Fontanēll

[409] Fontanēll (Fonticulus), künstliches Geschwür in der Haut an einer schicklichen Stelle, am gewöhnlichsten am Oberarme unter dem Deltamuskel, auch an der Wade, am Oberschenkel etc., durch Ätzmittel, ein kleines spanisches Fliegenpslaster od. auch einen kleinen Hautschnitt bewirkt, worein man ein Kügelchen von Epheuholz od. Violenwurz (Fontanellkügelchen), od., noch einfacher, eine Erbseod. kleine unreife Pomeranze, od. auch mehrere, darüber ein kleines Heftpflaster, eine kleine Compresse u. dann eine kleine Binde od. eigene u. mit Agraffen etc. versehene Apparate (Fontanellapparate) legt u. dann bei täglicher Erneuerung der Einlagen die Wunde eine Zeit in Eiterung erhält. Sie wurden vorzüglich in früherer Zeit von ganz vorzüglichem Nutzen geglaubt, wo es galt sogenannte Ableitung eines Krankheitsstoffes nach außen od. einen Gegenreiz bei einer krankhaften Affection zu bewirken, u. ebenso hielt man für bedenklich, alte F-e, an welche sich die Natur, so zu sagen, gewöhnt hatte, zuheilen zu lassen.

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Pierer's Universal-Lexikon, Band 6. Altenburg 1858, S. 409.
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