Hiĕrax [1]

[364] Hiĕrax (Hierākas), aus Leoniopoiss in Ägypten gegen Ende des 3. Jahrh.; er war ein Gelehrter u. bes. als Kalligraph im Koptischen u. Griechischen berühmt; er verstand auch beide Sprachen u. soll die ganze Bibel auswendig gewußt haben. Er deutete die ganze Heilige Schrift allegorisch, nahm das Paradies u. den ersten Stand der Menschen nur bildlich, erklärte den Melchisedek für den heiligen Geist, setzte den Zweck der Sendung Christi in die Verbreitung einer reineren Sittenlehre u. predigte Keuschheit u. Enthaltsamkeit; den Kindern, die vor dem Gebrauch der Vernunft starben, sprach er die Seligkeit ab, weil Niemand Belohnung erhalten könne, der nicht gegen die bösen Begierden gekämpft habe; die Auferstehung des Körpers verwarf er; seine Schriften (Commentare über die Bibel u. geistliche Lieder, in griechischer u. koptischer Sprache) sind verloren. Seine Anhänger (Hierakiten) verbreiteten sich schnell unter den ägyptischen Mönchen, ließen aber bald von der, von ihm gebotenen Strenge nach u. verschwinden im 4. Jahrh. gänzlich.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 364.
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