Dilemma

[153] Dilemma (v. gr., Doppelsatz), eine Art der hypothetischen Schlüsse, bei welcher der Obersatz hypothetisch u. disjunctiv zugleich ist, im Untersatz aber die Disjunction im Hinterglied aufgenommen wird, um im Schlußsatz die Hypothese im Vorderglied (des Obersatzes) aufzuheben. Nach folgender Form: Wenn A wäre, so müßte entweder B od. C. sein; nun ist weder B noch C: also auch nicht A; z.B. wenn die Welt Übel enthält, so müßte Gott dieselben entweder nicht abwehren können, od. nicht wollen; nun ist beides mit dem Begriffe von Gott unvereinbar, also falsch: folglich enthält die Welt keine Übel. Diese Schlußart, auch Syllogismus cornutus (Hörnerschluß, weil er gleichsam 2 Hörner hat) genannt, deren man sich gern beim Disputiren bedient, kann leicht zu Blendwerken gemißbraucht werden. Ist die Disjunction des Obersatzes 3-, 4- od. 5gliederig, so heißt der Schluß Tri-, Tetra- od. Pentalemma (3-, 4–5 gehörnter Schluß); ist sie überhaupt mehrgliederig, so heißt er ein Polylemma. Dilemmatisch, in Form eines Dilemma, verfänglich.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 5. Altenburg 1858, S. 153.
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