Hämatinōn

[674] Hämatinōn (Porporino, Purpurin, Glasporphyr, Galienum), rote undurchsichtige, harte, sehr politurfähige Glasmasse, die von den Alten zu Fußbodenmosaiken, Wandbekleidungen und Prunkgefäßen verwendet wurde. Pettenkofer erhielt eine solche Glasmasse durch Zusammenschmelzen eines Glases aus Kieselsäure, Kalk, Bleiglätte und Soda unter Zusatz von Kupferhammerschlag, Eisenhammerschlag und etwas Kohle. Die beim Erkalten leberbraune Masse färbt sich nach abermaligem Erhitzen bis zum Erweichen und sehr langsamem Abkühlen prächtig rot. H. enthält metallisches Kupfer, dessen Partikelchen so dicht nebeneinander liegen, daß sie eine gleichmäßig rote Färbung hervorbringen und das Glas undurchsichtig machen. Kayser erhielt ein reineres Rot bei Anwendung von 60 reinem Sand, 10 kalziniertem Borax, 10 kalzinierter Soda, 10 Kupferoxyd und 3 Eisenoxyduloxyd. H. läßt sich gießen und an der Glasmacherpfeife verarbeiten, auch schneiden und schleifen. Beim Umschmelzen geht die rote Farbe verloren und kann nicht wiederhergestellt werden. Wird bei der Darstellung ein Teil der Kieselsäure[674] durch Borsäure ersetzt, so enthält man eine dunkel schwarzrote Grundmasse mit prächtig funkelnden Kristallisationen. Dieser Astralit erinnert vielfach an das alte venezianische Avanturinglas (s. d.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 674-675.
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