Hämatinōn

[894] Hämatinōn, bei den Alten eine Glasmasse für Prunkgefäße, Mosaiken etc. die von Plinius (Hist. Nat. 36, 26) beschrieben u. ziemlich häufig in den pompejanischen Ausgrabungen gefunden wird. Das H. ist ein rothes undurchsichtiges Glas, härter als gewöhnliches Glas u. nimmt eine schöne Politur an. Durch Schmelzen auf gewöhnliche Weise geht die rothe Farbe verloren u. läßt sich durch keinen Zusatz wieder herstellen. Es enthält kein Zinn u. außer Kupferoxydul keine färbende Substanz. Alle Versuche der neueren Chemiker, das antike H. darzustellen, sind gescheitert (der italienische sogenannte Porporino ist dem H. sowohl in Bezug auf die Farbe, als auch in Bezug auf andere physikalische Eigenschaften u. durch seine chemische Zusammensetzung durchaus unähnlich). Pettenkofer in München ist es endlich geglückt, durch Analyse des H. u. darauf basirte synthetische Versuche ein Verfahren auszumitteln, um das H. in beliebiger Menge zu erzeugen, so daß daraus Platten von jeder Größe gegossen u. Gegenstände aller Art an der Pfeife geblasen werden können. Das Wesentliche bei dem Verfahren ist die Vorsicht, daß die flüssige Glasmasse sehr langsam erkalte.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 7. Altenburg 1859, S. 894.
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