Dreicapitelstreit

[304] Dreicapitelstreit, Streit über die Frage, ob die von dem Concil in Chalcedon 451 für rechtgläubig erklärten 3 Bischöfe: Theodor von Mopsuestia, Theoret von Kyros u. Ibas von Edessa (daher Drei Capitel der heiligen Punkte, Meinungen dieser Bischöfe), nicht vielmehr nestorianische Ketzer gewesen wären, was, um die Vereinigung der Monophysiten mit den Orthodoxen zu erleichtern, der Kaiser Justinian 544 durch ein Edict bestimmte, dazu überredet durch den origenistisch gesinnten Theodoros Askidas, Bischof von Cäsarea, welcher sich dadurch an den Orthodoxen rächte u. die Aufmerksamkeit von der verfolgten origenistischen Richtung abwenden wollte. Die orientalischen Bischöfe unterwarfen sich; die occidentalischen u. afrikanischen widersprachen aus Ehrfurcht gegen die chalcedonischen Beschlüsse; der Papst Vigilius fügte sich 548 dem Edicte, wollte aber ein zweites, worin der Kaiser jene 3 Bischöfe 551 abermals verdammte, nicht annehmen, daher das Concil in Constantinopel 553 mit allen Anhängern der 3 Capitel auch ihn excommunicirte; doch trat er wegen der Siege des kaiserlichen Heeres in Italien 554 dem Concil bei. Vertheidiger, unter denen die Afrikaner Fulgentius Ferrandus u. Liberatus, Diakon in Carthago, Facundus, Bischof von Hermione (Hauptschriftsteller für die 3 Capitel), u. Victor, Bischof von Tunes, u. der römische Diakon Rusticus dafür schrieben, behielten die 3 Capitel noch lange im Occident.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 5. Altenburg 1858, S. 304.
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