimmen.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 647.
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