Hämatīn

[893] Hämatīn (Chem.), C44H22N3O6Fe, der rothe Farbstoff des Blutes aller Wirbelthiere, es findet sich in dem Inhalt der rothen Blutkörperchen (s.u. Blut A) a). In reinem Zustande stellt es eine dunkelbraune, schwach metallisch glänzende, geruch- u. geschmacklose Masse dar, welche unlöslich in Wasser, Alkohol u. Äther ist, löslich in alkalischen Flüssigkeiten, in Alkohol, welcher mit Schwefelsäure od. Salzsäure vermischt ist, dagegen löst es sich nicht in angesäuertem Wasser. Die ammoniakalische Lösung des H-s wird durch Silber-, Blei- u. Kupferoxydsalze gefällt; Kohlensäure, Sauerstoff u. Stickoxydgas verändern die Farbe nicht, schwefliche Säure färbt die Lösung hellroth, Schwefelwasserstoff dunkler. Leitet man in mit Wasser vermischtes H. Chlorgas, so bildet sich Eisenchlorid unter Abscheidung weißer Flocken, nach Mulder einer Verbindung von chloriger Säure mit eisenfreiem H.; leitet man trockenes Chlorwasserstoffgas über trockenes H., so erhält man eine violette, in Wasser[893] u. Alkohol lösliche Masse, wird dagegen Chlorgas über trockenes H. geleitet, so entsteht Chlorhämatin, C44H22N3O6FeCl6. Schwefelsäure entzieht dem H. unter Wasserstoffentwicklung u. Bildung von schwefelsaurem Eisenoxydul alles Eisen, das so eisenfrei dargestellte H. ist bis auf den Eisengehalt dem unveränderten vollkommen gleich zusammengesetzt. Charakteristisch für das H. ist das von Persoz zuerst beobachtete Verhalten zu wässriger unterchloriger Säure, dieselbe färbt das H. dunkel, während alle anderen organischen Pigmente durch sie entfärbt werden. Auf diese Weise lassen sich z.B. Blutflecken bei gerichtlichen Untersuchungen leicht nachweisen; man gibt als gewöhnliches Mittel an, durch Behandeln der Blutflecken mit schwefelsäurehaltigem Alkohol das H. darzustellen u. aus dessen rother Farbe auf die Gegenwart von Blut zu schließen; der sicherste Weg ist aber der, die fraglichen Flecken an Metall, Holz, Kleidern etc. mit einem seinen Messer sorgfältig abzuschaben u. einen Theil davon unter das Mikroskop zu bringen; gibt man dann unter das Deckblättchen ein wenig Wasser, so erkennt man den fadenförmigen Faserstoff u. farblose Blutkörperchen, das H. der zerstörten rothen Blutkörperchen läßt sich aber leicht durch einen Tropfen wässriger unterchloriger Säure nachweisen. Bemerkenswerth ist noch, daß Blutflecken bei Kerzenlicht, wenn dasselbe unter einem Winkel von 45° auf sie fällt, dunkelroth leuchten u. eine charakteristisch rauhe Oberfläche zeigen.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 7. Altenburg 1859, S. 893-894.
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